Andreas Altmann ist ein absoluter, ein reiner Dichter, kurzum, er konzentriert sich auf die Lyrik und wildert nicht auf fremdem Territorium. Mit asketischer Anstrengung nähert er sich von verschiedenen Positionen aus dem zentralen Begriff seiner Poesie, dem Wort. Kaum ein Terminus taucht in seinen Gedichten so häufig auf wie “Wort”. “ihre zeit sieht man den worten nicht an”, formuliert er bei einer Gelegenheit. Anderswo stößt man auf die Wendung: “jetzt / kehrst du zu deinen orten zurück, / die keine worte mehr für dich haben.” Erfüllt von meditativer Energie umrundet er diese Vokabel und verkettet sie mit immer raffinierteren Assoziationen. Zu den schönsten Bemerkungen Andreas Altmanns in Sachen Wort gehört für mich die folgende: “voller tannennadeln lag / der weg zu den letzten worten”. Aus dem Kontext der Strophe herausgelöst, liefert sie ungeahnte Möglichkeiten der Interpretation. Man kann sie zum Beispiel auffassen als Symbol für Schwierigkeiten, die damit verflochten sind, sich der endgültigen Worte zu bemächtigen, sie sich einzuverleiben.
Altmanns Poesie zehrt wie alle substanzielle Lyrik zu einem hohen Prozentsatz vom Geheimnis, von der Unerforschlichkeit, vor allem aber von der Unschärfe. Diese Unschärfe bewirkt, dass man nicht jeden Text des Autors bis in den tiefsten Kern und den letzten Winkel hinein zu kapieren und auszuloten vermag. Gerade in solcher Schemenhaftigkeit enthüllt sich aber das Glück für die Leser Andreas Altmanns, weil sie Platz für kreative Fantasien und Kombinationen schafft.
Dass Altmanns expressive, harmonische, oft auch seraphische Sprachgebilde Komponisten inspirieren, verwundert wenig. Deshalb existieren brillante Vertonungen seiner Verse durch den ehemaligen Thomasschüler Jörg Kokott, der sich schon mit Hannes Wader sowie Konstantin Wecker die Bühne teilte und ein Dutzend CDs produzierte. / Freie Presse
/ Auszug aus der Lobrede, die der Leipziger Literaturkritiker Ulf Heise im Rathaus von Hainichen hielt. Der Literaturpreis des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst ist mit 5500 Euro dotiert. Übergeben wurde er von Kunstministerin Sabine von Schorlemer