…oder: Wie ich mein Leben von heute auf morgen von Grund auf umgekrempelt habe.
Die Überschrift mag wie die einer Dauerwerbesendung klingen, aber mir ist schlichtweg nichts eingefallen, was meine Situation besser beschreiben könnte. Ich glaube nämlich, dass es an der Zeit ist, euch von meinen ganz persönlichen Erfahrungen zu erzählen. Jeder mag einer anderen Ansicht sein, aber ich habe die Hoffnung, dass ich dem einen oder anderen mit diesem Beitrag zeigen kann, dass Aufgeben niemals eine Option ist und dass man alles erreichen kann – wenn man es denn will.
Dieser Blogartikel ist womöglich einer meiner persönlichsten, doch es ist mir ein Anliegen, euch alles von Anfang an zu erzählen. Wie ist es dazu gekommen, welche Wege bin ich gegangen, was war der Auslöser für die Änderung meines Lebensstils.
Ich möchte über ein Thema sprechen, das viele – vor allem Frauen – als Tabuthema ansehen: das Gewicht des eigenen Körpers.
Seien wir doch mal ehrlich: Jeder von uns hat irgendwann den Punkt erreicht, an dem man absolut unzufrieden mit sich selbst ist. Ob die Kritik am eigenen Körper wirklich gerechtfertigt ist, ist die eine Sache, ob man etwas daran ändern kann, eine andere.
Wie alles begann
Ich selbst war mein Leben lang unzufrieden. In der Schule war ich immer die „Dicke“ oder die „Pummelige“ – wenn ich mir heute alte Schulfotos ansehe, denke ich mir jedes Mal, wie dumm und grausam Kinder sein können, denn zu dieser Zeit war ich weder „dick“ noch „pummelig“. Ich war ein ganz normales Kind mit einer stinknormalen Figur. Aber in diesem Alter konnte ich das natürlich so nicht sehen. Ich habe immer darauf gehört, was die anderen über mich sagen. So habe ich mich natürlich immer „fett“ gefühlt. Selbst als Jugendliche, als es mit dem Mobbing in der Schule weiterging. Aber das ist ein Thema, um das es hier nicht gehen soll.
Fakt ist: Ich war noch nie zufrieden mit meinem Körper.
Als ich meine Ausbildung im öffentlichen Dienst begonnen habe, habe ich zeitgleich offensichtlich auch meinen Körper vollends aufgegeben. Zumindest ist das heute mein Eindruck. Zwar wurde vor einem Jahr eine Schilddrüsenunterfunktion bei mir festgestellt, die sicherlich ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen hat, aber trotzdem ist die Tatsache, dass ich innerhalb von neun Jahren fast dreißig Kilo zugenommen habe, nicht allein darauf zurückzuführen.
Vor allem die letzten Jahre waren für mich eine Qual. Ich konnte mich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen, jedes Foto, das mich mit ganzem Körper zeigte, war mir unangenehm. Peinlich. Es war einfach grauenvoll. Ich habe mich sogar vor meinem eigenen Mann geschämt. Unser Hochzeitsfoto war mir unangenehm, weil er neben diesem dicken Weib mit dem seltsam geblümten Kleid stand, weil sie in nichts anderes rein gepasst hat.
Ich habe mich geschämt, vor Freunden zu essen, denn ich habe mir immer eingeredet, dass sie insgeheim womöglich über mich lachen. „Sieh nur, die Dicke frisst schon wieder!“. Natürlich war dem nicht so, sonst wären das echt beschissene Freunde, aber vielleicht kennt ihr das ja – in der Not redet man sich jeglichen Scheiß ein, um sich noch mehr runterzuziehen. Auch die Familie hat immer mehr Sprüche gerissen und ja: Das tat weh.
Auch gesundheitlich bin ich seit Ausbildungsbeginn nicht mehr auf der Höhe. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, aber seit meinem Berufseinstieg geht es mit mir bergab. Ich bin gerade mal 28 Jahre alt und bekomme von den Ärzten ständig zu hören „Dafür sind Sie viel zu jung!“. Ja, sorry, ich habs trotzdem. Aber die Ärzte haben es sich einfach gemacht.
