“About Last Night” von Steve Pink

Die besten Kumpels Bernie (Kevin Hart, links) und Danny (Michael Ealy, rechts) in

Die besten Kumpels Bernie (Kevin Hart, links) und Danny (Michael Ealy, rechts) in “About Last Night”

In Das ist das Ende und Zwei vom alten Schlag ist der US-Comedian Kevin Hart lediglich eine Randerscheinung. Gerade hier in Deutschland gilt er noch als kleiner Fisch, als unbeschriebenes Blatt, während er einmal über den großen Teich geblickt, in den Staaten als neuer Eddie Murphy, Chris Rock oder Chris Tucker gehandelt wird. Ausschlaggebend hierfür dürfte das große und vor allem schnelle Mundwerk sein, mit dem all diese Männer ihren Lebensunterhalt im Filmgeschäft verdienen. Kevin Hart ist dabei derzeit zumindest quantitativ recht weit vorne anzusiedeln.

Noch im April war er an der Seite von Ice Cube in der Buddy-Cop-Komödie Ride Along in den deutschen Kinos zu sehen, dessen zweiter Teil sich bereits in der Vorbereitung befindet. Im Oktober startet Think Like A Man Too, für Januar nächsten Jahres ist The Wedding Ringer angekündigt. Fünf weitere Filme sind in der Mache, während mit About Last Night Kevin Harts aktuellster Film in den Kinos läuft.

Bernie mit seiner Liebelei Joan (Regina Hall)

Bernie mit seiner Liebelei Joan (Regina Hall)

Dieser basiert auf dem 1974er Bühnenstück Sexual Perversity in Chicago, orientiert sich allerdings viel eher an der 1986er Verfilmung mit Rob Lowe, James Belushi, Demi Moore und Elizabeth Perkins in den Hauptrollen. Das Remake ersetzt diese vier Darsteller von einst durch afroamerikanische Schauspieler, erinnert in seiner Konzeption daher stark an Sterben für Anfänger (2007), eine britische Komödie von Frank Oz, die drei Jahre später mit Martin Lawrence, Tracy Morgan, Chris Rock und ebenfalls Kevin Hart in einem afroamerikanischen Kontext neu verfilmt wurde (einzig Game of Thrones-Darsteller Peter Dinklage spielt in beiden Versionen mit).

Darüber hinaus wird die Handlung ungleich des Namens des eigentlichen Bühnenstücks von Chicago nach Los Angeles verlegt. Hier lernen sich Danny (Michael Ealy) und Debbie (Joy Bryant), sowie Bernie (Kevin Hart) und Joan (Regina Hall) kennen. Beide Pärchen durchleben den leidenschaftlichen Beziehungsbeginn, aber auch wie die Liebeskurve mit der Zeit absinkt und nur mit äußersten Anstrengungen am Leben gehalten werden kann – oder auch nicht.

Bernie und Joan zeigen sich hierbei als auf den Sex fokussiertes Paar, bei dem der Film den Versuch unternimmt, komödiantische Elemente durch abstruse Bettgeschichten zu konstruieren. Dabei spielen wildes Anschreien und Ohrfeigen ebenso eine Rolle wie eine Hühnchenmaske. Dem gegenüber gibt sich Michael Ealy in der Rolle des Danny philosophisch klingende Liebesratschläge, wenn Debbie und er sich im schwierigen Beziehungsleben daran versuchen, unter allen Umständen ihr Miteinander aufrecht zu erhalten.

Zurück besinnt auf den Sex, der anfangs noch eine große Rolle spielt, dann aber immer mehr abnimmt, fällt der bezeichnende Satz: Es geht nicht um schlechten Sex, sondern um imperfekten Sex. Gerade zwischen Danny und Debbie wird hier deutlich, dass man sich nicht eingestehen möchte, dass die Beziehung mehr schlecht als recht geführt wird, sondern es eben einfach nicht perfekt abläuft. Es ist ein kleiner Definitionsunterschied, der beide Partner in einer unglücklichen Beziehung festhält.

Danny mit seiner Debbie (Joy Bryant)

Danny mit seiner Debbie (Joy Bryant)

Das Problem hier ist, dass die Figuren durch ihre Denkweisen recht eindimensional gestaltet bleiben. Außer Sex (eher Bernie und Joan) und Liebe (Danny und Debbie) scheinen diese vier Personen nicht viel in ihrem Leben zu erleben. Der Zuschauer erfährt nicht mehr als wie sich diese vier Menschen im Bett miteinander herum tollen, wie sie über Liebe denken. Die Figuren werden nur sehr oberflächlich in ihrer Umwelt gezeigt und hierdurch eher als unscheinbare Charaktere dargestellt. Es wirkt alles gänzlich austauschbar. Sollte dies ein Kevin Hart-Vehikel sein, so scheitert es daran, dass nicht einmal er dem Film einen Erkennungswert aufdrücken kann. Die Darsteller sind lediglich Marionetten einer Handlung rund um das Erzählen zweier Sex- bzw. Liebeskonzeptionen.

Hier liegt ein weiteres Manko. Der Film pendelt arg zwischen Sexklamotte und Liebesdrama und findet sich nur sehr uneinig über sich selbst und seinem Genre in keiner Mitte, sondern immer in einem der beiden Extreme wieder. Man sieht hier zwei unterschiedliche Filme, zusammengeschnürt durch die Freundschaft der beiden Männer und Frauen zueinander. Wie genau diese unterschiedlichen Figuren mit ihren gänzlich abweichenden Lebensphilosophien jemals eine solche Freundschaft aufbauen konnten, bleibt ein weiteres Mysterium der Geschichte.

Wie gesagt: Kevin Hart ist das derzeit am besten beschäftigste schnelle Mundwerk der Filmmaschinerie. Mit Qualität haben seine Fließbandproduktionen allerdings nichts zu tun.

About Last Night
100 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren, Kinostart: 19. Juni 2014
Regie: Steve Pink, Drehbuch: Leslye Headland
im Netz: Offizielle Homepage zu About Last Night
alle Bilder © Sony Pictures Releasing GmbH


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