Poets.org: Was ist für dich die Rolle des Dichters in der heutigen Kultur?
Mary Jo Bang: Heute gibt es genau wie zu jeder anderen Zeit tausend Rollen für die Dichter: Semiotiker, Elegiker, Spieler, Geräuschmaschine, Musikerin, Lesbe, Theoretikerin, Vaterfigur, Vogelkundler, Videoprojektion eines sich bewegenden Mundes – sie alle in Wittgensteins Fliegenglas gefangen.
Poets.org: Auf welchen Dichtern kommst du in deinem Werk immer wieder zurück?
Mary Jo Bang: Hopkins. Beckett. Der frühe Eliot. Joyce. Freud. Stein. Manchmal drängelt sich Thomas Hardys ”The Voice” in meine Arbeit. Oder Byrons ”So, we’ll go no more a-roving.” Ich weiß nicht warum. Auch Cummings‘ “Buffalo Bill’s defunct“— die letzte Zeile, “and what i want to know is // how do you like your blueeyed boy / Mister Death”, ist so konfrontativ verrückt. Oder auf so verrückte Weise konfrontativ.
Berrymans 77 Dream Songs. Plath. Rimbaud. Dickinson. Breton. Barthes. Bei manchen von ihnen ist es nicht so sehr ein “Zurückkommen” als daß sie mir so gegenwärtig sind, daß sie, ob ich will oder nicht, Teil von mir sind. Und manche sind eigentlich keine Dichter, aber für mich doch.
/ poets.org