Bald sind zehn Jahre seit dem Terroranschlag vom 11. September 2001 auf die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York vergangen. Ein Anschlag so eindeutig und umstritten zugleich. Die eine Seite beschuldigt die USA und hält den Anschlag für einen "Inside Job", der als Vorwand für eine militärische Aktion in Irak und Afghanistan gelten sollte und die andere Seite für einen Terroranschlag verübt durch die Al-Qaida im Auftrag von Usama bin Laden, dem "Propheten des Terrors" im "Heiligen Krieg" gegen die "Ungläubigen, die Juden und die Kreuzfahrer“. Während die eine Seite versucht die Ursachen des Terrorismus in den Quellen des Islams zu suchen, ist die andere Seite bestrebt sich in Verschwörungstheorien zu flüchten und der Verurteilung einer solch grausamen Tat bei der etwa 3000 Menschen ums Leben kamen aus dem Wege zu gehen. Gehör finden meist nur diese beiden Extremen. Das Produkt dieser Kontroversen sind Haltungen, die sich entweder gegen die „islamfeindlichen“ USA richten oder gegen den Islam, welcher als „Wegbereiter“ des Terrorismus angesehen wird.Letzte Woche Samstag erschien die neue Ausgabe des Focus-Magazin mit dem Titel "Der Jahrestag – 11. September 2001: Das Protokoll". Mein ICE fuhr in 11 Minuten vom Kieler Hauptbahnhof in Richtung Frankfurt am Main. Ich beschloss mich für die anstehende Fahrt mit Reiselektüre einzudecken. So griff ich das mir interessant erscheinende Focus-Magazin und begab mich eilig zur Kasse. An der Kasse stand eine Frau, die mich verstummt ansah und danach sofort ihren Blick auf das Titelblatt der Zeitschrift setzend, nachdenklich etwas vor sich hin murmelte: "10 Jahre ist's schon her! Traurig! Grausam der Anschlag! Klar, dass das jetzt im Focus ist". Ich nickte bloß und fragte mich sofort warum sie diese Worte wählte. Es war doch ihr Geschäft, sie hatte doch die Zeitschriften einsortiert, sie kannte doch die Themen des Tages und so viele vor mir hatten sich doch dieselbe Zeitschrift gekauft. Dann holte sie zur alles entscheidenden Frage aus: "Finden Sie nicht, dass es schrecklich war? So viele Menschen wurden getötet!" Etwas verwirrt antwortete mit einem kurzen: "Ja!" und begab mich in den zur Abfahrt bereitstehenden Zug. Auf meinem Sitzplatz ruhend ging ich nochmals das Gespräch in Gedanken durch. Mir fiel auf, dass dieser kurze Dialog eigentlich überhaupt keiner war. Es war eher ein Verhör einer Anti-Terroreinheit, die auf gerissene Art und Weise einen mutmaßlichen Komplizen eines Terroranschlages ausquetschte. Schockiert von diesem harmlos erscheinenden Erlebnis fragte ich mich: Hinterfragt man nun meine Menschlichkeit, nur weil man mit meinem Aussehen den eine „gefährliche Ideologie“ assoziiert?
