Niemand kann wohl so richtig etwas dafür, trotzdem macht es mich traurig.
Aber von vorn:
Vor einigen Tagen musste ich zu meiner ersten Elternversammlung. Das ist schon allein ein komisches Gefühl, so erwachsen muss man auf einmal sein und Verantwortung zeigen und zu allem Überfluss, musste ich auch noch Protokoll schreiben – finden wir nicht alle, dass es die undankbarste Aufgabe überhaupt ist? Augen zu und durch dachte ich. Was soll schon passieren? Alle Kinder sind erst ca. 1,5 Jahre alt, in diesem Alter wird im Kindergarten doch noch nichts Großes gemacht, die Kleinen gehen doch nur zum Überleben dorthin. Kein Morgenkreis, keine Ausflüge, kein Garten jetzt im Winter. Ich war skeptisch und gleichzeitig optimistisch nach 30 Minuten wieder zuhause zu sein.
Anfängliches Blabla und Lob wie toll die Kinder sind, noch nie so eine liebe Gruppe gehabt, blabla. Doch dann wurde mal Klartext gesprochen zwischen dem ganzen weichgespülten Kindergarten-Jargon. Ich habe auch immer das Gefühl, dass Kindergärtnerinnen so in Ihrer Kindersprache versunken sind, dass sie vergessen, wann Sie mit einem Erwachsenen reden – alles wird blumig und halb so wild dargestellt.
Es ging drum, dass die Kleinen schon ausgelotet haben, wer stärker und wer schwächer ist. Dass einige Kinder, natürlich ohne Namen zu nennen um den Eltern nicht zu nahe zu treten, hauen, schubsen und teilweise auch beißen. Und es sind nicht nur Rabauken-Jungs. Jetzt werden einige von euch sagen, dass das ganz normal ist, alle Kinder müssen da durch und sich lernen zu wehren. Klar! Wenn man aber hört, dass immer die gleichen beiden Kinder die eigene Tochter ärgern und diese sich nie wehrt, nie zurück haut oder etwas macht, dann wird man als Mutter schon traurig.
Ich saß auf der Versammlung also da, tat so als würde ich voll locker reagieren, als sei das etwas Normales, die Kinder müssen sich eben ausprobieren etc. – innerlich war mir aber ganz anders zumute. Die anderen Eltern lachten sogar, nicht über mich, aber aus Verzückung, wie niedlich das doch sei, die kleinen Frechdachse eben.
Ich mein, ich bin keine klammernde Mami, ich muss nicht immer eine schützende Hand über meine Tochter legen, ich lass sie auch viel alleine machen, ausprobieren, hochklettern und hinfallen um wieder aufzustehen, aber hauen? Muss man da denn locker reagieren, wenn die Kinder erst 1,5 Jahre alt sind?
Ich bete zuhause rauf und runter, dass man nicht haut und nicht kratzt und Mara hält sich tatsächlich mittlerweile gut daran. Sie weiß, ich gehe dann weggehe und schimpfe. Nun ist es also keine Überraschung für mich, wenn die Erzieher sagen, Mara würde gehauen und geärgert werden und macht einfach nichts, lässt es über sich ergehen, weint ab und an und fertig.
Pff, was mach ich da als Mami? Sage ich, sie solle zurück hauen, bringt es nichts, weil sie einfach nicht unterscheiden kann, wann es nun rechtens ist und wann nicht. Sie muss in einen Baby-Ninja-Kurs. Selbstverteidigung für Babies – ganz klar.
Ich habe ihr jetzt gesagt, sie soll dann ganz laut NEIN sagen soll und die Hand heben. Wir haben da auch so ein Buch angeschaut, wo es einem Jungen genauso ergeht. Naja und irgendwie muss ich ihr beibringen, dass Hilfe holen nicht petzen ist.
Letztens dann beim Kinderturnen (meine tatsächlich persönliche Hölle – viele schreiende, laute, rennende, Scheibe spielende Kinder in einer Turnhalle zusammengepfercht) wurde Maras Fuß versehentlich von einem kleinen Jungen unter eine Matte eingeklemmt, sie sagt „Nein“ und stößt ihn weg. Soweit so gut – woher soll sie auch wissen was ein Versehen ist? Ich bin stolz, weil ich merke, sie hat es verstanden. Mein Baby kann sich wehren.
Plötzlich guckt mich die Jungs-Mami an, fordernd mit Blicken des Todes, dass ich doch bitte handle und mich mal um meinen Satansbraten kümmere und ihr die Leviten lese. Na klasse, dachte ich. Ich sagte dann, dass man nicht haut, in der Hoffnung dass Mara denkt “ Ja Logo, weiß ich ja!“ aber sie hat ganz doll geweint, sich unverstanden gefühlt und wir sind nach Hause.
Ihr merkt schon, das ist grade ein schwieriges Thema bei uns. Löblich auf der einen Seite, dass die Kleine weiß wie es läuft und traurig eigentlich, dass sie da alleine durch muss – irgendwie.