Ups, da gibt es Tage, an die erinnere ich mich sicherlich auch noch in zwanzig Jahren. Oder noch später. Jetzt war so ein Tag. „Mama, hast Du heute Nachmittag Zeit?“, fragte mich unsere Tochter. „Ja“, antwortete ich und dachte an eine kleine shopping-tour oder ein letztes Eis in der Tüte im Frühherbst. „Ok, schön, um 17 Uhr möchte ich mir eine Wohnung angucken und du musst mitgucken.“ Ups, naja, nun war es also soweit. Eine eigene Wohnung. Schluck…
Ich denke noch an die Mini-Pampers, an die Suche nach einem Kindergartenplatz, das erste Fahrrad, den Wechsel von der Grundschule aufs Gymnasium, die Kommunion, das Abitur, die Freude über den Studienplatz – und nun, die eigene Wohnung. Unsere Tochter entspricht damit genau der Statistik. Zwischen 21 und 24 Jahren verlassen die meisten Kinder das Elternhaus, junge Frauen wagen den Sprung im Schnitt eher als Männer.
Für die Kinder ist der Abschied vom Elternhaus ein großer und beglückender Schritt in die Selbstständigkeit. Für die Eltern bedeutet der Auszug das Ende eines beträchtlichen Lebensabschnitts. Denn wenn die Kinder gehen, ist die wichtigste Phase des Eltern seins abgeschlossen, ein neues Lebensdrittel beginnt. Jahrzehntelang drehte sich alles um den Nachwuchs, nun wird er flügge, zurück bleibt ein „empty nest“, wie es auf neudeutsch heißt. Ups… Die Wohnung habe ich gesehen, sie ist nett und auch zu bezahlen. Aber nicht, wie dachte, irgendwo in der Innenstadt, im hippen Hafen oder coolen Derendorf. Nein, die Wohnung ist Luftlinie 300 Meter entfernt. „Dann kann ich immer mal schnell vorbeischauen und gucken, was hier so lost ist“, sagte unsere Tochter.