A Place To Bury Strangers: Nicht um jeden Preis

A Place To Bury Strangers: Nicht um jeden PreisA Place To Bury Strangers
„Pinned“

(Dead Oceans)
Ein Kompliment ist das ja nun nicht gerade, was man da so liest. Die New Yorker Kapelle A Place To Bury Strangers wurde offenbar Zeit ihres Bestehens dafür verehrt, als unhörbar zu gelten. Markenzeichen und Schlüsselmerkmal war also die Erzeugung infernalischen Lärms, der unvorbereitete Konzertbesucher panisch das Weite suchen ließ wie in den Anfangstagen der legendären The Jesus And Mary Chain. Unberücksichtigt blieb dabei offenbar die Fähigkeit, Struktur und Substanz in die Noiseorgien zu verbauen, gerade auf den letzten beiden Alben „Worship“ und „Transfixation“ trat ja genau diese Eigenschaft stärker als zuvor zu Tage. Und nun, da Sänger und Gründer der Band Oliver Ackermann verkündet, Krach um des Kraches Willen sei seine Sache nicht mehr, ist alles am Schmollen: “I couldn’t make too much noise, couldn’t disturb my neighbors“, sagte er kürzlich dem Magazin Spectrum Culture, “I would just sit there and write with a drum machine. It had to be about writing a good song and not about being super, sonically loud.”

Die eigene Firma Death By Audio den Bach runter, die Pegel nach unten gedreht – da kann ja nix Gutes mehr kommen, so die weitläufige Meinung. Weit gefehlt. Denn die neue Platte hat ein Merkmal zurückgewonnen, daß so nur zu Zeiten des Debüts der Formation zu hören war: „Pinned“ klingt vielleicht nicht mehr ganz so krass und ohrenbetäubend, aber deutlich mehr nach DIY, der Sound ist weniger clean und ausproduziert, sondern kommt rougher, dreckiger, organischer daher. Klar geht die Band den Weg, der momentan vielen als lohnenswerte Neuausrichtung gilt, der Post-Punk ist in aller Munde, wird aber selten so konsequent umgesetzt wie hier. Daß Lia Simone Braswell mit an Bord ist, die ja auch schon bei den Le Butcherettes trommelte, ist dabei sicher kein Fehler, ebensowenig, daß sie sich die Planstelle mit einem Drumcomputer teilen muß.

Denn der läßt den Sound von APTBS nicht nur nach den üblichen Referenzgrößen Joy Division und New Order klingen, sondern pluckert ebenso schön und dumpf wie zu Zeiten von Alan Vega und Martin Rev bei Suicide. Man meint, die Platte wäre tatsächlich mit uralter Technik in einer staubigen Kellergruft aufgenommen und mit ebenjenem Empfinden haben die drei auch gleich die passende Kulisse als Hintergrund für ihre düsteren Texte über Paranoia, Zerstörung, Endzeitstimmung, Hoffnungslosigkeit projiziert. Ein bedrohlicheres Gemisch läßt sich wahrlich kaum vorstellen, die schockgefrosteten Beats rucken und rumpeln herrlich unrund zu kreischenden Gitarren oder dronigen Synths und ganz am Ende („Keep Moving On“) darf sogar der ehrwürdige Fad Gadget noch mal als Blaupause herhalten. Es gibt wahrlich keinen Grund, das zu bedauern. https://aplacetoburystrangers.bandcamp.com/
24.04.  Winterthur, Salzhaus
28.04.  Dortmund, FZW
07.05.  Berlin, Bi Nuu
08.05.  Hamburg, Logo

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