Migräne? – „Schauen Sie sich an! Sie sind zu dick, Sie müssen abnehmen!“
Rückenschmerzen? – „Kein Wunder, Sie sind zu dick, Sie müssen abnehmen!“
Knie-Schaden? – „Sie sind ja auch viel zu dick und müssen abnehmen!“
Asthma? – „Sie sind ja auch sehr dick und müssen abnehmen!“
Immer wieder dieselbe Antwort, die mir irgendwann zum Hals raus hing. An dieser Stelle sollte ich einschieben, dass ich keineswegs durch die Gegend gerollt bin. Ja, ich war kräftig, hatte dreißig Kilo zu viel auf der Waage. Aber ich habe noch durch Türen gepasst, auf Achterbahnen haben sie mich mitgenommen … Es gibt wesentlich kompaktere Menschen als mich.
Es war aber auch nicht so, dass ich nicht gewillt war, etwas gegen mein Übergewicht zu tun! Ich habe es mit Sport probiert. Durch meine Knieschäden (die NICHT auf mein Gewicht zurückzuführen sind) und mein Asthma (von Kindheit an) bin ich da ziemlich eingeschränkt, trotzdem habe ich es versucht. Auf Dauer hat es aber nicht funktioniert, da der Zumbakurs kaum mit meinen Arbeitszeiten vereinbar war – und mit meinen demolierten Knien schon gar nicht.
Viele um mich herum schwören auf Almased – ich habe die günstigere Variante von dm ausprobiert. Wochenlange Qualen (hungern ist definitiv KEINE Lösung!) haben mir zwei Kilo weniger gebracht. Es war ungesund und hat alles andere als Spaß gemacht. Allerdings habe ich daraus etwas wichtiges gelernt:
Eine Abnahme muss dauerhaft und vor allem gesund funktionieren!
Bei einer Routineuntersuchung im Juni letzten Jahres wurde mir Blut abgenommen und plötzlich fiel der Satz, der alles verändert hat: „Ihre Zuckerwerte sind grenzwertig.“ Im Endeffekt sollte sich dies als falscher Alarm herausstellen, aber da meine Familie sehr Diabetes-belastet ist, sind bei mir die Alarmglocken angegangen.
„Nein, ich will das nicht. Ich muss etwas verändern!“
Und das tat ich.
Ich informierte mich über ein Abnehmsystem namens Weight Watchers, von dem ich bisher nicht viel gehalten, mich aber auch nie großartig damit beschäftigt habe. Ich wusste nur: Es kostet Geld. Und das monatlich. Über Groupon hatte ich das Glück, recht günstig eine Mitgliedschaft für einen bestimmten Zeitraum (ich bin nicht sicher, aber ich glaube, es waren drei Monate) zu erwerben und beschloss, es einfach mal zu probieren. Regulär und außerhalb von Aktionen (die es allerdings oft gibt) kostet eine Mitgliedschaft monatlich 16,95€ und ist jederzeit kündbar, es sei denn, man hat ein mehrmonatiges Abo abgeschlossen.
Weight Watchers – die beste Entscheidung, die ich treffen konnte
Zu Beginn musste ich ein Formular ausfüllen, damit meine täglichen Punkte ausgerechnet werden konnten. Das ging ganz einfach – wichtig ist, dass man ehrlich mit sich ist. Wie viel bewege ich mich tatsächlich? Oder bin ich (auch berufsbedingt) ein Couchpotato? Ja, in meinem Fall bin ich das. Auch ein Ziel musste ich angeben – ich gab 24 Kilo an, ein Wunschgewicht, das ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen konnte. Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich mir keinen Wunschzeitraum gesetzt, in dem ich die Kilos verlieren wollte. Wichtig für mich war, dass es überhaupt funktioniert – aber auf gesunde Art und Weise, schließlich soll die Abnahme dauerhaft sein und nicht den berühmten Jojo-Effekt hervorrufen. Zu hoch gesetzte Ziele demotivieren aber auch, deswegen: immer realistisch bleiben.
Zusätzlich zur Homepage gibt es eine App, die man sich auf dem Smartphone installieren und zB schnell Punkte abscannen kann. Für unterwegs ist das eine super Sache, ansonsten finde ich die Homepage bequemer, da man dort besser an den Rezepten herum schrauben kann.
Jedes Lebensmittel und Getränk, das man zu sich nimmt, wird also im Profil eingetragen – so hat man immer eine gute Übersicht, was man den Tag über zu sich nimmt.
