Granny fand unter zahlreichen Papieren eine olle Denkschrift aus dem Jahre 1923. Eigens geschaffen, um seinerzeit die Gottfried Lindner AG zu ehren. Zum 100jährigem Bestehen.
“Vielleicht kann man damit noch was anfangen? Wegen der schönen Bilder und so …”
Aber ich bin kein Händler. Auch kein Trödler.
Noch während ich darüber nachdenke, wie ich eine Ablehnung behutsam formu…. – @! – BINGO! – Da springt mir Text ins Auge:
“Wir beehren uns, Ihnen in der Anlage, die von uns aus Anlass des 100jährigen Bestehens unserer Gesellschaft herausgegebene Denkschrift über die Entstehung und Entwicklung unseres Unternehmens zu überreichen. Hochachtungsvoll …”
Cool. Wer schreibt heute noch solche Sätze? Die allerdings – wie so oft damals – von der Belegschaft in Antwort noch getoppt wurde:
“Auf 100 Jahre rastlosen Schaffens im hämmernden Takt der Maschinen kann Gottfried Lindners Schöpfung zurückblicken. Der Stolz und die Energie des deutschen Geistes und Könnens durchfluteten dieses Werk, das aus kleinen Anfängen zur Weltgeltung sich erhob und unerschütterlich entschlossen bleibt, sich die Stellung, die es durch eigene Tüchtigkeit erobert hat, zu erhalten. …”
Zehn Jahre Später wurde die deutsche Sprache zackig. Wurde zur Lingua Tertii Imperii – zur Sprache des Dritten Reiches. Die Vorsilbe “Ent-” zog ins deutsche Vokabular ein.
“Deutsche, wehrt Euch! …”
Wenige Jahre nach den Detonationen des angezettelten Krieges dominierte wie überall in Mitteldeutschland auch in jener Ammendorfer Waggonfabrik – vormals Lindner AG – ein gewisses SED-Parteitagsdeutsch. Die Angehörigen der Belegschaft mutierten sprachlich zu “Werktätigen”, die sich ständig “Notizen zum Plan” machten, nur um die “Politik der Hauptaufgabe” zu unterstützen.
“Mein Arbeitsplatz – mein Kampfplatz für den Frieden!”
Nun also – 90 Jahre nach jener Denkschrift – mixen wir Deutsche die Anglizismen der amerikanischen Beratungs- und Unterhaltungsindustrie mit BILD-Zeitungs-Reportoire.
“Wir sind Papst!”
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Unser Deutsch wird immer besser!
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Aber YOLO!