abschiedsbrief von „prof. steinar“ aus greifswald

die uni greifswald hat kürzlich ihre hausordnung geändert und mit sofortiger wirkung das tragen von kleidung der marke „thor steinar“ verboten. das label mit dem zweifelhaften slogan „nordic souls“ ist unter neo-nazis und anderen hart rechten gruppierungen in den letzten jahren ein echter renner geworden und hat längst „szenemarken“ wie pitbull, alpha industries oder lonsdale überflügelt. ein bedauerlicher trend, gegen den die uni jetzt ein zeichen gesetzt hat. im braunen sumpf leuchtet ein helles licht.

als ich angefangen habe, darüber zu recherchieren, bin ich auf einen interessanten blogpost gestoßen, der einen rostocker greifswalder jura-professor direkt mit der marke in verbindung bringt. auch, wenn der blog mitunter linksautonome und anarchische züge zeigt, hat mich das gerücht interessiert.

abschiedsbrief von „prof. steinar“ aus greifswaldprof. dr. ralph weber unterichtet bürgerliches recht, arbeitsrecht und rechtgeschichte am gleichnamigen lehrstuhl an der uni rostock und soll selbst begeisterter träger von „thor steinar“ sein, was ihm an der uni den beinamen „prof. steinar“ eingebracht hat. mit rechtem gedankengut hat die uni nicht zum ersten mal zu tun: erst zu beginn dieses jahres scheiterte die studenten-initiative „uni-ohne-arndt“, die sich dafür einsetzte, den namen des nationalistischen historikers ernst-moritz-arndt abzulegen, den hermann göring ihr  im dritten reich verpasst hatte.

wer auf den link zur lehrstuhlseite von prof. weber geklickt hat, weiß was jetzt kommt: der lehrstuhl existiert nicht mehr. das hat – wie ich zunächst gehofft vermutet hatte – nichts mit den rechten ansichten des dozenten zu tun, sondern betrifft die komplette juristische fakultät. dagegen hat sich weber verständlicherweise zu wehren versucht. und zwar nicht über sein bevorzugtes rechtes presseorgan „junge freiheit“, sondern per brandbrief auf der immer noch existierenden lehrstuhlseite. klickstu

eins vorweg: da dieser brief erst vor wenigen stunden veröffentlicht wurde, einige heiße stellen enthält und zu befürchten ist, dass er in kürze aus dem netz genommen wird, habe ich ihn zur sicherheit gespeichert und stelle ihn hier (Abschied-weber-uni greifswald.doc) zum download zur verfügung. einige auszüge:

  • seine (verständliche) wut über die schließung der fakultät in rostock und verlegung nach greifswald lässt weber ziemlich undifferenziert an bachelor-studenten, „uninteressierten lehramtsstudenten“, und „notwendigerweise dabeisitzenden wiso’s“ aus. was die für die schließung seines lehrstuhls können, bleibt wohl für immer sein geheimnis.
  • er schimpft ebenfalls undifferenziert über verschiedene lehrstühle und fakulktäten, die „ein weit unterdurchschnittliches niveau“ aufweisen und trotzdem mit zusätzlichen mitteln bedacht werden, während sein „funktionierender und gut nachgefragter“ fachbereich das zeitliche segnet. er bezeichnet sich pseudo-bescheiden als „nicht ganz so schlecht“ und suggeriert einen platz in der spitzengruppe. das kann das zeit hochschulranking allerdings nicht bestätigen. hier zeigen sich bestenfalls mittelmäßige bewertungen, in 5 von 13 kategorien gehört seine fakultät gar zu den nationalen schlusslichtern.
  • die zurückhaltung von baumitteln seitens der uni rostock bezeichnet er als „strafrechtlich“. sollte das ein RECHTSwissenschaftler nicht besser wissen? das „rechts“ hat in diesem fall schließlich nichts mit seiner fragwürdigen politischen gesinnung zu tun…
  • der hammer kommt zum schluss: er schließt seinen brandbrief mit den worten „lieber stehend sterben als knieend leben“. und diese liedzeile stammt aus dem song „lieber stehend sterben“ von… richtig: den böhsen onkelz. und damit kriegt der abschiedbrief ganz zum schluss einen so faden nachgeschmack, dass man sich wünscht, ihn nie gelesen zu haben…
    abschiedsbrief von „prof. steinar“ aus greifswald


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