Die Große war (und ist zeitweise) sehr mama-bezogen. Abends wollte sie lange Zeit - etwa 2 Jahre lang - nichts von Papa wissen. Als dann die Kleine geboren war, wurde der Papa zunehmend wichtiger, weil die Mama eben anderweitig (für's Baby) gebraucht wurde, vorrangig zum Stillen, so nahm sie zwangsweise auch abends mit dem Papa vorlieb. Als ich mit der Kleinen im Krankenhaus war (obwohl es anders geplant war und ich am Liebsten direkt nach der Geburt nach Hause wollte), schlief sie abends mit Papa zu Hause und war nur tagsüber bei mir im Krankenhaus. Diese Zeit hat den beiden sehr gut getan und sie zusammen geschweißt. Seitdem kuschelt sie sich abends in seinen Arm und er liest ihr 3 Geschichten vor (weil sie 3 Jahre alt ist). Wenn die Geschichten zu Ende gelesen sind, krabbelt sie rüber zu mir, um dann in meinem Arm einzuschlafen. Dass sie bei mir einschläft ist nach wie vor so geblieben, obwohl es kurzzeitig auch mal anders war. Inzwischen ist es eher Gewohnheit als dass sie abends vorgibt, nur mich zu brauchen. Inzwischen würde es bestimmt genauso gut oder besser klappen, mit Papa einzuschlafen. Da ich aber sowieso die Kleine in den Schlaf stille, ist es auch ok, dass die Große in meinem anderen Arm liegt und beide bei mir einschlafen.
Meistens wacht die Große morgens, kurz nachdem Papas Wecker geklingelt hat, auf, sodass wir meistens noch gemeinsam frühstücken können. Wenn er dann die Jacke anzieht, um zur Arbeit zu fahren, kommt von ihr ein lautes „Neeeeein! Ich wiiiiiiiiiiiiiiiiiillllllllllllll niiiiiiiiiiicht". Sie will ihm nicht „Tschüss" sagen. Und zwar nicht aus Trotz oder weil sie ihm nicht nah sein möchte, sondern weil sie nicht möchte, dass er fährt und weil sie hofft, dass er nicht fährt, wenn sie sich nicht verabschiedet. Ich bewundere, wie gelassen er damit umgeht und es nicht persönlich nimmt. Ich weiß nicht, wie ich mich in der Situation fühlen würde. Ich wäre bestimmt traurig und weiß nicht, ob ich das so verbergen könnte. Irgendwann wird sie sicherlich merken und verstehen, dass es für Beide schöner ist, wenn sie sich verabschieden, denn fahren muss er ja trotzdem. Wenn dann die Tür zufällt, rennt sie zum Kinderzimmerfenster und winkt ihm. Wenn er dann mit dem Auto vorbeigefahren ist ,weint sie oft und sagt „Wo ist mein Papa?".
Wenn wir dann tagsüber unterwegs sind und wieder in die Wohnung gehen, fragt sie beim Aufschließen der Wohnungstür „Ist der Papa schon da?" und weint, wenn ich sage, dass er noch arbeiten ist. Egal wie vertieft sie ins Spielen ist, sobald sie seine Garage hört, rennt sie zur Wohnungstür und sagt „DAAAAA ist der Papa" und hüpft wie ein Flummi durch die Wohnung.
Ich finde es traurig und schön zugleich: traurig, weil sie morgens so weint und sie mir leid tut, dass sie die Traurigkeit überhaupt empfindet. Schön finde ich, dass die Bindung zum Papa inzwischen genauso fest ist wie zu mir und diese Freude zu sehen, wenn er abends nach Hause kommt. Was mich auch sehr berührt und mich stolz macht, ist, dass sie ihren Willen so stark ausdrückt und ihre Gefühle in Worte fassen kann. Ich wünsche ihr (und mir), dass sie das beibehält und immer über ihre Gefühle spricht und diese zum Ausdruck bringt. Das finde ich sehr wichtig.
Wie ist Eure Erfahrung? Gab es auch solche Situationen, dass die Kinder sich nicht verabschieden wollten, weil sie so den Abschied vermeiden wollten? Ich freue mich auf Eure Kommentare. Eure Renate28 total views, 3 views today