Der Wilde Pilger & Jürgen Hoffmann folgen. Der Song für „Sabine“ eröffnet mit einer tadellosen Geschichte dazu, die für allgemeine Heiterkeit bei den Besuchern sorgt. Locker flockig lassen sie alle hier an der Sache teilhaben; da mag manch einer ebenso an seine verflossene gedacht haben. . . Die beiden Gitarristen ergänzen sich vorzüglich und bringen einen Swing mit der begeistert. Das Publikum weiß das zu schätzen. Florian, der Wilde Pilger, ist sofort in den Herzen des Publikums, und führt mit tollem Humor seine technischen Helfer vor. Aber die eigentliche Technik haben er und Jürgen in den Händen und damit führen sie erstklassige Musik vor. Aber wenn dann doch die Elektronik dazu kommt, dann wird‘s richtig heiß: Loop-machine und ihre Freunde erschaffen paradisische Klangwelten ohne die Bodenhaftung zu verlieren - Extraklasse!
Mit Mathew James White, dem gebührtigem Neuseeländer, kommt der entfernteste Gast des Festivals. Aber da er nun schon geraume Zeit in Berlin lebt, begrüßt er uns in charmantem Deutsch. Er ermutigt das Publikum sofort mitzumachen und die Leute lassen sich diese „Chances“ auch nicht nehmen. Mathew ist wieder voller Lebenskraft und so klingt auch seine Musik - einfach schön. Mathew hat eine ganz besondere Art des Akkordspiels, dicht und doch nicht erdrückend, voluminös und gleichzeitig leicht. Und das alles klappt auch ganz und gar unplugged. Mathews Musik hat eine unglaubliche ätherische Kraft, die unmittelbar die Sympathie des Publikums findet. Mit „Don‘t Leave The Trash At Home“ beendet er den ersten Set. Ein dankbares Publikum schöpft frische Luft.
Und nun an der „richtigen Stelle“ Tom Rippahn. Auch heute geht‘s wieder auf deutsch los, aber die E-Gitarre ist weniger verzerrt, was dem Ganzen gleich eine andere Textur gibt. Und das Ganze scheint auch einen Tick lauter als gestern, aber wir haben heute auch noch mehr Besucher um uns als gestern. Welch eine Freude! Tom wird auch wieder englisch, heute aber auf einer aus dem Blues geborenen Rock-Variante irgendwo zwischen Desert-Boogie und Swamp-Americana. Hach, wir mögen das, Herr Rippahn! Und wieder zurück im Deutsch-Land gibt‘s einen Gang auf der wild side der Schlüpfrigkeiten. Die Lamellen der Harmonika schwingen dazu. Nach einem kleinen Drums Solo glitscht er über die Stahlsaiten seiner Gitarre und lässt uns ein weiteres mal Teil haben an den Grautönen des Regenbogens. Zum Abschluss einen Hands on The Wheels Klassiker „Cold Flame“; verzerrt, rauh aber mit klarer Stimme und dem ganzen Tom Rippahn.
Christoph Schellhorn ist dran. Wir begeben uns gemeinsam auf „The Road“ und lassen uns von diesem Musiker aus Österreich bedingungslos mitnehmen. Christoph greift mit allen Fingern in die Saiten und zeigt sofort, was Virtuosität zu bieten hat, ob mit einer kleinen Hilfe von seinen Freunden oder ganz alleine - Kunst kommt immer noch von Können, auch und besonders in der Musik! Und schon beginnen die Finger zu fliegen, leicht, treffsicher, ultra krass. Mit typisch österreichischem Charme unterhält er das Publikum zwischen den Songs, daß dankt es ihm mit Humor und Applaus. Und Christoph retourniert mit seinem musikalischen Danke an Chris Jones . Was wohl wäre, wenn diese beiden die Möglichkeit erhalten hätten noch ein paar Tage länger zusammenzuarbeiten? „Wannabe“ liefert postwendend überzeugende Fantasien dazu. Denn Abschluss macht der „Walkin‘ Blues“, einmal mehr Virtuosität vom Feinsten. Christoph Schellhorn hat seinen europäischen Spitzenplatz auch mit diesem Gig eindeutig unter Beweis gestellt, das begeisterte Wolfenbütteler Publikum hat es ihm mit viel, viel Beifall bestätigt!
