Wer noch nie etwas von A$AP Rocky gehört hat, hat in den letzten beiden Jahren wahrscheinlich einsam und allein unter einem Stein gelebt oder schlicht und einfach keinen Internet-Anschluss. Kaum ein Rapper polarisierte in den letzten Jahren so sehr wie dieser Junge aus Harlem.
Ob es um einen neuen Track ging, um eines seiner zahlreichen exzentrischen und kostspieligen Outfits oder darum, dass er bei den VMAs bei Rihanna mal ordentlich zugepackt hatte: Rocky und sein A$AP Mob dominierten sämtliche Blogs. Mit “LiveLoveA$AP” lieferte er außerdem ein Mixtape, das dermaßen durch die Decke ging und Sony gleich mit einem 3 Mio-$-Vertrag um die Ecke kam. Eine Tour mit Drake, eine eigene Tour und der eher enttäuschende A$AP Mob-Sampler Lord$ Never Worry folgten.
Schon im Vorfeld hat A$AP Rocky sein Debüt-Album “Long.Live.A$ap” in Interviews selbst hoch angepriesen, sogar als “das beste Album aller Zeiten” bezeichnet. Eins vorweg: das ist es nicht geworden! Aber A$AP Rocky hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt. Während “LiveLoveA$AP” das ganzen Mixtapes von einem eher entspannten, zurückgelehnten Sound dominiert wurde und Rocky durchgehend so rappte als wäre er im Vollrausch, gibt es auf “Long.Live.A$ap” eine Menge Abwechslung.
Da gibt es zum einen einige düstere Tracks mit ordentlich „In die Fresse“-Sound wie auf dem Opener und Titeltrack „Long.Live.A$ap“ oder „Angels“. Trap-artige Bässe, die durch Mark und Bein gehen, Angst einflößende Klirr-Sounds und gepitchte Voice-Samples und ein A$AP Rocky, der mit Tempo nach vorne rappt, als ob er noch eine Menge zu beweisen hätte. Sehr schön!
Aber keine Angst, auch der entspannte “Clams Casino-Sound” ist wieder vertreten. Clams höchstpersönlich hat für “LVL” einen Beat beigesteuert und auch “PMW” mit Schoolboy Q, der einen exzellenten Gast-Part geliefert hat, chillt gewaltig.
Ein Musiker mit dem Rocky unbedingt zusammenarbeiten wollte, war Dangermouse. Zusammen mit dem Produzenten entstand der wunderbar melancholische Track „Phoenix“, der nach „1Train“ meiner Meinung nach der zweitbeste Track des Albums ist. A$AP Rocky versammelt auf diesem fabelhaften Stück Musik mit Kendrick Lamar, Joey Bada$$, Yelawolf, Danny Brown, Action Bronson, Big K.R.I.T. und natürlich sich selbst, die besten Rapper des New School Hip-Hop. Herrlich!
Was die Texte von A$AP Rocky angeht, rappt der New Yorker zwar immer noch über Geld, Frauen und ab und zu auch mal Drogen. Allerdings tut er das diesmal deutlich aggressiver und mit mehr Finesse und fehlerfreiem Flow.
Und genau da wird auch Rockys größte Stärke erkennbar: Die zeigt sich nicht etwa in lyrischen Wundertaten mit fünfmal um die Ecke gedachten Wortspielen wie beispielsweise bei einem Kendrick Lamar, sondern eben in seinen Rap-Skills. Eine Menge verschiedener Flows im ständigen Wechsel sorgen für eine gesunde Portion Abwechslung beim Hören. Auch wenn er oft etwas Ähnliches sagt und sich im Grunde wiederholt, sagt er es immer wieder anders und es wird nie langweilig ihm zuzuhören.
Auf dem Album finden sich einige richtige Banger mit Hit-Potenzial, wie „Goldie“ oder „F**in‘ Problems“ (u.a. mit 2Chainz und Drake). Allerdings haben es leider auch zwei Songs aufs Album geschafft, die eher was für den Papierkorb wären. “Fashion Killa” ist die Inkarnation von allem, was man an A$AP Rocky bemängeln könnte. Unsagbar schmalziger, poppiger Beat mit Frauenstimmen-Sample und ein Text, der vor High-Fashion-Referenzen zu platzen droht. Und dann wäre da noch die Skrillex-Kollabo. Eigentlich ganz nett und mit viel Power, aber hat auf diesem Album einfach nichts verloren. Als “Skrillex (feat. A$AP Rocky)-Song” wäre der um einiges besser gekommen. Schade!
“Long.Live.A$ap” ist zwar kein All Time-Classic, aber nichtsdestotrotz ein solides Hip-Hop-Album, größtenteils leichte Kost und bringt eine Menge Spaß, nicht nur für A$AP Rocky-Fans!
Das Album endet – wie der Titel des Tracks schon verrät – ziemlich plötzlich mit “Suddenly”, einem guten, gechillten Song über Rockys Werdegang. Warum plötzlich? Wie schon gesagt, mit A$AP Rocky wird es nie langweilig!