Evelyn Shriner und Godfrey Burkes sind füreinander bestimmt. Doch das ahnen sie nicht, sie kennen sich nicht einmal. Evelyn ist Bibliothekarin und hat eine Schwäche für große Liebesgeschichten. Außerdem hat sie eine Obsession für Dr. Chins erstaunliche Vergegenwärtigungsapparatur entwickelt, mit der man seine romantischen Aussichten mit einem bestimmten Menschen sehen kann. Sie testet einen Mann nach dem anderen, doch laut Maschine ist der Richtige einfach nicht dabei … Godfrey arbeitet im Fundbüro. Obwohl er selbst ständig Dinge verliert. Er glaubt, sein Leben brauche mehr Struktur, also macht er seiner Freundin einen Heiratsantrag. Bevor diese Ja sagt, hat sie allerdings eine Bedingung: Sie sollen erst bei Dr. Chin einen Blick in ihre Zukunft werfen um sicherzugehen, dass sie auch wirklich zusammengehören. Also macht sich Godfrey auf zu Dr. Chins Praxis. In der Schlange unterhält er sich mit einer bezaubernden Frau namens Evelyn, die ihm danach partout nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Und Evelyn gibt bei ihrer nächsten Sitzung einfach mal den Namen dieses Typen aus der Schlange an, der wirkte doch ganz nett. Wie hieß er noch mal, Godfrey Burkes? Doch eines hat Evelyn nicht bedacht: „In Fällen von wahrer Liebe kann es zu Systemfehlern kommen.“ (Klappentext)
„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“ fällt mir spontan zu diesem Buch ein. Schon das Vorwort des Autors hatte mich so erfreut, dass ich ganz hingerissen und sicher war, dass ich ein ganz besonderes Buch lesen würde. Besonders ist tatsächlich die Sprache, in der Gregory Sherl seine Geschichte verfasst hat. Viele schöne Sätze und Redewendungen, ja ich habe mich spontan verliebt in das Buch mit seinem trockenen Humor zwischen den Zeilen und seinen beiden skurrilen Hauptfiguren.
Aber je mehr ich über Evelyn und Godfrey erfahre, umso verwirrter bin ich. Gregory Sherl lässt beide abwechselnd aus der Ich-Perspekive erzählen, jedes Kapitel trägt eine passende Überschrift – hier ist Gregory Sherl wirklich sehr kreativ – und den Hinweis, wer gerade an der Reihe ist. Dabei erfahre ich wichtige Dinge, aber auch viele belanglose Dinge, mit denen ich auch im Nachhinein nicht viel anfangen kann. Gregory Sherl lässt sich wirklich viel Zeit … zu viel Zeit, mir Evelyn und Godfrey vorzustellen. Evelyn mag ich auf Anhieb. Die etwas schrullige Bücherliebhaberin kommt auf die kuriosesten Ideen und hat ein sehr großes Herz. Auf der anderen Seite ist sie schon fast süchtig nach der perfekten Zukunft mit dem perfekten Mann. Da blieb mir zeitweise das Grinsen im Hals stecken.
Godfrey wird auch sehr gut charakterisiert und er war mir sehr schnell suspekt. Genau so skurril wie Evelyn, aber das typische männliche Weichei, das mich im Verlauf der Geschichte doch sehr nervte. Überhaupt kommen die Männer in diesem Buch nicht gut weg und die meisten Frauen auch nicht. Die „Nebenrollen“ besetzt Gregory Sherl mit ebenso skurrilen Persönlichkeiten, allen voran Evelyns kleptomanische Freundin Dot, deren Humor allerdings vom allerfeinsten ist. Ich habe schallend gelacht, als sie Evelyn auf einem Picknicktisch im Park das Schwimmen beigebracht hat. Ja, es gab immer wieder wunderschöne und auch sehr lustige Szenen.
Und dennoch konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Das lag zu einem großen Teil an vielen unlogischen Details. Mir war eine lange Zeit nicht klar, in welcher Zeit diese Geschichte angesiedelt ist. Ich bin zunächst von der nahen Zukunft ausgegangen, denn eine Vergegenwärtigungsmaschine existiert nicht. Aber dann liefen Songs, die ich in den Achtzigern gehört habe. Das war für mich so unlogisch. Die Idee von dieser Vergegenwärtigungsapparatur fand ich zunächst sehr faszinierend. Aber dann wurde die ganze Prozedur so laienhaft beschrieben, dass ich mich in nostalgische Science Fiction Filme der 50er Jahre versetzt fühlte und das alles nicht mehr so recht ernst nehmen konnte. Und die eigentliche Liebesgeschichte von Evelyn und Godfrey blieb dabei leider auf der Strecke. Zwischen den Beiden geschah einfach zu wenig, es war zu viel Drumherum, was mich langweilte und verwirrte. Und so lässt mich dieses Buch mit sehr gemischten Gefühlen zurück.
Skurril, verwirrend und utopisch präsentiert sich diese Geschichte als eine Liebesgeschichte der völlig anderen Art!
Der Autor:
Gregory Sherl wurde 1986 geboren. Er hat drei Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt ›Monogamy Songs‹ und ›The Oregon Trail is the Oregon Trail‹. Letzterer stand auf der Shortlist des Believer Poetry Awards. Er ist Inhaber des Grisham Fellowship an der University of Mississippi. (Quelle: Dumont Verlag)
„Ab morgen ein Leben lang“ ist im Dumont Verlag erschienen. Vielen Dank für mein Rezensionsexemplar! Ein riesengroßer Dank geht auch auch die tolle Leserunde bei Literaturschock!
Eine Leseprobe findet Ihr auf der Verlagsseite.
Meine Rezension bei Amazon und weitere Infos zum Buch findet ihr hier.