„Es ist okay wenn es dir heute nicht gut geht…“ sage ich zu mir selbst. Ich sitze in unserer Wohnung. Perfekt so wie ich es mir immer vorgestellt habe. Doch meine Gefühle überwältigen mich. Alles neu – fremd – anders. Meine Eltern haben gerade die Wohnung verlassen und sind auf dem Weg nach Hause. Meinem alten Zuhause. Dort wo ich noch heute die Wärme und Geborgenheit spüre. Heute vermisse ich meine Heimat. Einfach alles bekannte vermisse ich. Das hier fühlt sich so fremd an. Irgendwie kühl und gar nicht wie Zuhause. Erneut steigen die Tränen in mir auf. „Heute darf ich traurig sein oder?“…
Abschiede sind nicht immer leicht. Ich habe schon so einige Abschiede hinter mir, manche waren wirklich ganz bewusst und andere waren eher ganz schleichend.
Als ich vor 5 Jahren weggezogen bin, hätte ich nie gedacht, dass es mir mal so schwer fallen würde. Ich sehe meine Eltern leider nicht so oft. Dieser Abschied fällt mir immer etwas schwer, aber diesmal ganz besonders. Wir sind endlich in der neuen Wohnung. Sie ist wundervoll geworden und ich bin schon ein bisschen stolz. Doch es fühlt sich eben noch nicht ganz wie Zuhause an und ich denke das dauert noch ein bisschen. Die Kombination aus neuer Wohnung und dem „Nicht-Zuhause-Gefühl“ und dem Abschied meiner Eltern hat es mir in den letzten Tagen wirklich ziemlich schwer gemacht. Ich fühlte mich einfach nur leer, es hat sich ein kleines bisschen wie Liebeskummer angefühlt. Ein verrückter Vergleich – ich weiß, doch das Gefühl war wirklich ähnlich.
Nicht nur diese Abschiede fallen mir schwer. Als eine Studienfreundin die Stadt verlassen hat, habe ich auch viele Tränen vergossen, doch heute fällt mir der Abschied zu ihr nicht schwer, denn es fühlt sich nie wie einer an. Auch wenn wir uns wirklich nur einmal im Jahr sehen können.
Und dann gibt es da noch die schleichenden Abschiede. Man nimmt diese nicht richtig wahr, doch irgendwann spürt man sie. Und wenn ich das dann merke, dann fällt es mir wirklich schwer. Es sind die ganz langen Freunde. Freunde von früher, aus der Heimat oder aus dem Studium. Es wird sich auseinander gelebt, andere Interessen entstehen, sogar ganz neue Lebensereignisse können auseinander treiben.
Ich mag solche Momente einfach nicht. Sie fallen mir unglaublich schwer und ich habe wirklich Probleme damit umzugehen. Mir geht es nicht lange schlecht, aber wenn ich dann darüber nachdenke beschäftigt es mich schon ein paar Tage. Doch wie gehe ich am besten mit Abschieden um?
Wenn meine Eltern wieder den Weg nach Hause antreten, dann merke ich das schon ein Tag vorher. Ich fühle mich meist schon vorher ein bisschen allein und bin traurig. Am besten hilft mir da Ablenkung – ganz viel Ablenkung.
Mir hilft es immer sehr, wenn ich die Wohnung verlasse und raus an die frische Luft gehe. Ich meide die ersten Stunden immer viele Menschen und konzentriere mich lieber auf mich selbst. Ein bisschen Zeit zum traurig sein braucht man nun mal auch allein. Auch hilft mir in solchen Momenten etwas bekanntes, eine zuvor gesehene Serie oder ein Buch. Darin kommen bekannte Personen vor. Ich brauche dann etwas mir bekanntes um ein bisschen abzuschalten. Wenn ich ein paar Stunden für mich hatte und das Gefühl genug traurig gewesen zu sein habe, dann möchte ich immer unter Menschen. Ich finde Freunde sind in solchen Momenten für mich die beste Ablenkung. Also verabrede ich mich auf einen Kaffee, Essen oder sogar Kino. Und meist danach geht es mir schon etwas besser. Meine Freunde wissen, dass ich an solchen Tagen viel darüber reden muss und es ist okay. Irgendwie muss ich es wieder „gut“ reden und ich habe wunderbare Menschen die da immer ein offenes Ohr für mich haben.
Es gibt auch Tage, da vermisse ich meine Freunde… Ich habe so viele Jahre mit ihnen zusammenverbracht und irgendwann geht man die Wege getrennt. Beruflich und privat lässt es sich manchmal einfach nicht vermeiden einen andere Richtung einzuschlagen und so ganz langsam entfernen wir uns voneinander. Wenn ich in meinem Alltag bin und stressige Tage habe, dann denke ich nicht viel über die Vergangenheit nach. Aber manchmal wenn ich bestimmte Momente erlebe, Zuhause bei meinen Eltern bin oder ich einige ruhige Minuten habe, dann erinnere mich sehr gerne an die Freundschaften und die schönen Zeiten zurück. Und ja dann werde ich sehr sehr emotional und vergieße auch die ein oder andere Träne. Genau in solchen Momenten greife ich zu meinem Handy und schreibe. Ich schreibe meinen Freunden. Wir haben viel zu selten Kontakt und man merkt es erst wenn man dann das nächste Mal miteinander schreibt, weil ich einfach so viel verpasst habe von dem was sie erlebt haben. Dann fühle ich mich manchmal noch schlechter. Aber gar nicht mehr zu schreiben ist einfach keine Option für mich! Denn es werden immer meine Freunde bleiben. Mittlerweile ist es wirklich so, dass ich regelmäßiger schreibe und auch schaue wann wir uns wiedersehen können. Wenn wir dann einen gemeinsamen Termin finden, fühle ich mich wirklich besser und die Vorfreude auf das Wiedersehen übertrifft die anfängliche Traurigkeit. Kleine Meilensteine helfen einfach ungemein und geben mir das Gefühl von Zugehörigkeit.
Kleid – H&M (alt)
Schuhe – Converse (hier)