Medellín feierte die „Inauguración“ vor viertausend lauschenden, ja begeisterten Zuhörern. Bei dreißig Grad und beständiger lauwarmer Brise saßen fünfzig Dichter aus beinahe ebenso vielen Ländern ihrem Publikum im Carlos Vieco Stadion gegenüber, und einer nach dem andern trat ans Mikrofon und sang, sprach artikuliert in den Zungen dieser Welt – bisweilen begleitet von Muschelhorn, Djembe, Tröte und Bravo-Rufen aus dem Publikum und jeweils tosendem Applaus. …
In diesem Jahr steht das größte Poesiefestival der Welt, das 2006 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, im Zeichen des Geistes der indigenen Völker. So sind die ersten fünf Dichter des Abends allesamt Repräsentanten nationaler Minderheiten. Eine Inuit schwingt die Trommel und beschwört die Götter ihrer Vorfahren, der lautstarke Maori Apirana Taylor, der bei der vorausgegangenen Pressekonferenz angab, dass er das Festival auch besuche, um Gemeinschaft in der großen Familie der Dichter zu finden, bläst ins Horn und überzieht seine Bühnenzeit gründlich. Vertreter anderer Volksgruppen Kolumbiens und ganz Südamerikas, gewandet in traditionelles Tuch, treten auf. / Nora Gomringer, FAZ
Zu den Teilnehmern gehören: Rachid Boudjedra (Algerien), Saba Kidane (Eritrea), Atala Uriana (Venezuela), Jane King (St. Lucia), Karenne Wood (USA), Hugo Jamioy Juagibioy (Kolumbien), Esdauletov Ulugbek (Kasachstan), Dunya Mikhail (Irak/ USA), Ion Deaconescu (Rumänien), Andreas Neeser (Schweiz), Andriy Bondar (Ukraine), Philip Hammial (Australien). Mehr