Hallihallo ihr Lieben!
Schon länger brennt es mir unter den Nägeln, einen richtigen „Abschiedsbeitrag“ zu schreiben und ein kleines Fazit zu ziehen. Heute ist es genau ein Jahr, seit dem Ende meines AuPair-Jahres, daher bietet sich dieser Tag an, wie kein anderer!
Obwohl ich auf diesen Post richtiggehend hingefiebert habe, weiß ich jetzt nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Wenn ich daran denke, dass es nun tatsächlich schon ein Jahr ist, seitdem ich zurück bin, bin ich hin- und hergerissen zwischen Wehmut und Freude; Fernweh und dem Glück, wieder die Unterstützung meiner Familie in unmittelbarer Nähe zu haben. Es gibt selten Tage, an denen ich die Kids nicht vermisse und ich kann es kaum erwarten, sie wieder zu sehen!
Es ist tatsächlich so, dass mit jedem Tag die positiven Erinnerungen mehr und mehr in den Vordergrund rücken. Ich kann noch immer mein Verlangen, nach einem Jahr endlich wieder „in den Schoß der Familie zurückzukehren“, nachvollziehen. Es gab immer größere Differenzen zwischen mir und meinen Gasteltern und zudem hatte ich zunehmend das Gefühl, in diesem winzigen Kaff eingesperrt zu sein; die mangelnde Mobilität (kein Auto) hat mir echt zu schaffen gemacht.
Aber dieses nahtlose „in die Familie passen“, wie vor dem Jahr hat nicht so ganz funktioniert. Ein großes Problem für mich unmittelbar nach meiner Rückkehr war, dass sich auch Deutschland nicht mehr wie mein Zuhause angefühlt hat. England war wirklich zu einer zweiten Heimat geworden und so wie ich gelernt hatte, ohne meine Familie auszukommen, hatten diese das Leben mit einem nur selten anwesenden Mitglied gelernt. Teilweise habe ich mich wie Fehl am Platz gefühlt – was keineswegs an meiner Familie lag! Die hat mir einen sehr herzlichen Empfang bereitet und sich mit in meine Vorbereitungen für’s Studium gestürzt. Aber ich war gefühlt noch immer in England und oft nur körperlich in Deutschland anwesend.
Nach rund einem Monat ging es dann los mit heftigem Fernweh. Obwohl ich kurzzeitig nochmal mit meinem Papa in England war und auch die Kids für ein paar Stunden gesehen hatte, wurde ich leicht hibbelig. Ich hatte noch gut drei Wochen bis Studium, wenig zu tun und überhaupt: „normalerweise“ wäre ich schon längst wieder mit zwei kleinen Kids beschäftigt gewesen! Auch noch nach einem Jahr vermisse ich das regelmäßige Fliegen, das Rauskommen, was neues sehen. Hier verfällt man doch schnell in den „alten Trott“ und zudem sind hier tendenziell mehr Verpflichtungen gegeben. Das Jahr in England war doch ein Stück sorgenfreier – zumindest wenn man sich nicht gerade um das Wohlergehen von zwei Rabauken sorgen muss.
Ich habe mir gerade noch einmal mein kleines Zwischenfazit nach einem Vierteljahr durchgelesen und war überrascht, wie vieles davon ich immer noch genau so unterschreiben würde! Die Eingliederung in die Familie hat nur noch bei wenigen Gelegenheiten so richtig funktioniert, aber meine Selbstständigkeit und auch mein Selbstvertrauen haben nur hinzugewonnen durch das eine Jahr. Auch über zwei Jahre nach Beginn meines Abenteuers halte ich diesen Schritt für einen der besten in meinem Leben – und ich würde es sofort wieder tun!
Dieses Gefühl, alle möglicherweise (eher: todsicher!) aufkommenden Schwierigkeiten überwunden zu haben, eine zweite Heimat (wenn auch nicht unbedingt zweite Familie) bekommen zu haben und all das zwangsläufig ohne (oder mit wenig) Unterstützung von Eltern, Verwandten und Freunden – das ist ehrlich gesagt ein ziemlich geiles Gefühl!
Noch etwas zum Thema Unterstützung: auch wenn sich das vielleicht anders anhört, habe ich von vielen Seiten Unterstützung bekommen. Meine Familie hat sich in den härtesten ersten drei Wochen jeden einzelnen Abend Zeit genommen, um mit mir zu skypen. Ich habe einige Freunde in England hinzugewonnen, die mir sehr am Herzen liegen, die ich keinesfalls missen möchte und die immer ein offenes Ohr und guten Rat zu geben hatten. Und wenn es um den Umgang mit den Kids ging, kam immer die meiste Unterstützung von meinen Gasteltern (insbesondere meiner Gastmutter). Für sie stand außer Frage, dass ich mit den Kids umgehen und das ist vermutlich das größte Vertrauen, das man einem anderen Menschen entgegenbringen kann.
Für alle zukünftigen AuPairs, die dies lesen, noch einige Tipps:
- Wenn ihr sicher seid, dass ein AuPair-Job das Richtige für euch ist – lässt euch nicht davon abringen! Ausnahmen und gute Gründe, es nicht anzupacken, gibt es immer, aber lasst euch nicht von euren eigenen Zweifeln oder denen eures Umfelds davon abringen, möglicherweise die beste(n) Erfahrung(en) eures Lebens zu machen!
- Lasst euch nicht herumschubsen und ausnutzen! Es ist keine Niederlage, wenn man die Familie wechselt oder gar abbrechen muss. Meine Freundin Natalie hat lange mit sich gehadert, ob sie die Familie wechseln soll und dann die perfekte Gastfamilie gefunden, zu der sie noch immer eine sehr innige Beziehung hat.
- Gebt aber auch nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten auf! Boxt euch durch – meist lohnt es sich.
- Ihr sollt euch nicht herumschubsen lassen; aber wenn ihr gerne Zeit mit „euren“ Kids verbringt, ist es überhaupt kein Problem, mehr tun zu wollen!
Das vergangene Jahr scheint manchmal wie im Flug vergangen zu sein und manchmal fühlt es sich an, als würde es sich ziehen wie Kaugummi. Mittlerweile sehe ich gerne auf das Auslandsjahr zurück, vermisse die Kids inbrünstig und wünsche mir regelmäßig nach England zurück. Gleichzeitig ergehe ich mich in meiner Unabhängigkeit hier, bin froh, in einem vertrauteren Umfeld zu sein und genieße mein Leben!
Vielleicht geht diese Ambivalenz nie ganz weg.
Bitte entschuldigt den etwas wirren Aufbau – genauso wirr sind meine Gedanken zu dem Thema
Wer auch in Zukunft wissen möchte, was bei mir so los ist, kann mir sehr gerne auf Books and a Cuppa Tea folgen. Hauptsächlich geht es um Bücher, aber es kommen auch Beiträge zu anderen Themen.
Liebe Grüße
Celina xxxx