Ehrlichkeit mit sich selbst ist das A und O zu einer erfolgreichen Abnahme
Ich kann nur von mir selbst sprechen, aber ich habe mich erstaunlich schnell an das Programm gewöhnt. Den Cut zu meiner alten Lebensweise habe ich innerhalb weniger Augenblicke gemacht und von Beginn an keine Ausreden à la „Na gut, dass mach ich noch leer“ o.ä. mehr gelten lassen. Und ich muss sagen: Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Auch wenn ich nicht an den Erfolg geglaubt habe, so habe ich das Programm voll und ganz durchgezogen. Das A und O zu einer erfolgreichen Abnahme ist aber tatsächlich die Selbstdisziplin und das Vermeiden von Selbstbetrug. Wenn man stets ehrlich zu sich selbst ist, dann funktioniert die Abnahme wirklich gut. Dabei muss aber wirklich jede Kleinigkeit aufgeschrieben und nichts verschwiegen werden, sonst belügt man sowohl seinen Körper als auch sich selbst. Damit ist niemandem ein Gefallen getan. Ich schrieb also jede Kleinigkeit, die ich gegessen, jeden Schluck, den ich getrunken habe, auf, und bereits nach der ersten Woche konnte ich ein Minus von 1,4 Kilo verzeichnen. Und so ging es stets weiter.
Und plötzlich war das Ziel gar nicht mehr so weit entfernt
Nach 24 Wochen habe ich bereits mein Ziel von 24 Kilo erreicht. Vier-und-zwanzig-Wochen! Ich kann es immer noch nicht glauben, wenn ich die Ergebnisliste jetzt so anschaue. Einige mögen jetzt denken: Woah! War bestimmt ein harter Weg bis dahin! Aber nein, war es nicht. Es hat Spaß gemacht. Meine Güte, ich hatte verdammt viel Spaß beim Abnehmen! Und ich habe nie das „große Ziel“ vor Augen gesehen, sondern lieber in Etappen gerechnet. Ich habe mich über jedes Kilo gefreut, jeden kleinen Etappensieg (5-Kiloschritte zB) gefeiert und mit Stolz auf das, was ich geschafft habe, zurückgeblickt.
Dadurch, dass das Programm über so viele verschiedene tolle Rezepte verfügt, habe ich endlich richtig Kochen gelernt. Mein Mann und ich haben noch nie so gut gegessen wie seit Beginn meiner Weight Watchers-Mitgliedschaft. Es macht Spaß, nach Rezepten zu stöbern, all die frischen Zutaten zu kaufen und schließlich zu kochen. Oftmals sogar zusammen. Schätzungsweise 80% der gekochten Gerichte haben sehr, sehr gut geschmeckt und auch meine Familie konnten wir mit unseren neu erworbenen Kochkünsten überzeugen. An Weihnachten gab es zum Kaffee keinen fetten Kuchen, sondern eine sehr leckere Zimtsterntorte, die zwar mächtig aussah, aber insgesamt gar nicht so viele Punkte hatte wie ein „normaler“ Kuchen. Die Familie war begeistert und hat sich sogar einige Rezepte abgeguckt.
Aber was macht man denn anders?
Genau das ist das Ding: nicht viel! Weight Watchers hilft einem nicht nur beim Abnehmen, sondern lehrt einen, bewusster zu essen. Ich achte mittlerweile viel mehr darauf, was ich zum Kochen kaufe als früher. Ich kaufe keine gezuckerten Getränke mehr, trinke fast nur noch Wasser und Zero-Getränke (über den gesundheitlichen Aspekt von letzterem kann man sich streiten, allerdings kommt es dabei auch auf die Masse an), wähle mittlerweile fettreduzierte Alternativen und koche mit viel mehr frischen Gemüse als früher. An meinem Obstkonsum musste ich nichts ändern, der war schon immer recht hoch. Auch auf den schnellen Griff zu Fertigprodukten oder süße Teilchen beim Bäcker (gut, davon war ich eh kein Fan) für Zwischendurch oder bei Zeitmangel verzichte ich mittlerweile.
Die Portionsgrößen sind immer noch ordentlich, hungern muss man keinesfalls. Es kommt viel mehr darauf an, was man kocht und mit was. Beispielsweise gibt es viele kleine Tricks, wie man Essen viel gesünder machen kann. Es beginnt schon dort, dass man statt fertiger Tomatensoße einfach welche selbst macht. In den meisten Fällen schmeckt die selbstgemachte Soße sogar viel besser als die fertige – und sie ist zudem günstiger
Verzicht? Nö!
Bei anderen Diäten muss man sehr viel verzichten, um zu seinem Ziel zu kommen. Bei Weight Watchers ist es vielmehr eine Sache der Disziplin und Ehrlichkeit. Natürlich darf man weiterhin Schokolade essen oder den geliebten Latte Macchiato trinken! Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man so ehrlich ist und den Süßkram abwiegt und dann auch diesen Wert eingibt. Wenn man es sich von den Punkten her leisten kann, wieso nicht?
