Abbitte (Annäherung an Omas Walderdbeer-Stanitzel)

"Oma, wann machst du denn wieder Erdbeerstanitzel?"In meiner Erinnerung gab es bei Oma und Opa immer ganz feines Essen: gefülltes Hendl, Fleisch mit viel Sauce, Leberknödel, Rahmsuppe - also alles, was die Enkelkinder eben gerne aßen.Im Sommer verbrachte ich immer zwei Wochen bei den Großeltern und wurde nach Strich und Faden verwöhnt (kurzer Einschub: Meine Mama sagt ja immer, dass Oma sehr streng mit ihr und ihren drei Schwestern war - die Enkelkinder haben davon aber nichts bemerkt. Oma war damals klein und fast quadratisch, und für mich der Inbegriff von Güte und Gemütlichkeit. Nach Opas Tod wurde sie immer dünner und dünner, so als ob ihr das Essen alleine gar keinen Spaß mehr machen würde).Sommer bei Oma und Opa das war Frühstück mit frischen Semmerln und selbstgemachter Erdbeermarmelade. Das war der Geruch von Holzrauch, wenn morgens der Tischherd eingeheizt wurde und ich noch im Bett lag. Einkaufen im Städtchen mit Zitronen-Eissschlecker fürs Enkerl. Stundenlang im Garten herumgraben - aus dieser Zeit stammt auch meine Liebe zu (fast) allen Pflanzen. Eine Zugfahrt ins nächste Dorf zum Freibad. Eine Fahrt mit dem Schiff auf der Donau bis Marbach und Kuchen in der dortigen Konditorei. Erdäpfelkäfer absammeln. Wahrscheinlich auch ein bisschen das Gefühl, von morgens bis abends der Mittelpunkt zu sein - denn meinem Bruder war es bei den Großeltern meist zu fad, er war in den Ferien lieber mit seinen Freunden unterwegs. Und jedesmal wenn wir auf Besuch dort waren, hoffte ich auf Erdbeerstanitzel und war oft enttäuscht, wenn es "nur" Guglhupf gab. Ich bettelte um meine Stanitzel und bekam oft zur Antwort "diesmal nicht, weißt du, die sind so schwierig zu machen". Bis vor zwei Tagen war mir das immer völlig unverständlich - das konnte doch nur eine Ausrede sein, was war daran denn schwierig?Am Wochenende sammelte ich im Mühlviertel, nahe unserem Wochenendhäuschen die ersten sonnenwarmen Walderdbeeren. Ein mehr als triftiger Grund, sich endlich mal an Omas Erdbeerstanitzel zu wagen. Ihr handgeschriebenes Rezept habe ich geerbt und seit Jahren sorgfältig aufbewahrt. So schwierig schien das Ganze nicht zu sein.Aber ach, ich muss dringend Abbitte leisten. Oma: So gehunzt hat schon lange nichts mehr! Mag sein, dass es am Teigrezept liegt. Mag sein, dass es mit einem anderen Biskuitrezept einfacher ist. Aber ich wollte ja unbedingt das von Oma probieren!Stanitzel mit Walderdbeeren und Schlagobers200 g ganze Eier (das waren bei mir 4 Stück)160 g Backzucker120 g Mehl1 große Prise Salz2 EL Wasser250 ml Schlagoberseine große Handvoll Walderbeeren2 EL Staubzucker Die Eier mit dem Zucker und dem Salz zu seiner hellgelben schaumigen Masse rühren. Das Mehl einsieben und unterrühren, ebenso das Wasser. Das Backrohr auf 170 Grad vorheizen. Jeweils zwei Esslöffel von der Masse auf ein Backpapier dünn zu Kreisen von ungefähr zwölf Zentimeter Durchmesser streichen. Dafür habe ich mir ein passendes Schüsserl gesucht und dünn mit Bleistift die Kreise draufgezeichnet. Auf ein Backblech passen vier Kreise - und das sind schon fast zu viele, denn nach dem Backen muss es schnell gehen. Nach ungefähr neun Minuten nimmt man die kleinen Fladen aus dem Backrohr.Und dann ging es los mit den Schwierigkeiten: zuerst ließen sie sich nicht vom Backpapier lösen. Beim nächsten Versuch drehte ich das Backpapier mit den vier Fladen gleich nach dem Herausnehmen aus dem Ofen um und bestrich die Rückseite des Papiers mit Wasser (wie bei Biskuitrouladen). Dadurch ließen sie sich halbwegs lösen. Die abgelösten Kreise klebten aber sofort auf der Arbeitsfläche fest. Also bemehlte ich die Arbeitsfläche - das half. Und nachdem ich die Stanitzelformen (aus Metall) bebuttert hatte, ließen sich die gedrehten Teiglinge sogar wieder lösen.Zu langsam war ich aber immer noch - die vierte Flade war jedesmal schon hart, bevor ich so weit war, sie um die Stanitzelform zu wickeln. Die Fehlversuche habe ich aufgegessen - zumindest der Geschmack war sehr gut, wirklich wie bei Oma (Eine nachträgliche Recherche bei meiner Mama ergab: Oma hat - natürlich - kein Backpapier verwendet, das gab es damals noch gar nicht, sondern das Backblech eingefettet. Außerdem hatte sie keine Stanitzelformen, sondern dreht die kleinen Fladen nur mit der Hand - das ging wahrscheinlich auch schneller)!Kurzunm: Ich kann nicht mehr sagen, wieviel Stanitzel aus dieser Masse gemacht werden könnten - in Idealfall sicher genug für sechs Personen ...Kurz vor dem Servieren das Schlagobers steif schlagen und die Erdbeeren untermischen. Die Stanitzel erst unmittelbar vor dem Servieren füllen. Den fertigen Stanitzeln sieht man gottseidank nicht an, welche Plage die Herstellung ist, und wie groß der Ausschuss war - genau wie damals bei meiner Oma ...

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