Seither ist viel passiert. Demokratiedefizite, Sozialabbau, erstmalige Erwähnung bei den NachDenkSeiten, Ende meiner ersten Ehe, Arbeitslosigkeit, Finanzkrise, Copy & Paste-Minister, mein erstes Buch, Schwächung der EU, Stärkung der Fremdenfeindlichkeit, neues Leben in Hessen, neuer Arbeitsplatz, ein zweites Buch, Gauckiaden, Narkose durch Merkelismus, neuerliche Ehe, Heppenheimer Hiob, Ukraine-Eskalation, Flüchtlinge, neuerliches Ehe-Aus, Kriegsofferten, Terrorismus, deutsche Großmannssucht und so viel Narreteien mehr.
10,3 Millionen Zugriffe sind es mittlerweile geworden. Wobei die Statistik erst im Mai 2010 einsetzt. 86,4 Prozent der Leser kommen aus Deutschland. 3,1 Prozent aus den USA, die man auch mit NSA abkürzen kann. 2,2 Prozent aus Österreich und der Schweiz. Die meisten betreten ad sinistram via Firefox und benutzen Windows als Betriebssystem. Die Statistik bei Facebook gibt weiter Auskunft: 70 Prozent meiner Leser sind männlich. Der Großteil der männlichen Leserschaft ist zwischen 35 und 54 Jahren alt. Zwischen 45 und 64 liegt die Hauptlesergruppe bei den Frauen. Es folgen mir mehr Leute aus Wien als aus Dresden. So, genug der Zahlen, die keiner braucht ...
Mein lieber Schwan, war der erste Text schlecht. Ich habe ihn eben mal angeklickt, wollte nochmals schauen, mich erinnern, meine damaligen Gefühle nachempfinden. Auch da habe ich mich weiterentwickelt. Mein Anspruch ist ein anderer als damals. Ich dachte, ich beeinflusse ein wenig, könne zwar nicht die Welt retten, sie aber sensibilisieren. Das glaube ich nicht mehr. Zeiten ändern dich und sich. Meine Themen sind dieselben wie damals. Manches ändert sich nie. Was ich damals aber dachte: Es könnte noch Veränderung kommen, Besinnung und Schwenk. Alle paar Jahre ändere sich schließlich das Klima. Heute bin ich konsterniert. Ich denke nicht, dass es sich so ändert, dass wir uns zurücklehnen können. Der Wettbewerb ist schärfer geworden, die soziale Schieflage schiefer und dazu manövrieren wir uns an den Rand einer globalen Auseinandersetzung. Das westliche Jahrtausend ist vorbei - aber wir halten daran fest und erkennen die Notwendigkeit einer neuen globalen Ordnung schlicht nicht an.
Jetzt geht es für dieses Weblog ins neunte Jahr. Leben kann ich von diesem Projekt nicht. Aber es ist eine Grundlage. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Ich bedanke mich bei allen Unterstützern, die ich in all den Jahren hatte. Bei Freunden und Anhängern, bei Kritikern und Pissnelken, auch bei denen, die mir irgendeinen Krebs an den Leib wünschen. Selbst diese Leute helfen mir mit ihren Klicks und ihrer Anwesenheit. »Meinen Feinden verdanke ich die Hälfte meines Einkommens. Sie hassen mich so hingebungsvoll, daß es ne unterschwellige Liebesaffäre wird«, sagte einst ein dreckiger alter Mann. Ich mag den stinkenden Pegida-Trottel zwar nicht, aber seine Präsenz hier unterstützt eben genau jenes Linke, das er so penetrant ablehnt. Auch im neunten Jahr.