Nasenaffe in Malaysia
Kuching, die Hauptstadt Sarawaks, entäuscht uns ein wenig. Wahrscheinlich sind unsere Erwartungen zu hoch gesteckt, in diversen Bescheibungen ist von einer einzigartigen Melange zwischen Indochino-Flair und asiatischem Trendsetting die Rede. Auβerdem ist das Wetter an diesen drei Tagen ziemlich mies. Kuching selbst ist überschaubar. Die Jalan Carpenter ist der Bezugspunkt für chinesische Kaufleute, die zwischen Antiquitätengeschäften, Suppenküchen und buddhistische Tempeln hin und her wieseln. Während Little China durchaus seinen Reiz hat, bleibt uns dieser im anliegenden Little India verborgen. Hier scheint es vielmehr so zu sein, dass geschäftstüchtige Chinesen Ihre Läden von indischen Einwanderern bewirtschaften lassen, deren Kultur aber so gut wie unsichtbar bleibt. Im Umland von Kuching gibt es einige sehenswerte Ausflugsziele, die aber ein paar Tage Zeit und etwas Vorbereitung verlangen. So hätte uns der Besuch eines echten Longhouses und der Austausch mit den dort lebenden Einheimischen interessiert. Wenn einer unserer Leser diesbezüglich Erfahrungen gesammelt hat, würden wir uns über eine Mitteilung sehr freuen.
Alejandra bei der Besteigung des Mount Kibalu
Kota Kinabalu in Sabah ist sehr stark von den Philipinos geprägt. Sie sind zu Tausenden übergesetzt und hoffen darauf, dass ihnen die Groβinsel Borneo ein besseres Auskommen beschert. Nachts errichten sie am Hafen ihr Zeltdorf und laden zum köstlichen Meeresfrüchte-Grill ein. Ein paar Ecken weiter lassen wir uns breitwillig in eine düstere Bar hineinwinken und erleben, wie eine recht passable Band den Sing-Sang dreier Barbies in Strapsen und glitzernden Haarreifen begleitet. Zwei Gin-Tonics später sind wir dann allerdings auch froh, uns ins Taxi zurück zum Hotel fahren zu lassen, da erwartet uns bereits die nächste Überraschung: der Taxifahrer schiebt über beide Ohren strahlend eine Karaoke-DVD in den leuchtenden Schlitz, auf dem für alle gut sichtbaren Bildschirm wird noch ein Countdown heruntergezählt und nun singen wir aus voller Brust … Engelbert! Dabei hat der Taxifahrer so einen Spaβ, dass wir es fast bedauern, als wir eine halbe Stunde später aussteigen und ihn nicht länger unterstützen können. Aber wir müssen unsere Kräfte sammeln, denn am nächsten Tag steht ein echtes Abenteuer an…Mount Kinabalu ist mit 4.095 Metern der höchste Berg Südostasiens. Um die Herkunft des Namens ranken sich gleich mehrere Legenden, wonach eine chinesische (Kina) Witwe (Balu) den Gipfel ein ums andere Mal erklomm, um nach dem Schiff ihres in die Heimat zurückgekehrten Ehemanns Ausschau zu halten. Der Ausblick bei Sonnenaufgang geht in der Tat weit hinaus, er reicht über ganz Borneo und bis zu den umliegenden Inseln. Vor einigen Jahren hatten wir nach einer viertägigen Wanderung entlang des Inkatrails bereits den Macchu Pichu in Peru bezwungen und fühlen uns daher auch zu diesem Abenteuer in der Lage. Trotzdem sind wir froh, dass uns kurzfristig die Umbuchung auf den Timpohon Trail gestattet wurde. Der von uns zunächst gewählte Mesilau Trail soll zwar etwas schöner und ursprünglicher, dafür aber auch länger und laut übereinstimmenden Aussagen von Lonely Planet und Kennern vor Ort nichts für normalkonditionierte Erstbesucher sein. An der auf 1.800 Meter Höhe gelegenen Basisstation werden die Formalitäten geregelt und die Guides zugeteilt. Ein etwa 1,50 Meter groβer, robuster Malayo Namens Jemin macht sich dann auch sogleich an die Arbeit unsere Habseligkeiten für die kommenden zwei Tage zu