Er ist ein Kind der Bundesliga: Otto Rehhagel. Im Ruhrpott geboren, macht Rehhagel als beinharter Verteidiger erst beim Zechen-Betriebssportverein TuS Helene 28, dann beim berühmten Rot-Weiß Essen auf sich aufmerksam, wo kurz zuvor noch Helmut Rahn gekickt hatte (der mit dem Siegtor beim Wunder von Bern). Rehhagel glaubt an sich will früh hoch hinaus: „Ich werd' es zu was bringen. Für mich gibt es nur Fußball. Und wenn es die Bundesliga gibt, bin ich dabei, dann steig' ich da ein.“ Und tatsächlich: Pünktlich zum Ligastart vor einem halben Jahrhundert (Saison 1963/64) heuert Rehhagel bei Hertha BSC Berlin an und startet damit in eine 50jährige Doppelkarriere als Spieler und Trainer. Die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert er Anfang der 1970er Jahre bei Hennes Weisweiler (hier geht's zur Eulengezwitscher-Biografie). Obwohl er fast die halbe Bundesliga trainiert hat (Kickers Offenbach, Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld und Fortuna Düsseldorf), ist sein Name vor allem mit zwei Vereinen verbunden: mit Werder Bremen und mit dem 1. FC Kaiserslautern. An der Weser wird Rehhagel zum Dauerbrenner (1981-1995) und anvanciert zum Fußball-Monarchen. König Otto, wie er bald gerufen wird, holt Meisterschaften und Pokale nach Bremen (sogar den Europapokal der Pokalsieger). Auch außerhalb des Platzes macht Rehhagel von sich reden. Seine markigen Sprüche sind bald sein Markenzeichen: "Die sollen sich nicht so anstellen", weist er Journalisten bei der Frage nach dem hohen Krankenstand seiner Spieler zurück, "bei mir zählen nur glatte Brüche als Verletzungen." Wer den Mund vollnehmen so kann, der ist wie gemacht für den Job des Trainers von Bayern München. Dort aber scheitert er schon nach einer Saison (1995/96). "Otto Rehhagel ist ein guter Trainer für einen Provinzverein wie Kaiserslautern oder Werder Bremen", ätzt Bayern-Manager Uli Hoeneß, "aber nicht für einen Weltverein wie Bayern München." Kaiserslautern - gerade abgestiegen - nimmt Rehhagels Dienste gerne an. Der direkte Wiederaufstieg ins Fußball-Oberhaus gelingt wie erhofft. Was aber dann folgt, ist ein Fußballmärchen. Am 1. Spieltag der Saison 1997/98 müssen Rehhagels Rote Teufel ausgerechnet im Münchner Olympiastadion ran. In der 80. Spielminute nimmt die Sensation ihren Lauf. Michael Schjönberg schießt das Siegtor für die Lauterer (siehe Clip).
Nicht nur diese Revanche-Schlacht entscheidet König Otto für sich - auch der Krieg wird gewonnen: Der Aufsteiger vom Betzenberg wird Deutscher Meister 1998. Noch einmal gelingt Otto Rehhagel ein solches Schelmenstück: Bei der Europameisterschaft 2004 führt er die griechischen Außenseiter zum Titel. Dass ihm dabei veralteter und langweiliger Defensiv-Fußball vorgeworfen wird, lässt den gelernten Verteidiger kalt: "Die Entscheidungen, die ich treffe, sind immer richtig!" Die letzte (bislang) Karrierestation hat den alten Meister zurück zur Alten Dame Hertha geführt. Auch wenn er deren Abstieg vor einem Jahr nicht hat verhindern können, wird Rehhagel immer ein Großer der Bundesliga bleiben. Heute, am ersten Spieltag der Jubiläumssaison, feiert Rehhagel sein eigenes Jubiläum, denn vor 75 Jahren ist Otto Rehhagel geboren worden.
Übrigens: Wer jetzt schon wissen will, wer der nächste Deutsche Meister wird und welche Trainer gehen müssen, der nehme sich Otto Rehhagel zu Herzen (siehe Clip):