Es betritt Kieran Halpin die Bühne, einer, der fraglos zu den ganz besonderen Künstlern im Leben des Chris Jones gezählt hat. Dieser Kieran Halpin schlägt eine Rhythmus-Gitarre, die einzigartig ist in Europa, wenn nicht sogar weltweit. Eine solche Präzision, Dynamik und Ausdruckskraft ist einfach atemberaubend! Dazu diese Reibeisenstimme des Mister Halpin, einfach nur die Quadratur des Kreises. Aber das er‘s auch anders kann, wird bei „Paris Song“ mehr als deutlich. Dieser Love-Song ist so einfühlsam wie ein Liebeslied sein sollte. Und in all seinen Songs sind immer die Wurzeln seiner irischen Heimat zu spüren und nicht selten möchte man ein Licht dazu schwänken. Zum Schluss ein Duo mit dem Freund Christoph Schellhorn und „Glory Days“ in memoriam einer zweimonatigen Europa-Tour mit Chris Jones in den neunzigern. Einmal mehr Spielfreude und Dynamik und ‚memories as a man‘s best friend‘ - Hammer und Gänsehaut!!! DieKommisse ist begeistert!
Wie bei jedem guten Festival gibt es auch hier und heute eine kleine Programmänderung: Sonja, Wullie & Jürgen lassen das Publikum nochmals an ihrer guten Laune und den musikalischen Fähigkeiten teilhaben. Das machen wir doch gerne! Besonders, wenn dieser Set Eigenkompositionen vorstellt. Denn da zeigt sich eindrucksvoll, das die drei in dieser Sparte ebenso überzeugend sind, wie mit der Interpretationen der Klassiker. Und auch egal ob Deutsch oder Englisch, sie können beides einfach gut. Und ganz besonders gut kommt ihr Song über facebook an, auch deshalb, weil er in einem unverschämt guten Sinti-Swing gespielt wird.
Jon Jones ist ebenfalls ein weiteres Mal zu hören. Mild‘n‘mellow und mit deutlich mehr Gewicht auf der Gitarre heute. Auch Neffe Daniel tritt ein weiteres Mal dazu, und überzeugt ein weiteres Mal. Toll zu erleben, welche Sicherheit der gestrige Auftritt gegeben hat.
Und auch heute nochmals auf der Bühne Darin D‘Onofrio. Und der zeigt sofort ein weiteres Gesicht, deutlich stärkere Anleihen beim Freund Chris Jones in dieser Kombination von Melodie und Rhythmus, die Chris Jones so meisterhaft beherrscht hat.
Und nun, schon nach Mitternacht, ganz frisches Blut mit Brixelenz und als Gast Jürgen Hoffmann. Brixelenz, das sind Stefan Brixel, Gitarre, e-Bass, Harp, Gesang und Uwe Lenz, e-Bass, Gitarre, Gesang. Besonders der elektrische Bass geht um diese Zeit angenehm gut ins Ohr. Und einmal mehr zeigt sich die Vielseitigkeit des Jürgen Hoffmann, der sich auch in diesem Stil sicher bewegt. Diesen „Hobby-“Musiker aus Franken sollten wir zweifellos augenblicklich auf unsere Watchlist setzten. Diese drei bieten ein „Jesus Just Left Chicago“, dass schwerfällig wie selten unterwegs ist. Aber für‘n Kerl wie ihn dürfte das auch kein einfaches (Pf)Laster gewesen sein. Sie lassen den Chris Jones Klassiker „Thank you R. J. Reynolds“ folgen, der durch den ‚toasted bass‘ ein ganz neues Flavour bekommt. Und noch‘n Jones: „Long After You‘re Gone“ - schwer und mutig, mit viel Last auf den Schultern. - Und auf geht‘s in die heutige Session, aber auch die bleibt unserem Live-Genuss vorbehalten. Kommt einfach zum 10. Concert For Chris Jones am zweiten November-Wochendende 2014 in die Kommisse nach Wolfenbüttel. Noch gibt‘s Karten und Betten - wir sehen uns!