A Line Describing a Cone

A Line describing a cone

Ein kleiner Raum. Etwa fünfundzwanzig Quadratmeter. Die Menschen sitzen auf quadratischen Kissen. In einer Ecke eine Leinwand und schräg gegenüber der Projektor. Sechzehn Millimeter. Er rattert und leuchtet. Dann kommt der Nebel. Zwei kräftige Schübe und alles wird weich.

Minuten vergehen bis ein kleiner Punkt auf der Leinwand erscheint. Im Nebel zieht er eine gerade Schnur hinter sich her. Der Punkt bewegt, noch ist die Richtung nicht auszumachen. Erst als eine etwas schmaler Linie an der Stelle erscheint, wo er gestartet ist. Im Uhrzeigersinn. Von unten. Aus der Schnur wird eine Fläche. Je weiter der Punkt voranschreitet desto besser lässt sich die Wölbung der Fläche erkennen.

A line describing a cone. Als das erste Viertel des Kreises sichtbar ist, beginnen die erste Menschen damit es zu begreifen. Noch sitzend strecken sie ihre Hände nach oben und fühlen das Licht. Licht, das wir ansonsten nur dort wahrnehmen, wo es aufschlägt. Der Nebel macht seinen Weg sichtbar.

Die Zeit vergeht langsam. Fast qualvoll. Dann ist die Hälfte des Kegels im Raum. Es ist kein Symbol auf einer Leinwand. Kein Zeichen, das man übersetzen könnte. Menschen bücken sich, wenn sie sich durch den Raum bewegen. Sie legen ihren Kopf seitlich in den Kegel. Immer wieder gleiten die Hände am Licht entlang. Sie betrachten das Licht an ihren Fingern und die Schatten an der Leinwand.

Als nur noch eine kleine Öffnung vorhanden ist, stecke ich meinen Kopf hinein. Die Menschen verschwinden, ihre Stimmen wirken gedämpft. Ein Raum im Raum. Zum Projektor zieht er sich in die Ewigkeit. Auf der anderen Seite begrenzt die Leinwand und ist zugleich nur ein Tor. Noch jemand begibt sich in den Kegel und das Außen fühlt sich nur noch weiter weg an.

Auf dem Boden kniend sehe ich, wie der Kegel und der Kreis sich schließen. Das Licht schafft eine Grenze, die von allen akzeptiert wird. Am intensivsten ist die Wahrnehmung solange der Kegel noch offen ist. Solange es eine Verbindung gibt. Sobald der Kegel zu ist, verliert er vieles von seiner Spannung. Von außen ist es nur noch ein Dreieck. Von innen hell. Der Kegel als Grenze braucht eine Öffnung, um als Grenze wahrgenommen zu werden.

Auf dem Heimweg baut jede Laterne ihre eigene Welt im Nebel.


Ich habe den Film (eigentlich: die Installation; USA 1973, Regie: Anthony MaCall, 16mm) im Rahmen meines Medienwissenschaftenstudiums an der Uni Paderborn für das Seminar ‘Foucault und die Medien’ bei Katrin M. Kämpf im Sputnik Paderborn geschaut. Zur Vorbereitung wurde der Text Die Heterotopien (Radiovorrrag: France Culture, 7. Dezember 1966. 1m Original zuersr als CD: INA, rnernoire vive – Michel Foucault, Utopies et heterotopies, Paris 2004.Ubersetzt von Michael Bischoff) von Foucault gelesen.


CC-BY Luca Hammer (Digital Fingerprint: l0ulc6a7h6aom468m67m69eor4ka (178.63.41.206) )

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