9. Gedichte im Gehen

Von Lnpoe

Einen Roman im Sitzen schrieb Gottfried Benn. Andererseits: Über den Zusammenhang von Gehen, Denken, Schreiben haben sich viele geäußert. Hier bespricht Sieglinde Geisel einen Roman über das Gehen von Tomas Espedal. Schreiben wie gehen hieß eine Aktion von Angelika Janz 1978 in Essen – heute um 17 Uhr wird sie rollend Gedichte vortragen – am Eingangsbereich des Hauptbahnhofs in Berlin, gegenüber Busbahnhof, Europaplatz, eine der mittleren Rolltreppen (corporate identity: die Bahn erlaubt* das Vortragen von Gedichten auf der Rolltreppe – “Allerdings darf die Aktion nicht durch das Festival- Plakat kenntlich gemacht werden, da dieses als Fremdkörper im Bahnhofsbereich digital erkannt und sofort mit einer hohen Ordnungsstrafe belegt wird, so der Servicechef. Man wird mich schon erkennen, rote Haare, schwarze Klamotten, kleines Megaphon (genehmigt). Danach geht es dann zur Eröffnung nach Wilmersdorf.”) Festivalzeit.

Am Sonnabend beim Tag der Poesie in Basel zieht eine andere Frau lesend durch die Straßen:

Sandra Löwe (Sprachhaus M): ’Lyrik unterwegs’. Eine Frau zieht Lyrik sprechend durch die Strassen von Basel.

Der Tag der Poesie 2012 findet am Samstag, 8. September statt. In einem Zelt auf dem Theaterplatz und mit weiteren Aktionen soll Lyrik im öffentlichen Raum und für die Bevölkerung sichtbar gemacht werden. Der Tag der Poesie findet künftig  jährlich jeweils am 2. Samstag im September statt.

Der Tag der Poesie wurde von Matthyas Jenny ins Leben gerufen. Nach einer mehr als zehnjährigen Unterbrechung wurde er von Alisha Stöcklin und Felix Werner neu lanciert. Verantwortlich für die Durchführung ist der Verein Poesietag.

Programm

*) Wem gehört eigentlich die deutsche Bahn? Klingt für mich feudal: ein Lehnsherr (derzeit eine Herrin) belehnt seine Leute und die entscheiden. (In den 90er Jahren haben sie entschieden, daß die legendäre Heinebuchhandlung am Bahnhof Zoo weg muß – bis dahin, die paar Jahre nach Maueröffnung, war sie für mich ein fester Anlaufpunkt bei jedem Berlinbesuch.) Bezahlen müssen wieder andere, alles wie gehabt.