Gestern war es soweit, und wir mussten uns von „unserem" Pfarrer verabschieden.
Kurz nachdem ich nach Leverkusen gezogen bin, hat er in der Gemeinde, in der wir zu dem Zeitpunkt wohnten, als Pfarrvikar angefangen. Wir waren also beide neu in Leverkusen, was schon eine verbindende Gemeinsamkeit war. Schnell habe ich dann auch das Gespräch zu ihm gesucht, da es mir wichtig ist, Kontakte in der Gemeinde zu haben und nicht nur eine Gottesdienstbesucherin zu sein, sondern wirklich dazuzugehören und dass zu meinem Gesicht auch der Name bekannt ist. In den Gottesdiensten lächelte oder nickte er mir oft zu - ich war (solange ich keine Kinder hatte) jede Woche im Gottesdienst. Danach waren wir entweder im Kindergottesdienst oder auch manchmal im Gottesdienst, allerdings nicht mehr jede Woche, weil es eben oft auch die übrigen Gottesdienstbesucher störte. Der Pfarrer dagegen fühlte sich nie gestört oder er zeigte es nicht.
Obwohl wir dann nach 4 Jahren weggezogen sind in eine andere Gemeinde, die allerdings zumindest zum gleichen Pfarrverband gehört, blieb der Kontakt zu der Gemeinde und zum Pfarrer weiter bestehen. Er traute uns am 18. Juni 2011 und taufte unsere Kinder am 13. April 2013 und am 21. Juni 2015. Somit hat er alle bisherigen wichtigen Feste in unserer Familie begleitet und die Gottesdienste dazu gehalten. Er hat mich vor der Geburt gesegnet, um eine gute Geburt und Gesundheit gebetet und nach der Geburt die Babys gesegnet.
Ich war sehr traurig, als ich wenige Wochen nach der Taufe erfuhr, dass er Leverkusen verlassen muss, weil er versetzt wird. Er wird ab 1. September 2015 in Ratingen den Seelsorgebereich Heilig Geist leiten. Gestern fand der Abschiedsgottesdienst für und mit ihm statt und obwohl ich mich von ihm bereits in einem Brief, den ich ihm zusammen mit einigen Fotos von der Taufe der Kleinen zugeschickt hatte, von ihm verabschiedete, war es mir ein persönliches Anliegen, an diesem Gottesdienst teilzunehmen. Da er selbst sich den Kindern verbunden fühlt und die Gottesdienste immer kinderfreundlich gestaltet hat, war es mir auch wichtig, beide Kinder mitzunehmen. Wenn es nicht klappte, konnte ich ja immer noch rausgehen (was ich natürlich am liebsten nicht wollte). Die Große konnte sich natürlich an ihn erinnern und sie war mit mir oft im Gottesdienst und kannte ihn daher. Sie verstand auch schon, dass wir uns von ihm verabschieden. Wie üblich erklärte ich ihr vorher, was dort im Gottesdienst passieren wird und dass sie dann bitte bei mir in der Bank bleibt und leise ist. Ich hatte Bücher, Kekse, Wasser und für den (ganz großen „Notfall") auch Gummibärchen mit. Die Kleine war gestillt, beide Kinder waren gewickelt und ich fühlte mich gut vorbereitet. Wir waren etwas spät dran und fanden somit keinen Parkplatz mehr in der direkten Nähe aber Gott sei Dank noch einen Sitzplatz, der allerdings in der ersten Reihe war. Was soll´s? So konnte die Große wenigstens etwas sehen und wir hatten auch neben der Bank Platz für den Kinderwagen.
Insgesamt dauerte der Gottesdienst 2 Stunden inklusive aller Abschiedsreden, Geschenkübergaben und auch der persönlichen Worte des Pfarrers selbst. Wie so oft fand er auch gestern die passenden Worte, wehmütig, aber auch hoffnungsvoll für das, was vor ihm und uns liegt. Nicht nur einmal standen mir die Tränen in den Augen, denn 7 Jahre sind eine lange Zeit und durch die Verbindung durch die Hochzeit und die Taufen zu „unserem" Pfarrer kommt natürlich auch die Erinnerung wieder hoch. Am Ende des Gottesdienstes beim Auszug des Pfarrers mit den Gemeindereferenten und Messdienern winkte unsere Große ihm wie wild zu, um sich auf ihre Art zu verabschieden.
Was ihn als Pfarrer und Mensch ausmacht:- ein ganz großes Herz, besonders für Kinder
- immer die richtigen Worte, nicht nur in den Predigten
- tolle Gottesdienste, die nie nie nie langweilig waren
- interessante Gespräche
- eine Menge Toleranz (er hat uns getraut und unsere Kinder getauft, obwohl mein Mann kein Mitglied der katholischen Kirche ist); nie hat er versucht, ihn zu bekehren sondern es einfach immer so hingenommen
- Menschlichkeit
Es ist so traurig, dass er nun umzieht und der Kontakt nicht mehr hier vor Ort und persönlich möglich ist. Wie in einer der Reden gesagt wurde, könnte ein Regenbogen etwas sein, das uns an ihn weiterhin erinnert. Ich finde, das ist ein schönes Zeichen, an das ich sicherlich oft denken werde und dass auch den Kindern gut erklärt werden kann.
Doch so weit weg ist doch Ratingen gar nicht und hoffentlich kann auch hier der Kontakt bestehen bleiben. Sicherlich hat er dort als Leitender Pfarrer noch mehr zu tun. Zu besonderen Anlässen (zum Beispiel Jahrestag der Tauftermine oder Hochzeitstag) werde ich mich in der Gemeinde erkundigen, wann er selbst einen Gottesdienst dort hält und diesen dann besuchen. Ich wünsche mir, dass die Kinder ihn auch persönlich kennen lernen und in Erinnerung behalten und vielleicht hält er ja zu unserem 10-jährigen Hochzeitstag einen Gottesdienst für uns. Das wäre doch sehr schön.
Auf diesem Wege wünsche ich Ihnen, lieber Herr Pfarrer Kern, dass Sie sich in Ihrer neuen Gemeinde mindestens genauso wohl fühlen wie in Leverkusen. Mögen Sie dort genauso nett aufgenommen werden wie Sie hier verabschiedet wurden. Gottes schützende Hand soll immer bei Ihnen sein und Ihr Wirken unterstützen.
Und ich wünsche mir, dass Sie auch in Ihrem neuen Wohn- und Arbeitsort vielleicht noch ab und zu an uns denken und dass wir uns wiedersehen. Die Welt ist so klein - man sieht sich immer mindestens zweimal im Leben. Ich vertraue darauf, dass Gott „das schon machen wird" und der gemeinsame Glaube uns auch weiterhin über Stadtgrenzen hinweg verbindet. Herzlichen Dank für alles und alles Gute für Sie auf allen Wegen!
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