Freiburg: Das Festival „Schagadam Magadam“ bot experimenteller Poesie einen ganzen Tag lang ein Forum.
Mit dem Festival »Schagadam Magadam« erfüllte sich die russische Gastdozentin Dr. Juliana Kaminskaja, wie sie sagte, einen Traum: Sie wollte den Gästen die Faszination an der Verschmelzung von Wort und Bild, von Verständlichem und Transrationalem näher bringen – und dies unter aktiver Beteiligung einiger eigens aus ihrer Heimatstadt St. Petersburg angereister Künstler. (…)
Die Sprache war in diesen acht Stunden nicht Informationsträger, sondern vielmehr ein geometrischer Körper, mit dem die Künstler spielten. Ob es langgezogene, melodische Buchstaben beim russisch-deutschen Dichter Andrej Birjukow waren, oder drehbare Satzteile in den visuellen Gedichten des Moskauer Dichters Dimitri Avaliani – das Spiel mit der Sprache war überall.
„Überall“ – ein wichtiges Stichwort für die aufgeführte Kunst auf dem Festival. Viel Inspiration zieht diese aus der Zeit der historischen Avantgarden. Eine wichtige Maxime dieser Zeit war, dass die Kunst international anwendbar sein solle. Die Künstler des Festivals nahmen sich das zu Herzen: Einige Performances wären überall auf der Welt gleich (un)verständlich gewesen: Die Grenzen der Kommunikation, die durch verschiedene Sprachen entstehen, wurden auf dem Festival teilweise aufgebrochen.
Diese Leistung kulminierte im Theaterstück „Götter“ von Welimir Chlebnikow. Die Schauspieler redeten in der sogenannten Zaum-Sprache: Eine Kunstsprache, die universell anwendbar ist, weil sie ohnehin keiner versteht. Nicht weiter schlimm, da der Akt der Rezeption keiner sein sollte, den die Ratio zu vollziehen hatte. / Philipp Kunze, Rußland aktuell