Abgerechnet wird zum Schluss

Von Mark Petersen @der_aufschrei

Im März 2009 ermordete Tim K. während eines Amoklaufs 15 Menschen und  erschießt sich anschließend selbst. Sein Vater Jörg K. wird zu einer Bewährungsstrafe wegen unsachgemäßer Aufbewahrung einer Waffe verurteilt. Nun verlangt die Stadt Winnenden 9,4 Millionen Euro Schadensersatz. Kann so eine Forderung das Leid wirklich erträglicher machen?

Vor viereinhalb Jahren spielt sich  in einer Schule in Winnenden eine schreckliche Tragödie ab. Der ehemalige Schüler Tim K. begeht ein Massaker, tötet im Wahn 15 Menschen und verletzt viele schwer. Für die Opfer hat sich bis heute kaum etwas verändert. Sie leben mit den Folgen weiter und haben nicht in den Alltag zurückgefunden.
In all dieser Zeit gibt es auch eine Diskussion um Gerechtigkeit und die Schuld. Tims Vater wird zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, er hat die Tatwaffe nicht sachgemäß gelagert. Die Stadt sucht weiter nach Gerechtigkeit und will diese  Akte schließen. So hat sie nun die Schadensersatzforderungen aufgelistet , die sie dem 54 jährigen Vater auferlegt. 22 Posten sind aufgeführt, exakt gegliedert wie eine Handwerkerrechnung. Der Kostenkatalog gibt Auskunft über materielle Schäden an der Schule, die Bestattungskosten von 23.500,00  Euro, Ausrichtung von Trauerfeiern  mit 355.000,00 Euro , und und und…  Auch ein modernes Sicherheitssystem für 115.000,00 Euro soll Schüler und Lehrer künftig besser schützen. Einen hohen Posten stellt auch die Forderung der Unfallkasse Baden-Württemberg. 800.000,00 Euro kostete die ärztliche Behandlung von Schülern und Lehrern, insbesondere die psychologische Seelsorge. Ist es wirklich notwendig, all diese Kosten dem Vater aufzuerlegen? Ist er nicht durch diese wahnsinnige Tag schon genug gestraft?

Die Forderungen werden nie erfüllt werden. Die Haftpflichtversicherung von Jörg K. sieht bei Personenschäden zwar zwei Millionen Euro Deckungssumme vor, doch was darüber hinausgeht, muss der Unternehmer aus eigener Tasche zahlen. Solch eine Summe ist nicht aufzubringen, die Kommune wird auf fast all seine Forderungen sitzen bleiben! Auf Hilfe Dritter wird hier bestimmt nicht zu hoffen sein. Einen Funken Trost gibt es wohl für die Hinterbliebenen und Verletzten dieses Amoklaufes. Die Allianz will nun nach intensiven Verhandlungen das geforderte Schmerzensgeld bis zu 25.000,00 Euro auszahlen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, ganz verarbeiten lässt sich dieses Schicksal wohl aber nie!

Google+

Joern Petersen