“Der Mensch ist das einzige Wesen, das im Fliegen eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann.” (Loriot)
Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass sich Tag ein Tag aus schlaue Köpfe bei sämtlichen Airlines den Kopf zerbrechen, womit man insbesondere auf Langstreckenflügen zusätzlich Geld verdienen oder einsparen kann. Vorbei sind die guten alten Zeiten, in welchen für den Touristen in der Holzklasse Getränke, Essen und Entertainment an Bord eine Selbstverständlichkeit waren. Als Gast in der Economy-Klasse wird man mittlerweile auf jedem Flug aufs Neue überrascht und das meist in unangenehmer Art und Weise.
Das beginnt bereits beim groß beworbenen WebCheckIn, welcher in den ersten Stunden natürlich erst einmal ein paar Euro kostet. Wenige Stunden vor dem Abflug ist er dann zwar meist kostenlos, aber die guten Plätze sind in der Regel weg und wenn mal ganz viel Pech hat bekommt man nicht mal mehr zwei Plätze nebeneinander.
Aber das ist nur ein Beispiel, wie die Abzocke beim Flug bereits vor dem eigentlichen Aufenthalt an Bord beginnt. Auf diesem Weg können die Airlines ganz einfach die von der EU vorgeschriebene Angabe des Endpreises bei der Buchung eines Fluges leicht umgehen. Man nennt es einfach Zusatzleistungen und klopft sich dafür mit vor Stolz geschwelter Brust in den Kreativschmieden der Fluggesellschaften gegenseitig auf die Schultern. Ich selbst habe den Eindruck, dass sich so manche Stewardess mit dem Kreditkartenleser mittlerweile besser auskennt, als mit dem Rest der Technik in der Flugzeugkabine.
Hier drei ganz besondere Beispiele von dem, was ich auf meinen Flügen schon erlebt habe:
Letzten November flog ich zu einer Nilkreuzfahrt nach Ägypten, Zubringer war die deutsche Condor. Als die Stewardess mit dem Getränke-Trolley an mir vorbei kam dachte ich mir, es wäre mal wieder Zeit für etwas anderes als Wasser, Cola, Kaffee oder Tee. Alkohol bestelle ich grundsätzlich nicht im Flugzeug, da dies dem Körper nicht gut tut. Und mein geliebtes Bitter Lemon traue ich mich schon gar nicht mehr bestellen, hier wird man schon lange zur Kasse gebeten. Nun kostet aber auch schon der im Flugzeug so beliebte Tomatensaft 3,50 Euro!
Volltreffer Condor – ich war so verdutzt, dass ich natürlich brav bezahlt habe. In Zukunft werde ich Tomatensaft von meiner persönlichen Getränkekarte im Flugzeug streichen… zumindest bei Condor!
Ende Januar stand dann ein Langstreckenflug nach Mauritius an, vom Flughafen München ging es in gut elf Stunden direkt nach Port Louis. Eine lange Zeit in diesen unangenehm engen Sitzen. Zu meiner großen Freude befand sich jedoch im Sitz vor mir ein kleiner Bildschirm. Als Technikfreak schaltet man das Teil natürlich sofort ein und surft durch das Menü. Eine wirklich tolle Auswahl an Musik, Serien und Filmen gab es da, manche sogar ganz frisch aus dem Kino. Es hat ein wenig gedauert bis ich kapiert habe, dass nur die Musik, ein Film und eine Serie frei verfügbar waren. Es waren natürlich die langweiligsten und schlechtesten in der gesamten Auswahl. Für schlappe acht Euro erwarb ich also gezwungenermaßen ein sogenanntes Premium-Entertainment Ticket um für den langen Flug kurzweilige Unterhaltung zu haben…
Hierzu der Text von der Condor Webseite:
http://www.condor.com/de/fluginfos/an-bord/bordunterhaltung.jsp
“Auf Langstreckenflügen mit unserer Boeing 767 Flotte steht Ihnen in allen Klassen ein persönlicher Monitor zur Verfügung, über den Sie Ihr individuelles Unterhaltungsprogramm zusammenstellen können. Unser aktuelles Premium Entertainment Programm umfasst 30 Spielfilme, über 50 TV-Serien und ein abwechslungsreiches Musik-Angebot, bestehend aus 24 Radioprogrammen sowie mehreren Hundert Audio-CDs sämtlicher Genres.
