[ABC] # E: Die Eleganz des Igels

[ABC] # E: Die Eleganz des IgelsAutorIn: Muriel Barbery
Titel: Die Eleganz des Igels
Band: EinzelbandVerlag: dtv ; PaperbackGenre: Erzählung / ParabelISBN: 978-3-423-13814-7 Erscheinungsjahr: Okt. 2009 Seitenanzahl: 364Kaufpreis: 9,90€Krümelzahl: 5 Krümel
--> gleichnamiger Film zum Buch !
Inhalt: 
Die altkluge Paloma hat das Leben durchschaut. Sie sieht sich schon bald in einem elenden Goldfischglas gefangen - dieser Vorstellung allein schon gilt es zu entfliehen. Sie beschließt, sich an ihrem 13. Geburtstag das Leben zu nehen. Doch bis dahin betrachtet sie ihre schreckliche Familie und die sonderbaren Ereignisse in dem Stadtpalais, in dem sie wohnt, aufmerksam durch die Linse ihrer Kamera. So lernt Paloma die zurückhaltende Concierge kennen - Renée. Die alte Witwe scheint ungebildet und einfältig zu sein. Paloma allerdings entdeckt auch eine andere Seite an ihr. Sie ist sehr belesen und wissbegierig und kennt daher die großen Werke der Literatur und der Philosophie. Langsam freunden sich die beiden an; aber sie scheinen sich erst zu verändern als ein japanischer Geschäftsmann Monsieur Ozu in das Haus mit einzieht.
Meine Meinung:Für mich könnte es wohl kaum einen perfekteren Roman geben. Er scheint wie auf mich zugeschnitten - sind es doch all solche Themen, die in diesem fabelhaften Roman zum Tragen kommen, welche auch mich sehr interessieren. So geht es zum Einen um die zauberhafte Welt der Bücher. Die Szenen sind unglaublich poetisch und philosophisch gezeichnet. Die Menschen werden nach und nach eindeutig zweideutig psychologisch demaskiert. Und zu guter Letzt kommt auch die Vielfältigkeit der japanischen Kultur nicht zu kurz.Jetzt habt ihr erst einmal einen groben Überblick worüber man nach dieser Lektüre alles so schwärmen kann.Am aller meisten jedoch liegt mir der Schreibstil am Herzen. Ich möchte euch gerne einen Auszug zeigen, der mich sowohl im Buch als auch im Film (!) sehr bewegt hat.
(S. 147/149)
"Kennen Sie die Arthens`? Man hat mir gesagt, sie seien eine ganz außergewöhnliche Familie gewesen.", sagt er zu mir. "Nein", antworte ich, auf der Hut, "ich kannte sie nicht besonders. Sie waren eine Familie wie die anderen hier.  ... "Wissen Sie, alle glücklichen Familien ähneln einander", brummle ich, um die Geschichte abzuschließen, "es gibt nichts dazu zu sagen." - "Doch jede unglückliche Familie ist auf ihre Art unglücklich", sagt er und schaut mich merkwürdig an, und plötzlich zucke ich zusammen. Ja, ich schwöre es. Ich zucke zusammen - jedoch wie unbewusst. Es ist mir sozusagen entschlüpft, es war stärker als ich, es hat mich überkommen. ...Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Art unglücklich ist der erste Satz in "Anna Karenina", einem Werk, das ich, wie jede gute Concierge, nicht gelesen haben kann, genauso wenig, wie es mir zusteht, beim zweiten Teil des Satzeszufällig zusammengezuckt zu sein, in einem Moment der Gnade, ohne zu wissen, dass er von Tolstoi stammte, denn wenn die kleinen Leute für die große Literatur empfänglich sind, ohne sie zu kennen, kann sie keinen Anspruch erheben auf die Sichthöhe, auf der die gebildeten Leute sie plazieren.
Damit ist sicher alles gesagt, oder? Doch nicht? Nun, Muriel Barbery schafft es tatsächlich trotz des Präsens, in dem sie ihre Geschichte spielen lässt (und was im Übrigen eine Form ist, die ich bei Büchern nicht sehr schätze), eine unglaubliche Vergänlichkeit widerzuspiegeln, die der Atmosphäre noch einmal einen ganz besonderen Glanz verleiht. das trifft zumindest auf die Erzählungen der alten Concierge zu. Zwischendurch begegnen dem leser immer wieder "tiefgründige Gedanken" Palomas, die das Mädchen fleißig aufzeichnet. Hier kommt eher die beklemmende Gegenwart in einem hoch - die Schnelllebigkeit, die rasant schwindende Zeit, das wahnsinnige Antzlitz unserer Mitmenschen, der Alltagsstress und -frust.

Mein Fazit:
Traumhaft schön, erfrischend ehrlich, hinreißend tiefgründig und ausgesprochen intelligent.
Das macht zusammen eine Endnote von ~ 5 Krümeln* ~
Jimmy

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