Ich esse beispielsweise immer noch ab und an (okay, manchmal sogar einmal wöchentlich) meine Lieblingspizza von meinem Lieblingslieferanten – und ich nehme trotzdem ab, weil ich die Pizza in meinem Punktekonto eintrage und ggf. den Rest des Tages so plane, dass ich es mir leisten kann, die Pizza zu essen. Das heißt aber nicht, dass ich den Tag über hungern muss – es gibt mehr punktearme und trotzdem sättigende Alternativen, mit denen man die Mahlzeiten füllen kann, als man denkt!
Ziel erreicht – und nun?
Nachdem ich nach 24 Wochen mein „großes Ziel“ erreicht habe, habe ich mich noch nicht so recht trennen können. Ich wollte noch fünf weitere Kilo abnehmen. Nach insgesamt 38 Wochen habe ich schließlich auch die letzten sechs Kilo verloren und das Programm auf „Halten“ umgestellt. Seitdem habe ich 32 Kilo weniger auf den Rippen und lerne so langsam, mich an meinen Körper zu gewöhnen.
Der Schritt, das Programm auf „Halten“ zu stellen, war sehr, sehr schwer, denn ich konnte es noch nicht so recht begreifen, dass ich plötzlich 3-4 Kleidergrößen kleiner trage und mir keinen Kopf mehr darüber machen brauche, dass ich zu dick bin. Allerdings ist mir auch stets bewusst gewesen, wie gefährlich es sein kann, wenn ich keinen Schlussstrich ziehe, schließlich wollte ich nicht vom Übergewicht ins Untergewicht rutschen. Davon bin ich von der Kiloanzahl zwar noch weit entfernt, jedoch sieht man meinem Körper mittlerweile an, dass ich nicht noch mehr abnehmen darf, da es sonst ungesund wirkt. Frauen mit Rundungen fand ich schon immer ansprechender als sehr dünne und ich habe nun einen Punkt erreicht, an dem ich merke, dass der Grat sehr schmal ist.
Es hat einiges an Überwindung gekostet, denn nur das Wissen darum reicht nicht aus – man muss es auch begreifen, dass man körperlich ein neuer Mensch ist. Ich erwische mich selbst noch immer dabei, wie ich mich selbst „die Dicke“ nenne, obwohl ich mittlerweile gelernt habe, dass dem nicht mehr so ist.
Abnehmen ist eine Sache – dauerhaft auf seinen Körper aufzupassen eine andere
Nach meiner erfolgreichen Abnahme fragen mich viele Menschen, wie es nun mit mir weitergeht.
„Pass auf, sonst nimmst du das alles wieder zu!“
„Hast du keine Angst vor dem Jojo-Effekt?“
Ganz ehrlich? Ich kann dieses Gesülze nicht mehr hören! Weight Watchers dient nicht nur der Abnahme. Wenn man es richtig macht, dann lernt man auch, bewusster zu essen, zu kochen und generell mit Lebensmitteln umzugehen. Und genau das habe ich vor – dauerhaft von dem Programm lernen und meine Ernährung auch in Zukunft bedacht zu wählen. Ich möchte nicht zurück in alte Muster verfallen. Auch jetzt, vier Monate nach Beendigung meiner Abnehmphase, zähle ich weiterhin meine Punkte, achte darauf, was ich zu mir nehme und bereue keinen einzigen Tag mit Weight Watchers.
Es kann nicht immer nur abwärts gehen
Derzeit schwanke ich in einem Radius von einem Kilo hin und her, aber das ist vollkommen okay. Auch in der Abnehmphase waren es nicht jede Woche 1-2 Kilo. Ab und an (wenn auch selten) kamen auch mal ein paar Gramm dazu oder ich habe eine Nullrunde gedreht. Es ist schwer, es zu akzeptieren – vor allem am Anfang -, aber das ist vollkommen normal und gar nicht schlimm. Es kann nicht immer nur abwärts gehen – so Phasen gibt es, aber Aufgeben ist absolut keine Option! Man hat sich die vielen Kilo schließlich auch nicht in wenigen Wochen angefressen – so ist es also kein Drama, wenn man eine Zeitlang braucht, ehe man sie wieder los wird. Zu schnelles Abnehmen ist außerdem nicht gut für den Körper. Ich selbst habe gemerkt, wie mein Kreislauf teilweise zu kämpfen hatte, mit dem Tempo meiner purzelnden Kilo mitzuhalten. Aber es hat sich gelohnt und ich möchte auch weiterhin den neu erlernten gesunden Lebensstil pflegen.