"Wenn jemand einen Menschen tötet [...], so soll es sein, als hatte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten." (Koran, 5:33)
Nun ließ ich meine Gedanken ruhen, schlug die Zeitschrift auf und begann zu lesen. Die Titelstory begann mit den Zeilen "19 fanatische Muslime entführen vier Flugzeuge". Hießen nicht diese "fanatischen Muslime" vor einiger Zeit noch "Islamisten"? Entsetzt las ich dann von der Planung bis zu den fürchterlichen Taten der Terroristen. Einige Seiten danach wurden die Täter in der Überschrift, die zuvor zu "fanatischen Muslime" gekürt wurden mit dem bloßen Begriff "Muslime" bezeichnet. Hier stand nun ganz deutlich und für jeden lesbar: „19 Muslime kaperten vier Flugzeuge“. Erschüttert von diesen Worten wandelte sich mein Entsetzen in Wut. Denn gerade eben wurde auch ich zum Opfer eines Anschlages –auf psychologischer Ebene, versteht sich. Widerwillig setzte ich das Lesen fort und vergas trauriger weise das diesem Anschlag etwa 3000 Menschen zum Opfer fielen.Ähnlich geht es vielen Muslimen in der westlichen Welt, von denen eine deutliche Verurteilung der Anschläge gefordert wird. Viele erhalten nicht einmal die Zeit und die Möglichkeit, diese deutlich auszusprechen, da sie andauernd Opfer von Vorverurteilung und Pauschalisierung werden. Und wenn sie es doch schaffen dem Terrorismus eine klar und deutliche Absage zu erteilen, erscheint der Vorwurf der sogenannten „Taqiyya“. Es ist ein immer wiederkehrendes Totschlagargument von Islam-Gegnern (darunter auch Hetz-Seiten wie PI-News), das beinhaltet, dass Muslime lügen oder täuschen dürften, wenn es um die Vorstellung oder Verbreitung ihrer Lehren ginge.So etwas lässt sich nirgends aus dem Koran ableiten. Der Islam verbietet die Lüge und die Täuschung mit folgenden Versen:- „Darum folget nicht niederen Begierden, damit ihr billig handeln könnt. Und wenn ihr (die Wahrheit) verhehlet oder (ihr) ausweichet, dann ist Allah wohl kundig eures Tuns.“ (4:136)- „O die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Höchst hassenswert ist es vor Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut.“ (61:3-4)- „Meidet darum den Gräuel der Götzen und meidet das Wort der Lüge, ganz Allah ergeben, ohne Ihm etwas zur Seite zu stellen.“ (22:31-32)
Prophet Muhammad: „Hütet euch vor der Lüge, denn Lügen führt zum Laster, und Laster führt in die Hölle.“ (Hadith Muslim)
Im Anschluss an dem 9/11-Text las ich das Interview von Johannes Kandel, dem Referatsleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung. Getitelt wurde mit: „Wir haben die Kinder des Dschihad im eigenen Land“. Kandels Aussagen setzten nochmals einen drauf! Er behauptete zum Beispiel, dass es falsch wäre zu sagen, dass der Islamismus nichts mit dem Islam zu tun habe. Kürzlich hatte ich doch eine Karikatur mit demselben Gedankengang gesehen! Die Karikatur hätte glatt von Kandel selbst stammen können!
Die „logische“ Kausalkette ging wie folgt: „Ohne Islam, kein Islamismus! - Ohne Islamismus, kein Anti-Islamismus! - Ohne Anti-Islamismus, kein Anders Breivik! - Ohne Anders Breivik, kein Massenmord! – Also? Ohne Islam, kein Massenmord!“ Ist das nicht eine durchaus scharfsinnige Schlussfolgerung? So scharfsinnig, dass sie kein normaldenkender Mensch begreifen kann?
"I'm driven with a mission from God. God would tell me, 'George, go and fight those terrorists in Afghanistan.' And I did, and then God would tell me, 'George, go and end the tyranny in Iraq.' And I did." George W. Bush