verstauen. Unsere Begleitung soll hingegen seine kleine Tochter sein, die weder Englisch spricht noch sonstwie in der Lage ist, uns zu führen. Vielmehr ist es andersherum, wir machen uns nach einigen hundert Metern Aufstieg ehrliche Sorgen um ihr Durchhaltevermögen. Damit ist es allerdings auch bei uns nicht zum allerbesten bestellt, erste Kopf- und Magenschmerzen sind wohl auf die dünner werdene Luft zurückzuführen. In Peru konnten wir uns einige Tage in Cuzco an die Höhe gewönnen, hier überbrücken wir1.500 Meter Höhenunterschied an einem einzigen Tag. Dazu regnet es immer wieder lange Binnfäden und wir fangen an zu bereuen, uns bzgl. Praxis und Ausstattung nicht besser vorbereitetzu haben. Immerhin, wir schaffen die Tagesetappe bis Laban Rata (3.300M) und genieβen dabei das fantastische Panorama vor allem oberhalb der Baumgrenze. Nach heiβem Tee und Rührei mit Toastbrot ist um 18 Uhr Zapfenstreich, denn um 01:30 in der Nacht werden wir zum Gipfelsturm geweckt. Was wir dann erleben, ist viel Sturm und wenig Gipfel, denn ersterer verhindert die Besteigung des letzteren. Wir schlafen also noch ein Weilchen und machen uns dann gegen 8 Uhr morgens bereit zum mühsamen Abstieg. Obwohl wir sicherlich die richtige Entscheidung getroffen haben, den letzten Teil der Tour auszusparen, wurmt es uns natürlich schon auf den glorreichen Moment auf dem Gipfel verzichten zu müssen. Unser Fazit: die Besteigung des Mount Kinabalu ist auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, um den Gipfel zu erreichen braucht man aber zumindest ein bisschen Übung, gute, funktionale Kleidung und ein etwas Glück mit dem Wetter. Was man sich hingegen auf jeden Fall schenken sollte ist der langwierige Abstecher zu den Hot Springs „um die müden Glieder zu erholen“ (Werbung örtlicher Reisebüros). Die Thermalbäder sind wenig mehr als eine Ansammlung von in einem Park aufgestellten Wasserbecken, die den Malayos ein Ersatz für die fehlende Badewanne zu Hause zu sein scheinen.
Hätten wir mehr Zeit gehabt, wir wären sicherlich in das Danum Tal im Herzen Sarawaks gefahren, um dem skurrilen Nasenaffen aufzuspüren. Verwechselungen hat es dem Vernehmen nach trotz des zur gleichen Zeit anwesenden britschen Prinzenpaars William & Kate nicht gegeben. Und dann wäre da noch Sipadan, wo wir zunächst einen dreitägigen Aufenthalt auf einer Bohrinsel-ähnlichen Taucherplattform geplant hatten. Das Gebiet gehört zu den zehn besten Tauchrevieren der Welt und die Artenvielfalt auf bis zu 40 Tiefe soll trotz gut gefüllter Sauerstoffflaschen geradezu atemberaubend sein.
Auch eine noch so kurze Abhandlung über Borneo wäre nicht komplett ohne den Regenwald zu erwähnen. Auf Borneo findet man etwa 10% des weltweit noch existierenden Regenwaldes. Allerdings ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts die Hälfte dieses Klimaregulierers auf Borneo verschwunden. Schuld sind Brandrohdung und Monokulturen, um Palmöl zu gewinnen und den vermeintlich gut gemeinten Hunger nach alternativen Energien zu stillen. Eine ganze Mafia betreibt die massive, illegale Abholzung riesiger Waldgebiete und enzieht vom Aussterben bedrohten Tierarten wie Orang-Utan und Sumatra-Tiger die Lebensgrundlage. In den vergangen Jahren ist das Problembewusstsein glücklicherweise etwas gestiegen und diverse Schutzprojekte finden immer mehr Interesse und Zulauf.
Regenwaldabholzung auf Borneo
Mehr Informationen unter: http://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/regionen-weltweit/indonesien-malaysia/eine-biologische-schatzkammer/