Ins Kino zu gehen ist ein wunderbarer Zeitvertreib – wenn nur die anderen Zuschauer nicht wären, die ihren Mitmenschen den letzten Nerv rauben. Im Ernst, ich frage mich, was einige Kinozuschauer für eine Erziehung genossen haben. Vielleicht auch gar keine, so hat es mitunter den Anschein.
Da es viel mehr Spaß macht, sich aufzuregen, wenn man seinen Ärger mit jemandem teilen kann, widme ich dem Thema nun einen eigenen Blogbeitrag. Meine Damen und Herren, ich präsentiere: die nervigsten Zeitgenossen, die es im Kinopublikum zu finden gibt.
1. Der Brummsler oder die Murmeline
Man hört nicht, was der Brummsler sagt, sondern nur, dass er was sagt. Und zwar die ganze Zeit über. Mit seinem sonoren Bass erklärt er seiner Sitznachbarin offenbar gerade etwas extrem Wichtiges, das nicht bis nach dem Film warten kann. Gerne möchte man weghören, das Gebrumsel ignorieren – aber das geht nicht, dafür ist es zu penetrant. Die weibliche Variante dieses Quälgeists ist die Murmeline. Sie ist etwas seltener anzutreffen als der Brummsler, aber nicht minder lästig.
2. Der Snacker, die Snackerin oder das Snäckchen
Mir ist bewusst, dass die Kinos heutzutage mit Snacks einen Großteil ihres Umsatzes machen und es ohne Popcorn, Nachos und Co. wahrscheinlich viel teurere Kinotickets gäbe und einige kleinere Kinos womöglich schließen müssten. Von daher: Snacks sind OK. Wobei ich es schon befremdlich finde, dass für viele (die meisten?) Kinobesucher Snacks zwingend zum Kinobesuch dazugehören. Als ob man nicht vorher was essen könnte und dann mal zwei bis drei Stunden ohne Nahrung auskommt …
Aber gut, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Muss es dann aber sein, dass 80 % des Popcorns nicht in den vorgesehenen Mündern landet, sondern hinter, vor, neben und zwischen die Sitze, im Flur auf dem Teppich oder sonstwo? Müssen Snacker, Snackerin und Snäckchen ihre Nachos und ihr Popcorn mit ohrenbetäubender Lautstärke zerkleinern? Muss man unbedingt jedesmal die Popcorntüte kräftig durchschütteln, bevor man hineingreift, um sich eine weitere Fuhre herauszuklauben?
Davon abgesehen, dass diese Essgeräusche während der Filmvorführung krass nerven, ist der hinterlassene Saustall doch den Servicemitarbeitern gegenüber echt respektlos. Ja, das ist ihr Job. Aber ich gehe doch auch nicht mit ungeputzten Zähnen zum Zahnarzt. Und die Essensreste locken im Übrigen auch kleine Nagetiere an. So niedlich ich Mäuse auch finde, so ganz hygienisch einwandfrei ist ihre Anwesenheit in der Regel nicht.
3. Das Schnaufmonster
Dann gibt es noch die, die zwar gnädigerweise nichts essen und auch nicht reden, aber ungeheuer laut atmen. Es gibt doch Nasensprays, wenn man leicht verschnupft ist oder unter einer Allergie leidet, da muss man sich das doch nicht antun, laut schnaufend im Kinosaal zu sitzen. Und den anderen Zuschauern auch nicht.
4. Der Hustinator
Wenn man krank ist, gehört man ins Bett und nicht ins Kino. So einfach ist das. Es ist ja eine Sache, wenn man leicht verschnupft ist, aber eine ganz andere, wenn man mit einer handfesten Bronchitis gestraft ist. Dann hat man unter Menschen nichts zu suchen. Trotzdem verirren sich solche Bazillenschleudern laut hustend und röchelnd immer mal wieder in einen Kinosaal und stecken alle an. Nicht cool!
5. Der Räusperling
Nur weil man hustet, ist man nicht unbedingt eine Bazillenschleuder? Das stimmt. Bei manchen Zeitgenossen ist das Husten und Räuspern zwischendurch so eine Art nervöser Tick. (Ja, ich weiß, es gibt auch chronische Krankheiten, die mit Husten in Verbindung stehen, die meine ich hier aber nicht) Dann hört man alle paar Minuten ein markerschütterndes Röcheln von einem der Nachbarsitze zu einem hinübergrollen – und der Räusperling merkt überhaupt nichts davon.
Wenn man dazu neigt, eine trockene Kehle zu haben, kann man sich doch eine Flasche Wasser oder Hustenbonbons mit in den Saal nehmen. Und das Räuspern kann man sich auch wieder abgewöhnen. (Oder man geht mal zum Arzt und lässt das untersuchen, wie gesagt, kann auch eine chronische Krankheit dahinterstecken)
6. Der Witzbold oder die Scherzkanone
Dann gibt es noch die, die alle Welt an ihrem geistreichen Humor teilhaben lassen wollen. Sie sind oft in Komödien anzutreffen und streben es an, witziger als der Film zu sein. Dann quaken sie immer wieder lauthals irgendeinen Spruch durch die Gegend, blöken mit ihren Artgenossen um die Wette und johlen anschließend über das köstliche Bonmot, das sie vom Stapel gelassen haben. Man braucht als unbeteiligter Mitzuschauer in solchen Momenten ein hohes Maß an Selbstbeherrschung.
