Niemand der gleichzeitig Job und Kind unter einen Hut bringen muss, kann sicher behaupten, dass die Zeit mit dem Kind völlig ausreichend ist.
Ich persönlich finde, trotz Teilzeitjob und drei freien Nachmittagen die Woche, dass ich viel viel zu wenig Zeit für meine Tochter habe.
Ich hole sie an drei Tagen die Woche nach dem Mittagsschlaf gleich aus der Kita ab und wir unternehmen tolle Sachen. Gehen schwimmen, zu Erlebnisspielplätzen oder auf Playdates mit ihren Freundinnen. Dann fällt sie allerdings auch schon immer nach dem Abendbrot todmüde ins Bett. Das ist auf der einen Seite schön, weil ich dann Zeit für mich und den Haushalt habe, aber auf der anderen Seite verkürzt es die gemeinsame Zeit auch enorm.
Vier bis fünf Stunden am Tag sind nicht viel, aber das sind Luxusprobleme, ich weiß.
Grade jetzt, kurz nach Beendigung der Elternzeit, muss man sich da erstmals ganz schön umstellen. Von 100 Prozent täglich auf 20 Prozent runter zu drosseln ist wirklich nicht leicht. Dazu kommen die anderen beiden Tage in der Woche, an denen ich lang arbeiten muss und der Papa und die Omi die Nachmittage nach dem Kindergarten abdecken. Es ist echt toll, denn Mara hat so eine super Abwechslung und ich glaube sie geniest es auch total mal auf andere Weisen zu spielen oder etwas anders ein Buch anzusehen. Denn ganz ehrlich, ich gucke auch immer die gleichen Bücher an und zeige Ihr auch immer den gleichen Käse darin. Deswegen ist es für sie ganz sicher der Knaller wenn Omi einmal die Woche kommt, aber ich sitze auf der Arbeit und denke die ganze Zeit, was ich jetzt alles mit ihr spielen könnte, was wir üben würden, was ich ihr zeigen könnte oder dass wir vielleicht etwas Neues entdeckt hätten auf dem Heimweg.
Ich bin definitiv keine Klette oder eine Helikoptermutter, aber ich verbringe gerne Zeit mit meiner Tochter. Grade jetzt mit knapp eineinhalb Jahren beginnt sie wirklich aufmerksam durch die Welt zu laufen. Sie möchte vieles erkunden und verstehen. Man sieht ihr richtig an wie staunend sie manchmal unterwegs ist und wie es dann in ihrem Kopf arbeitet um es zu verstehen. Sie steht Ewigkeiten einfach nur da und guckt wie die Blätter vom Baum heruntertrudeln und obwohl ich schon halb erfriere beim warten darauf, dass sie weiterlaufen will, könnte ich gleichzeitig anfangen sofort loszuheulen, weil ich so verliebt bin in dieses kleine echte Menschlein und so stolz darauf, dass sie schon so groß und von der Welt fasziniert ist. Sie sieht in so kleinen Sachen, an denen ich selbst täglich gedankenlos vorbei laufe so große Wunder. Das rührt mich tatsächlich. Diese Neugier und Unbekümmertheit steckt an.
Ich selbst kann nicht mehr mit mir allein durch die Welt laufen ohne bei einer vorbeifahrenden Bahn hektisch zu werden und innerlich quiekend „Daaa eine Bahn!“ zu brüllen, ohne beim Durchfahren eines Tunnels wegen der flackernden Lichter verblüfft zu sein oder ganz kleine Kastanien einzusammeln, weil diese so schön in Maras und meine Jackentaschen passen. Man wird durch Kinder zu einer ganz neuen Person gemacht, man lernt Dinge neu zu betrachten oder manche Wunder einfach zu glauben ohne sie zu hinterfragen.
Und genau in diesen Momenten, in denen ich allein die Bahn betrachte, die Lichter im Tunnel zähle oder meine Taschen mit Kastanien vollstopfe, vermisse ich die Kleine so sehr. Dann wünsche ich mir, dass ich jetzt nicht zur Arbeit muss und nun Zeit zum Abenteuer erleben ist. Ich weiß, dass ich mich sicher bald daran gewöhne, dass es leichter wird, man die Zeit die man hat, effektiver nutzt und auch dass ich über Probleme schreibe, welche eigentlich keine sind.