Geiz ist in fast allen wichtigen Lebensbereichen nicht geil, sondern zuweilen lebensgefährlich. Warum deutsche Fluggäste unbekümmert den Billigfluglinien wie Ryanair vertrauen, ist unter diesem Gesichtspunkt ein Rätsel. Schaltet der Geiz das Gehirn aus? Billigtickets, liebe Geizhälse, werden nicht einfach nur daher gezaubert; quasi per Beschluss aus dem Nichts, sondern sind Ergebnis extremer Sparmaßnahmen. So wird bei Ryanair nicht nur bei den Gehältern des Flugpersonals und der Piloten krankhaft gespart, sondern auch beim Kerosin. Gegen die irische Billigfluggesellschaft laufe wegen Notlandungen in Valencia Ermittlungen.
Es gibt Vorwürfe, ihre Piloten würden unter Druck gesetzt: Sie sollten weniger Kerosin auftanken, um Kosten zu sparen. Die übliche Flugreserve für unvorhersehbare Zwischenfälle war damit nicht mehr gegeben, als es wegen schlechten Wetters zu Verzögerungen beim Flugbetrieb des Airports Madrid kam. Vielleicht ist die internationale Luftfahrt am Donnerstag nur knapp einer großen Katastrophe entgangen.
Die Lotsen im Tower von Madrid Airport sperrten wegen eines Gewittersturmes den Luftraum für einfliegende Jets. Die Piloten wurden angewiesen, Kurs auf Valencia zu nehmen – eine Flugstunde weg an der Ostküste. Dies dürfte eigentlich kein Problem sein für die Maschinen; sie haben ja – wie man annehmen musste – genügend Reservekraftstoff an Board.
17 Maschinen drängten jetzt nach Osten. Drei Boeing 737 der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, die die Umleitungsweisung vom Kontrollturm in Madrid erhalten haben, mussten über Valencia in die Warteschleifen. 60 Minuten kreisten ihre Flugzeuge. Das behauptete Ryanair. Ohrenzeugen an den Funkgeräten wollen es aber anders in Erinnerung haben. Auf jeden Fall melden sich die Piloten: „Mayday, mayday, we are low on fuel“. Kein Sprit mehr meldeten die Piloten. Der Notfall war gegeben. Valencia gab bevorzugte Landeerlaubnis.
Das spanische Verkehrsministerium hat mittlerweile Ermittlungen gegen Ryanair eingeleitet. Spanische Verbraucherverbände kritisieren das Unternehmen massiv. Auf Kosten der Sicherheit wurde gespart, um mehr Profit zu machen. Der Bogen wurde damit eindeutig überspannt. Ein Verfahren könnte, im äußersten Fall, ein befristetes Landeverbot auf spanischen Flughäfen zur Folge haben.
Unserem Verkehrsminister Ramsauer müsste dies von Amts wegen eigentlich dringend interessieren. Aber bislang gab es keine Kommentare aus dem Ministerium. Auch unsere (Vorm)Verbraucherschutzministerin Aigner fühlt sich nicht aktiviert.
Einzig der Kunde hat wohl die Macht, die skandalösen Zustände zu ändern: er braucht dazu nur sein Leben den etwas teueren, dafür aber sicheren, Fluglinien anzuvertrauen. Dafür müsste allerdings die Geiz ist geil Philosophie dringend … äh … überarbeitet werden.
Vernunft und Herz wünscht euch gedankensindfreier