Gästen der Condor Business Class sowie Premium Economy Class steht das umfangreiche Premium Entertainment ohne Aufpreis zur Verfügung. Gäste der Economy Class haben Zugang zu einem Spielfilm, einer TV-Episode sowie dem Musik-Angebot. Für das komplette Premium Entertainment bieten wir Ihnen an Bord einen Zugangscode zum Preis von nur 8,00 Euro an. Günstige Vorzugspreise ab 4,99 Euro sind direkt bei Ihrer Flugbuchung oder bis 8 Stunden vor Abflug online oder über unsere Kundenhotline buchbar.”
Was lernen wir daraus? Vorab buchen um später nicht zu fluchen! Oder gleich ein paar hundert Euro mehr für eine höhere Klasse ausgeben.
Meine persönliche Lehre daraus ist, dass ich mein Apple iPad wieder öfter auf lange Flüge mitnehmen werde. Zwar ist das umständliche bestücken mit iTunes immer eine nervige Sache, aber der Akku hält wirklich sehr lange und das Programm ist dann nur auf meine Bedürfnisse zugeschnitten und vor allem kostenlos. Wer also noch keinen Tablet-PC sein Eigen nennt dem sei gesagt: Diese Anschaffung lohnt sich für Vielflieger auf jeden Fall!
Aber das ist zumindest besser als gar kein Entertainment auf langen Flügen, wie etwa bei meinem Flug mit der TUIFly nach Boa Vista oder mit der amerikanischen Airline United.
Letztere waren mein bisheriges positives, aber auch negatives Highlight in Sachen Langstreckenflug. Der Interkontinentalflug zwischen München und Newark hatte ich ohne Aufpreis Economy Plus mit ein paar Zentimetern mehr Sitzabstand, ein gewaltiges Entertainment-Paket und zweimal Essen mit mehrfachem Getränkeservice in nur neun Stunden Flug. Super Service, Top Unterhaltung und genug Platz – so fliegt man gerne!
Der Flug zurück mit der United von Honolulu nach Newark war jedoch als Inlandsflug bei United deklariert, was erst einmal nicht schlimm klingt. Nachdem ich beim Hinflug schon so verwöhnt wurde freute ich mich auf den Rückflug und wurde bitter enttäuscht. Zweimal Getränke in neun Stunden, kein Essen und kein Inflight-Entertainment. Zumindest Snacks und Getränke konnte man gegen Gebühr erstehen, Entertainment war aber erst gar nicht vorgesehen. Im hinteren Bereich des Flugzeuges saß dann später auch eine leicht entnervte Stewardess, welche wohl genug hatte von den Fragen der Gäste. Der abschließende Flug zwischen Newark und München war dann wieder mit allem Komfort und entschädigte zumindest ein wenig.
Aber ich frage mich da ernsthaft: Was kommt als nächstes?
Münzeinwurf an der Bordtoilette? Aufpreis beim Gepäck über 10 Kilo? Jumpseat gegen Gebühr? Es bleibt auf jeden Fall spannend…
Diesen Sitz inklusive Kartenleser hier entdeckte ich übrigens letzte Woche auf dem Flug von der ITB 2015 in Berlin zurück nach München in einer Maschine der AirBerlin. Ich frag mich für welche teuflische Idee man hier künftig seine Kreditkarte durchziehen soll…
Der hat es gut, zahlt für nichts extra beim Flug…
Hier nun meine Fragen an Euch, liebe Leser:
Was sind Eure negativen Highlights in Sachen Abzocke über den Wolken?
Wofür habt Ihr schon mal völlig überraschend mehr bezahlt?
Ich bin gespannt auf Eure Kommentare!