7. Der Schwachkopf oder die Dumpfbacke
Nicht immer wollen Menschen, die irgendwas lauthals durch die Gegend quaken, witzig sein. Manchmal sind sie auch einfach dumm. Dann müssen sie alles, was auf der Leinwand passiert, noch einmal für sich laut verbalisieren oder Textstücke, die zu sehen sind, laut vorlesen, um das Geschehen für sich zu begreifen. Oder so. Warum das nicht auch leise geht, ist mir allerdings ein Rätsel.
8. Der Fühlt-sich-hier-ganz-wie-zu-Hause-Typ
Ein Kinosaal ist kein privates Wohnzimmer. Ich möchte nicht neben jemandem sitzen, der seine Stinkesneaker auszieht und seine ekelbesockten Käsemauken genüsslich ausbreitet. Und auch, wenn man mit seiner Kuscheldecke die Hälfte meines Sitzplatzes mit in Anspruch nimmt, finde ich das enervierend. Dann soll man eben zu Hause Netflix oder so gucken.
9. Der Erklärbär
Meistens ist der Erklärbär gleichzeitig auch ein Brummsler – nur, dass man ansatzweise versteht, was er sagt. Er erklärt nämlich – ganz Mann von Welt – seiner (in der Regel weiblichen) Sitznachbarin, was im Film gerade passiert. Und sie murmelt dann auch pflichtbewusst zurück, kommentiert mit „Aha“, „Mhm“, „Ja, ja“, was den Erklärbär zusätzlich anstachelt.
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Und, welche nervigen Zuschauertypen kommen euch bekannt vor? Habe ich noch welche vergessen? Schreibt es mir in die Kommentare, ich bin gespannt!
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Edit: Ein Freund von mir machte mich auf Facebook noch auf einen weiteren Typen von Kino-Quälgeist aufmerksam, den ich glatt vergessen habe:
10. Der/die Smartphonesüchtige
Er beschreibt diesen lästigen Zeitgenossen sehr treffend, und zwar wie folgt:
„Nicht in der Lage, auch nur 3 Minuten Aufmerksamkeit für den Film aufzubringen, ohne nachzuschauen, ob eine WhatsApp-Nachricht vorliegt oder sich im Facebook-Feed etwas getan hat. Es versteht sich von selbst, dass das Handy in einer Höhe gehalten wird, dass auch noch 10 Reihen weiter hinten der Lichtschein des Displays sichtbar ist. Auch eventuell eingehende Anrufe werden unverdrossen angenommen. Eine Begrüßung der Art „Ich kann nur kurz reden, bin im Kino…“, gefolgt von einem Gespräch, das nicht länger als 5 Minuten dauert, empfindet der/die Smartphonesüchtige vermutlich sogar noch als rücksichtsvolles Zugeständnis an das Kinopublikum.“
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Mir sind tatsächlich noch zwei weitere cineastische Nervensägen eingefallen:
11. Der/die Zuspätkommende
Trampelt bar jeden Feingefühls in den Kinosaal, wenn der Film schon angefangen hat. Unterhält sich lautstark mit seinen Artgenossen, in welcher Reihe sie sitzen. Zückt das Smartphone, um mit der viel zu grellen Taschenlampe nach den Sitzen zu suchen, leuchtet dabei allen anderen ins Gesicht und blendet sie. Nach Erreichen des Ziels wird sich mit lautem Gepolter hingesetzt, sofern nicht irgendwelche Falschsitzer erst verscheucht werden müssen, die die Plätze für frei hielten.
Besonders lustig wird es, wenn die Zuspätkommenden sich in der Reihe geirrt haben und dann erst einmal eine Diskussion vom Zaun brechen, wer denn nun falsch sitzt. Sehen sie ihren Irrtum dann endlich ein, poltern sie mit genauso wenig Feingefühl wie zu Beginn wieder zurück und die Suche beginnt erneut.
12. Die kulturversnobten Asi-Aggro-Senioren
Dieser Menschenschlag tummelt sich nur in Programmkinos, die auch mal kulturell anspruchsvollere Vorstellungen im Repertoire haben – etwa Aufnahmen von Ballett-Aufführungen, englischen Theaterstücken oder französischen Filmen im Original mit Untertiteln – und hält sich für etwas Besseres als den schnöden Multiplex-Pöbel.
Nun gehe ich ebenfalls sehr gern in solche Vorstellungen und liebe den Charme von Programmkinos, weshalb ich mich des Öfteren mit diesen Leuten herumärgern muss. Sie bilden sich ein, weil sie „richtige Kultur“ und „ernste Kultur“ dem Blockbuster-Spektakel vorziehen, sitzen sie moralisch so hoch oben auf ihrem Ross, dass für sie simple Höflichkeitsrituale nicht mehr gelten.
In der Schlange vorm Einlass sowie vorm Snackstand (wo es statt Cola im Pappbecher Sekt im Glas gibt) wird geschubst, was das Zeug hält, wer sich vermeintlich im Weg aufhält, wird gnadenlos beiseite geschoben. Dabei ziehen diese älteren Herrschaften eine Flunsch, als hätten sie in eine vergammelte Zitrone gebissen und du, der du dich ihnen in den Weg zu stellen wagst, wärst Schuld daran.
Im Kinosaal geht es dann weiter. Die kulturversnobten Asi-Aggro-Senioren unterhalten sich lautstark, während der Film läuft, brummseln, röcheln, husten, schnaufen und räuspern sich unentwegt oder rascheln mit ihren Popcorntüten – aber wehe, man selbst stupst versehentlich einmal von hinten gegen ihren Sitzplatz. Dann wird man aber zur Sau gemacht, Holla, die Waldfee!