A hurricane: Monday Thoughts / Montagsgedanken #19 Dissatisfaction as a lifestyle?

Von Darkensidejewel

Gregor Meyle - Hier spricht dein Herz
Einen schönen Wochenstart, ihr Lieben.
Morgens, 6 Uhr.
Ich grummel vor mich hin und stehe missmutig auf. 45 Minuten später stehe ich dann am Bahnsteig und habe eigentlich schon keine Lust mehr auf diesen Tag. Zu viele Menschen die einem vor die Füße latschen, einem den Sitzplatz wegnehmen und uns im Weiterkommen behindern.
Auch komme ich im Job nicht wirklich weiter. Der Mann ist immer noch arbeitslos. Trotz Sport und gesunder Ernährung will sich meine Figur nicht ändern. Auch dieses Jahr wird es nichts mit dem großen Urlaub. Kennt ihr das Gefühl? Einfach mit sich selbst und allen unzufrieden zu sein?
7:15 Uhr.
Mit Blick auf mein Handy sehe ich auf Instagram perfekte Menschen, die zu Hause in wunderbaren Häusern arbeiten dürfen, ihre Träume verwirklichen, und scheinbar ein tolles Leben führen. Auf Facebook bekomme ich wieder die gleichen Spiele Anfragen und lese geistlose Kommentar einiger Bekannter, die sich all zu wichtig nehmen.
Ich poste inzwischen kaum noch auf Facebook. Jeder Beitrag wird zum Anlass genommen, Ausführungen über die Verletzung der eigenen Gefühle und Ansichten zu verfassen. Wirklich konstruktive Gespräche erlebe ich zunehmend selten. Liegt es an der Anonymität des Internets? Würden wir das Gespräch genauso führen, wenn wir dem Gegenüber in die Augen sehen könnten? Oder wollen wir uns einfach gerne beleidigt sein und uns in der Opferrolle fühlen? Jeder will nur noch zeigen was er für ein Held ist und das Richtige tut (und natürlich Fotos von seinen guten Taten direkt auf Instagram und Co. hochladen, damit auch alle mitbekommen was für ein erfolgreicher und toller Mensch man doch ist). Die Lieblingsbeschäftigung ist es geworden, anderen Menschen ihre Fehler und Unvollkommenheiten, egal ob körperlich oder gesellschaftlich permanent unter die Nase reiben. Dass man selbst auch nicht so perfekt ist, wird einfach ausgeblendet, andere Menschen sind ja schließlich viel viel schlimmer.Und anstatt sich selbst zu ändern, erwartet man eine Veränderung von allen anderen und dass sofort.
8:00 Uhr Der erste Kaffee ist noch nicht getrunken, beginnen wir uns schon den Tag madig zu reden. Zu lang, zu hektisch, zu viele inkompetente Kollegen.
Natürlich kann ich es ungerecht finden, keine Gehaltserhöhung oder Beförderung zu bekommen, obwohl ich eigentlich gute Arbeit leiste und mich deswegen übergangen fühlen. Ich kann aber auch einfach zu meinem Chef gehen und fragen, wie er die Situation sieht und was er von mir noch erwartet.Meckern hilft hier überhaupt nicht, es löst keine Probleme, es verändert nichts, es hilft einem nicht weiter.
Doch Meckern ist so schön bequem. Man kann sich in seiner Position wunderbar ausruhen und es weiterhin unfair finden, dass das Schicksal einen so bestraft.
Unzufriedenheit also als Lebenseinstellung oder doch alles meine Schuld?
12:30 UhrDie Mittagspause. Ich gehe an die frische Luft, um den Kopf klar zu bekommen. Ein sonniger Tag, nur noch 4 Stunden aushalten. Habe ich meine Arbeit bisher richtig gemacht? Vielleicht habe ich bisher zu wenig bewiesen was ich kann?
Die Kunst, sein Leben einfach mal aus einiger Entfernung zu betrachten und sich darauf zu besinnen, was im eigenen Leben gut ist, haben wir alle verlernt. Und wenn wir uns nicht gerade damit beschäftigen, wie ungerecht das Leben doch ist, tendieren wir zum anderen Extrem und suchen alle Schuld für das Unglück dieser Welt bei uns selbst.
Man analysiert in stundenlanger Kleinarbeit seine Fehler und stellt sich einen Optimierungsplan auf. Doch anstatt wenigstens etwas im Kleinen zu verändern, verändert man lieber gar nichts mehr, um keinen Anlass für mehr Kritik zu bieten. Zu diesem Typ gehöre ich leider auch. Die Freude über ein neu gekauftes Kleidungsstück, welches ich voller Stolz ausgeführt habe, hat genau einen Tag gehalten, dann kamen die Zweifel, ob es das Geld wert war. Ich wünsche mir manchmal einfach die Zeit zurück, als ich dieses verträumte kleine Mädchen war und einfache Dinge wie schönes Wetter, nette Gesellschaft oder ein Schmetterling auf meiner Hand mich noch tagelang glücklich gemacht haben. All diese Dinge existieren zwar noch, aber wahrnehmen kann ich sie nicht mehr, denn über all dem liegt der Schatten des Versagens, der Zukunftsangst und des Selbstoptimierungswahnes. Hat meine Generation wirklich verlernt, glücklich zu sein?  17:00 UhrEs gibt noch etwas worüber ich mich freuen kann... Feierabend.