So titelt der Tagesspiegel heute: Senat sieht wachsende Feindseligkeit gegen Muslime.
Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) und der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening, möchten gegen die „wachsende Feindseligkeit“ gegenüber Muslimen vorgehen. „Erfahrungsberichte legen nahe, dass Diskriminierung insbesondere von muslimischen Frauen ein erschreckendes Ausmaß angenommen hat“, sagt Bluhm.
Richtig ist, dass gegen Diskriminierung vorgegangen – oder wenigstens darauf aufmerksam gemacht werden muss. Es ist auch zu begrüßen, dass es Antidiskriminierungsstellen geben soll – wobei fragwürdig ist, ob die nun unbedingt in den Moscheen der diversen islamischen Gemeinden einzurichten sind.
Richtig ist allerdings auch, dass ein Kollege von Frau Blum, nämlich Innensenator Körting, sehr kräftig mitdiskriminierte: „Wenn wir in der Nachbarschaft irgendetwas wahrnehmen, dass da plötzlich drei etwas seltsam aussehende Menschen eingezogen sind, die sich nie blicken lassen oder ähnlich, und die nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen, dann sollte man, glaube ich, schon mal gucken, dass man die Behörden unterrichtet, was da los ist.“ (Quelle) In einer Großstadt, deren Politiker sich nicht zu blöd dafür sind, ganze Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht zu stellen, wundert man sich also über Feindseligkeiten der Mehrheit gegen genau diese Minderheit?
…im Alltag sind es unbedachte Äußerungen, zu denen sich viele Menschen nur aufgrund eines Namens oder des äußeren Erscheinungsbildes verleiten lassen. Hier will das Netzwerk gegen Diskriminierung ansetzen, sensibilisieren und vor allem die Betroffenen auf ihre Rechte aufmerksam machen. Bisherige Ergebnisse präsentierte das Netzwerk am Mittwoch in der Senatsverwaltung für Integration. Die Dunkelziffer von Muslimen, die am Arbeitsplatz, in der Schule oder im sonstigen Alltag diskriminiert werden, ist hoch.
schreibt das Neue Deutschland dazu. Das klingt mir alles viel zu jubelnd. Weder Tagesspiegel noch ND gehen mit einem Wort darauf ein, dass die Mittel des Senats (insbesondere in der Amtszeit des Herren Sarrazin) für soziale und integrative Maßnahmen radikal gekürzt worden sind. Kein Wort darüber, dass sich durch die Terrorhysterie in diesem Land und in Berlin ein Klima entwickelt hat, dass Jedem und Allem, das fremd vorkommt, mit Misstrauen begegnet. Ich meine: begegnen soll.
Ich halte die Antidiskriminierungsstellen für notwendig und sinnvoll. Aber ich würde es begrüßen, wenn einige PolitikerInnen und auch JournalistInnen dorthin gehen würden. Nicht, um zu berichten, sondern um zu lernen. Ansonsten bleibt es – wie immer – bei pressewirksamen Sprüchen.
Nic