Die Bild”Zeitung” hat zusammen mit der Arbeitsagentur wieder einmal eine plumbe Diffamierungskampagne gegen Arbeitslose gestartet; diesmal gegen 1er Akademiker, die angeblich nur arbeiten, wenn sie Lust haben; und die dadurch als Schmarotzer das Sozialsystem belasten. Hartz 4 sei nicht für “Lebenskünstler”, sondern nur für wirklich Bedürftige gedacht. Es wird wieder Arbeitsunwilligkeit unterstellt, wo nachweislich gar keine vorhanden war. Es werden prima Job Chancen in einem Arbeitsmarktbereich unterstellt, in dem es nachweislich kaum Chancen gibt.
Die Schuld wird durch dieses unsäglich fiese und dumme Konstrukt einem Arbeitslosen zugewiesen, der sich erlaubt hatte, die Wahrheit über die unmenschlichen und verfassungswidrigen Gängelungen und Schikanen der Arbeitsagentur zu sagen. Auch politische Ressentiments mögen eine Rolle gespielt haben. Ein Pirat, ein führendes Mitglied einer aufstrebenden Partei, die eine neue offene und transparente politische Kultur pflegt, scheint als Bedrohung wahrgenommen zu werden – vielleicht als Anarchist oder gar als Staatseind. Jedenfalls haben Systemmedien wieder prima Sozial Propaganda und Hetze der übelsten Art betrieben. Man will die Menschen aus verschiedenen sozialen schichten systematisch durch Lügen und Diffamierungen gegeneinander aufhetzen. Arbeitslose gegen Arbeitende. Mittelschicht gegen Unterschicht. Konservative gegen politische Newcomer. Starke gegen Schwache. Nur so kann sich ein neoliberales Regime, das die Menschen verachtet, und den Profit als neuen Gott anbetet, an der Macht halten. Teile und Herrsche; verunglimpfe deinen Gegner und unterdrücke mögliche Aufstände.
Nichts persönliches? Anruf aus generellen Interesse an Piratenpartei.
Fakt ist: Ponader hatte zuvor in einem Gastbeitrag für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” angekündigt, künftig auf Hartz IV zu verzichten. Er könne nämlich absehen, bald selbst genug Geld zu verdienen, zur Überbrückung würden Freunde einspringen. Ponader bemängelte die Berichterstattung über seinen Leistungsbezug und den von ihm als Gängelung empfundenen Umgang der Arbeitsagentur mit seinem Fall. Diese Kritik an die Arbeitsagentur ist rechtlich vollkommen in Ordnung und zeigt mit Nichten einen möglichen politisch radikalen Hintergrund des “Kunden” Ponader. Trotzdem wurde von der BA abgecheckt, was die Piraten wohl für eine suspekte Partei sei.
Konkret warf Ponader Alt vor, dass dieser bei Piraten-Chef Bernd Schlömer angerufen habe, um zu fragen, warum die junge Partei Ponader kein Gehalt zahle. Das Amt des Bundesgeschäftsführers ist ein Ehrenamt, so wie generell alle Partei Ämter. Alt sagte der Bild-”Zeitung” dazu: Es stimme zwar, dass er Schlömer angerufen habe. Das sei jedoch aus generellem Interesse an der Piratenpartei geschehen. “Wenn Herr Ponader das jetzt anders darstellt, nimmt er sich selbst ein bisschen zu wichtig.” Die Hintergründe für die Wahnehmung eines Ehrenamtes oder die Tatsache, dass ein Amt nicht bezahlt wird, geht die Agentur nun wirklich nichts an. Hier investigativ in die private Lebenssphäre einzugreifen ist nicht durch die Hartz 4 Gesetzgebung gedeckt. Über für Hartz 4 Empfänger gelten ja sowieso keine Rechte; sie sind vogelfrei.
Zynismus und Verklärung
Dazu, dass Ponader nun wieder eigenfinanziert leben könne, beglückwünschte ihn Alt. “Das Anspruchsdenken an die Gesellschaft, das Herr Ponader formuliert, teile ich aber ausdrücklich nicht.”
Diese zynische und verklärende Spitze zeigt die geistige Haltung eines moralisch und charakterlich degenerierten Menschen. Solche Gestalten bestimmen über unser Sein. Ich empfinde das als unerträglich. Aber vom Grossteil der deutschen Öffentlichkeit wird dies als vollkommen legetim und normasl angesehen, weil die Abeitslosen faule, arbeitsunwillige Schmarotzer sind. Manche sogar mit 1er Uniabschluss.
Es grüsst euch René Brandstädter – humanicum