Er ist eine der Schlüsselfiguren der Weltliteratur des zwanzigsten Jahrhunderts. In anderthalb Jahrzehnten hat Federico García Lorca ein Werk geschaffen, das ihn – neben Cervantes – zum berühmtesten spanischen Schriftsteller hat werden lassen. Zusammen mit seinem Weggefährten Rafael Alberti bildete er ein strahlendes Doppelgestirn der zelebren 27er Generation. Der Gruppenname bezog sich auf den großen Dichter Luis de Góngora (1561-1627), dessen 300. Todestag 1927 in einer überschwänglichen Ehrung gedacht wurde.
Wie Góngora war Lorca ein Bilddichter, der alles Rhetorische und Begrifflich-Blasse instinktiv mied. Die Lyrik beider Autoren speiste sich aus dem kulturellen Quell des maurischen Erbes, und das Metaphorische, in dem Ungewöhnliches und Sinnenhaftes Gestalt erlangten, verband sich mit der Schlichtheit angestammten bäuerlichen Volksguts: »Wenn ich sterbe, / laßt die Balkontür offen. // Das Kind ißt Orangen. / (Ich sehe es vom Balkon.) // Der Schnitter erntet den Weizen. / (Ich spüre es vom Balkon.) // Wenn ich sterbe, / laßt die Balkontür offen!« / Hans-Jürgen Heise, ND 20.8.