Albert (Seth MacFarlane, rechts) bekommt von Anna (Charlize Theron, links) Nachhilfe im Überleben im Wilden Westen in “A Million Ways to Die in the West”
Mit seiner Fernsehserie Family Guy ist er durchweg erfolgreich. Zuletzt zog er hier reichlich Aufmerksamkeit auf sich, indem er eine der Hauptfiguren sterben und wieder auferstehen ließ. 2012 spielte Seth MacFarlane das erste Mal Regisseur und inszenierte die durchaus gelungene Buddy-Komödie Ted mit Mark Wahlberg und einem zum Leben erweckten Teddybären, dem es sichtlich an Manieren mangelte. Es war Harmonie zwischen Schauspieler aus Fleisch und Blut und computeranimierter Figur zu spüren, wie es zuletzt wohl nur bei Bob Hoskins und Roger Rabbit der Fall war. Mit seinem neuen Film A Million Ways to Die in the West möchte MacFarlane nachlegen, verspielt es sich aber mit trivialem Fäkalhumor und überbordenden Soap-Elementen, statt mit dem was der Titel verspricht. Es fehlt an witzigen Pointen über das harte Leben im Wilden Westen.
Und das obwohl Schafzüchter Albert, MacFarlanes erste Kinohauptrolle, beständig über dieses harte Leben am meckern ist wie eines seiner eigenen Schafe. Zu viele Schießereien, zu viele Krankheiten, zu viele inkompetente Ärzte. Albert ist ein Feigling, hat aber durchaus ein Mundwerk, mit dem er jedes Duell gewinnen würde. Leider weiß der Film das nicht einzusetzen. Statt dem Zuschauer nun also diesen verhassten Wilden Westen zu zeigen, wendet sich MacFarlane vom Zuschauer ab und vergeudet seine Zeit in belanglosen Liebeleien.
Albert ist nicht der beste Schütze, ganz gleich wie weit (oder nah) das Ziel entfernt ist
Eine enttäuschte Ex-Freundin, die recht freudlos von Amanda Seyfried gespielt wird, ein neuer Lover in Form von Neil Patrick Harris, Charlize Theron als neues Objekt der Begierde mitsamt Liam Neeson als Noch-Ehemann und brutal-gutem Scharfschützen, der die Western Welt in Angst und Schrecken hält. Nebenher noch Giovanni Ribisi als männliche Jungfrau, dessen Mädel Sarah Silverman als Prostituierte bis zu fünfzehn Männer am Tag zufrieden stellt, mit dem eigenen Mann aber christliche Werte aufrecht erhalten möchte: kein Sex vor der Ehe. A Million Ways to Love in the West wäre der bessere Titel gewesen.
Das Auftauchen von Therons Anna ändert das Leben des Außenseiters, da sie sich dem Wilden Westen hassenden Albert annimmt. Er muss bei ihr Schießen lernen, er muss sich seinen Ängsten stellen, Mut fassen und sich in den Kugelhagel stürzen. Natürlich zieht das Miteinander reichlich Wut des Schurken auf sich. Liam Neesons Bandit Clinch bekommt allerdings gar nicht so viel Raum sich zum Bösewicht zu entfalten. Es muss genügen ihn durch wenige Szenen durchzujagen, zum Wohlergehen des Schauspielers, der sich so nur mäßig viele Demütigungen gefallen lassen muss.
Der Wild West-Schurke Clinch (Liam Neeson) ist hinter Albert her
Der Film hat starke Momente, die allerdings größtenteils nichts mit dem eigentlichen Film zu tun haben. Seth MacFarlane beweist sich immer dann als starker Geschichtenschreiber, wenn er popkulturelle Anspielungen machen darf. Solche Momente gibt es hier. Leider geraten sie viel zu sehr in den Hintergrund als das sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen könnten. In Erinnerung bleiben dann Neil Patrick Harris, der in einem ausgedehnten Moment auf die Straße kacken darf/muss, mit möglichst verzerrter Fratze und merkwürdigen Geräuschen sowie anschließendem Kamerabild auf einen Hut voll des Erzeugnisses. Oder aber die ausgefallenen Sexualpraktiken von Ruth, die von Sarah Silverman schauspielerisch leider nichts abverlangt außer die schlechten Scherze des Films zu unterstützen.
Die wirklichen Ways to Die in the West hat man vermutlich alle schon im Trailer zu Gesicht bekommen. Der Eisblock, der Stier auf dem Jahrmarkt (wo ohnehin die meisten Menschen ihr Leben lassen) und ähnliches gestalten sich als recht harmlose Tode in einem Film voller derber Worte. Und das ist alles was dieser Film hergibt. Derbe Scherze um diverse Körperflüssigkeiten, verpackt hinter einer standardisierten Hollywood-Romanze, einer Loser wird zum Held-Story angesiedelt im Wilden Westen. Augen zu und durch, wer es denn unbedingt sehen will. Netter Nebeneffekt hierbei: Ohren auf, die Musik von Joel McNeely ist das tatsächliche Highlight von A Million Ways to Die in the West.
A Million Ways to Die in the West
Regie: Seth MacFarlane, Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild
Laufzeit: 116 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren, Kinostart: 29. Mai 2014
im Netz: A Million Ways to Die in the West bei Universal Pictures
Alle Bilder © Universal Pictures International Germany GmbH