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Abiturzeitungen heute: Zeitungsarbeit ohne Schreibmaschine und Letraset
Als mir letzthin mein Sohn seine Abiturzeitung gezeigt hat, sammelte ich in dem Bruchteil einer Sekunde meine gesammelte Kernkompetenz als Ex-Schülerin, Ex-Druckerin und Ex-Schülerzeitungs-Redakteurin zusammen, um ihm in wohlwollenden Ton zu erklären, was sie an Inhalt und Layout alles falsch gemacht haben könnten.
Letztendlich blieb mir beim Durchblättern des Druckwerks nicht einmal eine Art Erinnerung oder Déjà Vu.
Denn die Abiturzeitungen haben sich inzwischen zu ganz ansehnlichen Magazinen gemausert.
Wir in der Redaktion der Schülerzeitung
Wir in der Redaktion unserer Schülerzeitung an meiner Berufsschule hatten es ordentlich schwer. Für die Texterstellung diente uns die alte Schreibmaschine meiner Omi, die kein scharfes S kannte und für deren Bedienung man starke Finger gebraucht hat. Außerdem konnten wir allesamt nicht schreiben und so stieg unser Verbrauch an Tipp Ex in schwindelerregende Höhen.
Die Überschriften fertigten wir mit Letraset. Das waren Bögen, durch die man die einzelnen Buchstaben mit einem Stift auf das Papier gepaust hat. Das war ein ziemliches Teufelszeug und funktionierte nie so richtig.
Und weil man bei einem einfachen Kopierdruck keine Fotos wiedergeben konnte, klauten wir kleine Schwarzweiß-Bildchen zusammen. Vor der Erfindung des Internets waren Bildrechte anscheindend noch kein allzugroßes Problem.
Abiturzeitungen heute
Heutzutage gestalten die Schüler ihre Abiturzeitungen natürlich am PC und wenn sich niemand findet, der ihnen eine professionelle Software wie InDesign zur Verfügung stellen kann, suchen sie sich ein passendes Layout bei den entsprechenden Online-Druckereien. Einige Anbieter, wie dieser hier haben sich sogar auf die Aufgabe Abitur- und Schülerzeitung spezialisiert und liefern einen Rundum-Service.
Werbekunden für die Zeitung gewinnen
Wir konnten damals für unsere Schülerzeitung lediglich die örtliche Sparkasse als Werbekunden gewinnen. Dem Einzelhandel vor Ort waren wir ganz einfach wurscht, und die Druckqualität war relativ schlecht, bzw. eingeschränkt.
Heute kann man alles in bunten Farben drucken. Man erhält zwar keine Hochglanzmagazine, aber für Werbekunden ist genug Platz und Möglichkeit, sich ansprechend zu präsentieren.
Dadurch kommt auch wieder Geld in die knappe Schülerzeitungs-Kasse. Mit dem Überschuss kann man eine rauschende Abi-Party finanzieren oder aber ein gutes Werk tun.
Diese Schülerinnen vom Max-Born-Gymnasium in Sinsheim spendeten zum Beispiel Geld für Spielsachen für Flüchtlingskinder.
Haftung, Kritik und Zensur
Abiturzeitungen unterliegen natürlich dem Pressegesetz und benötigen deswegen ein ordentliches Impressum, in dem auch der Name eines Verantwortlichen steht
Kritik am Schulablauf oder bestimmten Lehrern oder anderen Missständen sind vielleicht in Abiturzeitungen sind manchmal notwendig, aber natürlich nicht gerne gesehen. Auf jeden Fall ist es wichtig, sich genau zu überlegen, wen oder was man wie kritisiert. Im Zweifelsfall ist es immer sinnvoll, sich Unterstützung aus der Schülerschaft, Elternbeirat und vielleicht auch aus dem Lehrerkollegium zu holen. Aber ein solcher Weg ist nicht leicht.
Denn natürlich wird die Schulleitung ein Interesse daran haben, wie ihre Schule in der Öffentlichkeit präsentiert wird und in der Regel pochen sie sogar auf ihr Recht, die Texte vorab zu lesen. Ich habe festgestellt, dass es im Falle einer Zensur gar nichts hilft, dem Direktor voller Inbrunst das Hohe Lied der Pressefreiheit vorzusingen. Solange das Druckwerk auf dem Schulgelände verteilt wird, hat der nämlich Recht.
Auf jeden Fall fand ich es sehr interessant zu sehen, wie sich aus den hilflos zusammengeklöppelten Schülerzeitungen meiner Zeit ganz ansehnliche Abiturzeitungen (und auch Schülerzeitungen, die es ja immer noch gibt) entwickelt haben.
Das ist auch gut so, denn diese Ausgaben sind nette Erinnerungen für das ganze Leben!
Foto: Alte Reiseschreibmaschine ©sabienes.de
Text: Abiturzeitungen – Die Schülerzeitung von heute ©sabienes.de
(Visited 10 times, 9 visits today)Der Artikel Abiturzeitungen – Die Schülerzeitung von heute erschien zum ersten mal auf Sabienes TraumWelten.