Kürzlich wurde ein Muslim, der einen Buddhisten in Myanmar getötet hatte, zu einem lebenslänglichen Gefängnisaufenthalt verurteilt. Etliche Buddhisten, die muslimische Rohingya auf dem Gewissen hatten, bekamen maximal 15 Jahre. Als ich vor einigen Monaten nach Myanmar flog, kamen mir schon in der Wartehalle einige Burmesen verdächtig vor. Im Flugzeug sass ich neben einer Frau, die sehr häufig auf den Philippinen ihr Geld verdiente, und kam mühsam in ein eher aus Gesten bestehendes Gespräch. Sehr neugierig schauten einige andere Fluggäste zu. Kurz nach der Landung wurde die Frau von einem Polizisten in Zivil zur Seite abgeführt, damit sie nicht weiter zu mir Kontakt haben konnte. Diese beiden Geschichten beschreiben in etwa, wo Myanmar im Moment tatsächlich steht.
Statt die ganze Geschichte der Rohingya aufzurollen, die teils schon seit Generationen in Myanmar leben, ein paar Worte zu der Zahl "969", die man mit den Theravada-Nationalisten verbindet und die sie nach eigenen Angaben seit 30 Jahren benutzen (wo auch schon gegen die Muslime vorgegangen wurde, um von anderen Problemen abzulenken). Die Zahl verweise auf die drei Schätze des Buddhismus, nämlich auf neun Attribute Buddhas, auf sechs seiner Lehre und weitere neun seiner Sangha. Ashin Wirathu, den prominenentesten Vertreter der 969-Bewegung, der wegen antimuslimischem Aufruhr noch von 2003-2012 im Knast sass, bildete das TIME-Magazin mit dem Titel "The Face of Buddhist Terror" (Das Gesicht buddhistischen Terrors) ab. Natürlich gibt es andere Mönche, die sich für eine friedliche Koexistenz mit den Muslimen aussprechen. Einstweilen sollen staatlicherseits jedoch die Geburtsraten der Rohingya limitiert werden.
Nun, wo ich eine ganze Weile selbst als Fremder unter Fremden lebte, erscheint mir die Sache besonders interessant. Einmal unterhielt ich mich mit einem australischen Lehrer in Pattaya über seine Erfahrungen mit dem Schlangestehen in Indien. Ich selbt hatte bemerkt, dass man chinesische Touristen in Thailand nicht nur daran erkennt, dass sie nicht laufen können (also einem frontal entgegenkommen, ohne auszuweichen, bzw. ganze Wege schwatzend versperren), sondern auch an ihrer Art, sich eben nicht anzustellen, sondern vorzudrängeln (bzw. eher seitlich "reinzustossen"). Indien sei da viel schlimmer, meinte der Lehrer. Und dann amüsierten wir uns eine halbe Stunde gegenseitig mit ähnlichen Stories, als ich z.B. beim KFC (einem Pendant zu Burger King und McDonald's) neulich ein Softeis kaufen wollte, schoben sich gerade noch zwei Inder vor mich und fingen an, mit den Fingern auf das bebilderte Angebot zu deuten und zu fragen: "Is this good?" Schnell war mir klar, dass das dauern musste, und ich bat um ein einfaches Softeis. Den Thai an der Kasse brachte das in Schwierigkeiten, da die Inder noch immer am Fragen waren. Schliesslich hatte ich mein Eis gegessen, als sie sich für eines entschieden. Der Lehrer erzählte den Witz: Ein Schwarzer sagt zu seinem weissen Nachbarn: Mein Haus ist mehr wert als deins. Der Weisse fragt: Wieso? Sagt der andere: Weil ich neben einem Weissen wohne.
Obwohl üble Nachbarschaft häufiger vorkommt, wenn sie asozial und ungebildet ist (meine 22 Jahre in einem sozialen Brennpunkt, dem "Asso-Block", lassen mich dies behaupten) - man findet überall jemanden, der einem auf den Wecker geht. Während wir so vor uns hin lachten, hatte ich freilich das Baby meiner Bekannten aus den Augen verloren. Die Inder im Restaurant nebenan hatten es in die Küche geholt und verköstigt. Und inzwischen habe ich in Jonathan Franzens letztem Essayband ("Weiter weg") gelesen, was es mit der chinesischen, so ganz unkonfuzianischen Trampelhaftigkeit auf sich hat. In einer solchen Masse von Leuten, wie sie in China anzutreffen sei, käme man eben zu nichts, wenn man nicht einfach rücksichtslos an einer Verkaufstheke nach vorne preschte.
Muslime in Burma verwenden übrigens die Zahl 786 (für "Im Namen Gottes ..."). Ich werde am Samstag aus all diesen Zahlen und Quersummen meine sechs fürs Samstaglotto zusammenstellen.