Der Terrorismus (lat. Furcht, Schrecken) ist doch kein islam-spezifisches Phänomen, denn er lässt sich in allen Kulturkreisen, Weltanschauungen und Religionen vorfinden. Wenn gewisse sich zum Islam bekennende Individuen terroristischen Aktivitäten nachgehen, wird diesem eine erhöhte Bedeutung zugemessen, da diese Religion von den meisten Anhängern anderer Denk- und Glaubenssysteme als eine große Herausforderung empfunden wird. Die Terroristen sehen sich als Auserwählte, als Vollstrecker des göttlichen Willens. Sie sehen sich als Märtyrer, also Heilige, in geradezu höchster Vollendung. In ihrem unermesslichen Größenwahn werden sie von unkontrollierbarer Wut gesteuert und von einem Gefühl der Ohnmacht beherrscht, die Menschen, welche ihrer Meinung nach teuflisches vollbringen zur Zielscheibe ihres Hasses werden lassen. Ihr Ziel ist die Herrschaft über die Welt, dessen rechtmäßige Führung nur ihnen vorbehalten ist.Diesen religiös motivierten Terrorismus projiziert man auf jegliche Arten des Terrorismus. Dabei gibt es auch einen nationalistisch-kulturell motivierten Terrorismus, der sich gegen die Besetzer eines Landes richtet, hat seinen Ursprung in der Ungeduld gegenüber politisch-diplomatischen Vorgehensweisen. Patriotismus und Schwärmerei ist die Motivation für Unabhängigkeitskampf ihrer Heimat. Darüber hinaus hat dieser Typus einen nahen Verwandten, den revolutionär-politisch motivierten Terrorismus. Sie nutzen geschickt die Argumente der Religion, um die Massen zu mobilisieren. Heilsversprechen bilden einen wichtigen Hoffungsanker für das Volk im Kampf. Sie zeigen sich nach außen hin geduldig, innerlich sind sie hektisch und auf der Suche nach raschen Erfolgen. Private und egoistische Interessen stehen oft im Vordergrund ihres Denkens und Handelns. Generell gibt es für terroristisches Denken und Handeln verschiedenste Motivationen, meist sind es jedoch persönliche Motive. Tag für Tag werden Kinder in Terrorcamps aufgenommen und mit terroristischen Vorstellungen infiziert. Den infizierten und ihren Eltern ist eher wichtiger regelmäßig mit Essen und Kleidung versorgt zu werden, als der Kampf für „Allahs Sache“. Es ist die Aufgabe der reichen Industrieländer in den von Analphabetismus und Perspektivlosigkeit geprägten Entwicklungsländern durch die Schaffung menschenwürdiger Verhältnisse mit grundlegenden Freiheiten und Bildungs- sowie Karriereperspektiven eine Grundlage für Fortschritt und Entwicklung zu schaffen. Die Bedingung für ein Erfolg solcher Bestrebungen ist es jedoch, dass uneigennützige Hilfe geleistet wird, also gezielt Projekte - mit dem Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe - gefördert werden. Auch sollte es keine bilateralen Unterstützungen sein bei denen etwas im Gegenzug erwartet wird. Gott gebietet euch: vergeltet Gutes mit Gutem [d.h. „Adl“ oder Gerechtigkeit]; und auch mehr als bloße Vergeltung, wenn sie am Platz ist, also den anderen Gutes zu tun, ohne daß man zu euch gütig war, und [wo sich eine passende Gelegenheit bietet] ihr sollt das Gute erweisen, wie man gegen die Verwandten leidenschaftlich aus natürlichem Antrieb gütig ist. Koran, 16:91Hat der Tod von Bin Laden der Welt etwa Frieden gebracht? Nein. Sein Tod ist vielleicht Balsam für die Wunden vieler Muslime, wie Nicht-Muslime. Doch seine Ideologie lebt weiter, in den Köpfen seiner Nachfolger, Komplizen und Befürworter. Die Welt braucht jetzt keine Symptombekämpfung, sondern eine gezielte Ursachenbekämpfung, die langfristig angelegt ist und nicht auf kurzfristige Nutzen abzielt. Die Radikalisierung ist keinesfalls eine Problematik, die sich auf ferngelegene Länder beschränkt. In Deutschland kennt man sie schon längst. Es sollte allmählich verstanden werden, dass es kein fremdes Problem ist, sondern eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, samt ihrer 4 Millionen Muslime. Es ist die Aufgabe des Staates, eng mit den Imamen zusammen zu arbeiten und ohne den Einsatz der Mittel eines Überwachungsstaates aufklärerisch tätig zu werden. Die Imame sollten ermutigt werden offen und transparent mit gesellschaftlichen Herausforderungen umzugehen. Hierbei sollten die Medien, diese aufklärerische Rolle der Imame bestärken und ihnen ein Sprachrohr bieten. Dazu müssten sie jedoch ihr Prinzip von „Bad news is good news“ ablegen. Durch negative Berichterstattung gegenüber dem Islam wird allzu oft für eine religiöse Legitimation geworben, die durch die Darstellung positiver Beispiele eingedämmt werden kann.