Guten Morgen ihr Lieben, Ich habe mich die Tage vermehrt über meine Kindheit Gedanken gemacht. Als Kind habe ich mich wahnsinnig über eine neue Puppe gefreut, über ein Fahrrad oder den geplanten Familienausflug. Alles schien so wertvoll, und die kleine Barbie, die man nun in den Händen hielt, war DER Mittelpunkt des Lebens. Man hegte und pflegte sie, kaufte ihr Kleider, und irgendwann bot man sie sogar stolz als Geschenk der großen Schwester für die Nichte an. Fragt man dann nach zwei Wochen was aus der geliebten "Püppi" geworden ist, so bekommt man als trockene Antwort, "kaputt."Wut überkam mich! Ein für mich so kostbarer Gegenstand wurde mal so eben innerhalb von wenigen Tagen achtlos zerstört. Mittlerweile ist mir diese Situation leider mehrfach passiert, was zur Folge hatte, dass ich keine Lust mehr hatte meinen Nichten und Neffen überhaupt etwas zu schenken. Hörte ich mich um, bekam ich als Reaktion auf meine Erfahrung. "Ja, das ist unsere Generation." Wirklich? Die Menschen werden in paar Jahrzehnten mit uns verbinden, dass wir eine Wegwerf-Gesellschaft waren? Leider ja.
RückblickDie 1960iger waren bestimmt von Freiheitsgedanken in jeglicher Hinsicht und dem Bemühen um Frieden. "Flower Power, Peace and Happiness," waren das Motto. Die 90iger Jahre waren politisch brisant und geprägt von Gedanken der Wiedervereinigung und Musik wie Techno und Grunge. Tja, und das Jahr 2000 bis heute? Der Beginn eines neuen Jahrtausends sollte doch sinngemäß für etwas Neues stehen, oder...?Generation "Satt?"Mittlerweile habe ich die berechtigte Befürchtung, dass unsere Generation im Gedächtnis der Menschen, als die Wegwerf- oder die Übersättigte Generation endet. Wir leben im Überfluss und konsumieren vielmehr als es die Menschen noch vor 10-20 Jahren taten, wir kaufen um des Kaufen willen und wissen oft am Ende nichts damit anzufangen. Es wird gerade im Lebensmittelbereich immer weniger Wert auf Qualität gelegt. Wenn etwas kaputt geht oder einen Makel aufweist wollen wir es umtauschen, gegen etwas neues Unversehrtes oder wie so oft landet das Produkt im Müll. Brote werden nach einem Tag lieber entsorgt, anstatt sie an wohltätige Einrichtungen zu geben, oder zu einem günstigeren Preis zu verkaufen. Die neueste Handtasche verliert sofort ihren Reiz, sobald man ein anderes Modell für sich auserkoren hat. Schaue, ich mir an, wie viele Kosmetikprodukte ich mittlerweile "horte," so erkenne ich ganz klar einen Trend. Hauptsache erstmal haben!
Und die Liebe?Leider zieht dieses Verhalten unweigerlich Folgennach sich, welche auch in anderen Lebensbereichen weiter um sich greift. Denn auch die Art und Weise Beziehungen zu führen, hat sich in den Jahren stark verändert. Die Erwartungen an unseren Lebenspartner steigen und selbst Internetportale, die den ideal passenden Traumpartner versprechen, haben immer mehr Schwierigkeiten ihn auch zu finden. Denn wir wollen keine Frösche mehr küssen, um herauszufinden ob er sich eventuell als unser Märchenprinz entpuppt, wir wollen ihn sofort ohne Umwege und so schnell wie es ein Mausklick erlaubt. Die Liebe wird zu einem Konsumgut, das sich gewinnbringend vermarkten lässt. Ratgeberzeitschriften, Modemagazine, und Filme beeinflussen uns und gauckeln uns vor, Du musst nur ein paar Dinge beachten und schon findest Du den Mann Deiner Träume. Es wird die Illusion vermittelt, dass wenn man versucht in jeder Hinsicht perfekt zu werden, sei es super schlank, super schön, super schlau und auch noch super witzig, man sich auf diese Art und Weise Liebe verdienen kann. Ist die Liebe mittlerweile ein Preis, den es zu gewinnen gilt? Auf der anderen Seite erstaunt es mich immer mehr wie viele Menschen bereit sind aus dem "Projekt" Beziehung, bei der kleinsten Schwierigkeit lieber wieder Auszugsteigen und sich auf das sich ewig drehende Single-Karussell zu begeben. Das Haltbarkeitsdatum von Beziehungen scheint sich immer mehr dem von Lebensmitteln anzunähern. Woran liegt es, dass sich die Scheidungsrate im Vergleich zu früher verdoppelt hat, mit steigender Tendenz? Ist in der zunehmenden Individualisierung und Emanzipation der Grund zu finden? Oder ist die Antwort unserer Konsumverhalten, dass wir mittlerweile "fehlerhafte" Partner wie technische Geräte einfach weg werfen oder sie gegen jemand neuen umtauschen. Die Liebe scheint irgendwie nicht gut in der Kosten-Nutzen-Kalkulation des Lebens weg zukommen, da die wenigsten bereit Mühe und Zeit zu investieren, um zu versuchen die Beziehung zu reparieren oder sich gegebenenfalls mit den Macke des anderen zu arrangieren.Aber was ist mit der Idee den anderen um seiner selbst willen zu lieben? Warum ist die Generation unserer Großeltern nach so vielen Jahren noch immer verheiratet, trotz schlimmer Umstände wie den 2. Weltkrieg, Vergewaltigungen und Armut? Sind die Möglichkeiten sich aus dem Eheversprechen zu befreien schon fast zu alltäglich geworden? Sind (Lebens)-Partner mittlerweile Massenware geworden, sodass auf gute Qualität sprich auf wirkliche Kompatibilität zweier Menschen weniger wert gelegt wird? Streitet man sich lieber wegen offen gelassener Kühlschranktüren und trennt sich wegen nicht weg sortierten Socken? Sind wir vor lauter Selbstverwirklichungsdrang und Unabhängigkeitsgefühl überhaupt noch bereit die Wünsche und Bedürfnisse eines anderen über die eigenen zu stellen? Oder es heißt es nur noch, erst komme ich und dann lange gar nichts? Ich glaube auf unserer verzweifelten Suche nach der Liebe unseres Lebens, gehen wir so viele Affären, Beziehungen und andere zwischenmenschliche Experimente ein, dass die Liebe unweigerlich auf der Strecke bleibt, wie liegengelassener Müll am Wegesrand. Es gibt natürlich kein Rezept für die Liebe, und für Beziehungen schon gar nicht! Auch möchte ich euch keine gut gemeinten Ratschläge über euer Konsumverhalten geben. Ich möchte euch nur ein bisschen zum Nachdenken anregen, ob es nicht besser angebracht wäre Dinge zu pflegen und bevor wir etwas wegschmeißen genauer hinzusehen und zu schauen ob sich vielleicht nicht doch etwas retten lässt.
Eure,