Abwasch, Bügeln und Bücher einschlagen

Von Benno_thoenelt

Ich sammle keine Briefmarken, ich baue im Keller nicht an einer Modelleisenbahn und ich krieche nicht unter Fotofixautomaten, um zerrissene Fotos wieder zusammenzusetzen.

Ich schlage gerne Bücher mit Schutzfolio ein. Es ist eine für mich sehr befriedigende Beschäftigung. Und ich kann nachvollziehen, dass Menschen sich stundenlang ihren Hobbys widmen. Mein Bruder hat mir einmal erzählt, dass er zum Entspannen Lego-Ritterburgen zusammensetzt. Ich weiss nicht, ob er das immer noch tut, doch ich glaube jeder Mensch braucht so etwas. Eine Tätigkeit, in der er aufgehen kann. Etwas, bei dem er die Zeit vergisst und bei dem sein Atem und Geist sich beruhigt. Einen Konterpart zum tagtäglichen Leistungsdruck. Eine Betätigung, die nicht fertig werden muss, sogar nie fertig werden darf.

Dennoch gibt es Erfolgserlebnisse, ohne die eine Tätigkeit wohl nicht wiederholt werden würde. Beim Büchereinschlagen wird ein Buch für mich zu meinem Buch. Ich investiere etwas Arbeit und mache aus dem Buch, welches aussieht, wie viele tausend andere, etwas Individuelles. Zugegeben, ein Buch einzuschlagen, ist kein Kunstwerk, doch ich fühle mich danach besser. Das Buch ist nun besser geschützt und es fühlt sich einfach runder in meiner Hand an.

Beim Büchereinschlagen geht es immer um dieselben 4-5 Handgriffe. Und nach dem zehnten Buch kommt man langsam in eine meditative Stimmung und der Fluss beginnt.
So etwas ähnliches habe ich oft beim Abwasch machen oder früher beim Bügeln. Ich wasche die Gläser, ich bügele meine Hemden und das Leben sieht klarer, sauberer aus. Die kleinen Probleme habe ich einfach glattgebügelt. Sammelkarten sortieren oder neue Magic-Decks zusammenstellen hat mir in Vergangenheit auch sehr viel geholfen. Oder natürlich Aufräumen und Möbel umstellen. Das (Neu)Ordnen der äußeren Umgebung ist gleichzeitig ein Aufräumen des Geistes.

Bei welcher Tätigkeit könnt ihr abschalten, wobei fühlt ihr Euch richtig gut?