Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Salim Zitouni.
Obwohl ihnen alle Möglichkeiten demokratisch in die Hände gegeben werden, hat es die Masse der Indie-Autoren doch sehr schwer, sich einen Namen zu machen. Nicht zuletzt hängt dies mit den Preisen für E-Books zusammen. Der ein oder andere Autor muss bereits laut mit den Zähnen knirschen, wenn er sein Werk, das oft einige hundert Seiten umfasst und lange Entstehungszeit gebraucht hat, für 2,99 € anbietet. Ganz zu schweigen davon, es für 0,89 € anzubieten.
„0,89 €? Du spinnst wohl!“, hallt es aus der anderen Ecke, in der die Leser, die einen nicht kennen, sitzen. Für ein E-Book eines unbekannten Autors auch noch bezahlen, das ginge ja mal gar nicht. Kostenlos, das ist das Wort der digitalen Stunde. Was soll ein ambitionierter Amateur-Schriftsteller in diesem Fall tun? Er hat keine Plattform, kein Publikum, keine Fan-Base. Das ist die alte, absurde Situation, die man auch vor so manchem Club beim Türsteher erlebt: „Nur für Stammgäste!“, bekommt man da hingepfeffert. Ja, und wie wird man nun Stammgast? Doch wohl nur, indem man mal reinkommt, in den Club der Auserlesenen.
Das Problem für den neuen Autor wird dabei offensichtlich: Die Akzeptanz des potenziellen Käufers ist noch nicht hergestellt, das Vertrauen in die Fähigkeiten des Autors noch nicht vorhanden. Die berühmte Katze im Sack für ganze 0,89 Cent kaufen? Wenn sich jeder Autor sein eigenes Kaufverhalten bewusst macht, wird er feststellen, dass er das selbst nicht tut.
Wie kann sich jedoch ein Autor ein Publikum aufbauen, das auch bereit ist, irgendwann einmal die 0,89 € oder sogar 2,99 € (WOOHOO!) zu investieren? Mein Tipp: Als absoluter Neuling sollte man großzügig sein. Kostenlose Leseproben oder Kurzgeschichten sind eine gute Möglichkeit, den potenziellen Käufern Gründe für den weiteren Konsum zu liefern. Der wichtige Punkt hierbei ist jedoch, die Kostenlos-Jäger an sich zu binden. Schließlich möchte man ihnen ja mitteilen, wenn es mehr vom Stoff gibt. Eine Möglichkeit ist es, die kostenlose Leseprobe oder Kurzgeschichte mit Hilfe einer Anmeldung mit E-Mail-Adresse auszuliefern. Das ist nur fair. So baut man sich eine Mail-Liste auf, die später pures Gold wert ist. Natürlich sollten datenschutzrechtliche Regelungen stets eingehalten werden und eine Option zum Abmelden aus dem Mail-Verteiler in jeder Nachricht vorhanden sein.
Wenn sich die Leseratten die Leseprobe abgeholt haben, ist, sofern die Stories gut sind (davon gehen wir einfach mal aus), der Grundstein für eine dauerhafte Leserschaft gelegt. Die Registrierten werden angeschrieben, wenn es etwas Neues gibt, eine auf die Folter spannende Leseprobe gibt es stets umsonst. Die Empfänger-Liste wird von Veröffentlichung zu Veröffentlichung länger und länger und nach einiger Zeit hat der Autor plötzlich ein Publikum, von dem er nicht nur 0,89 € für seine Inhalte verlangen kann, sondern 2,99 € (WOOHOO!) und mehr. All das setzt voraus, dass sich der Autor mit einigen wenigen technischen Faktoren (wie der Opt-in-Seite für den Leseproben-Download) und einiger Strategien für ein größeres Publikum auseinandersetzt. Denn: Auch eine Amanda Hocking kam nicht über Nacht mit 13 Romanen um die Ecke, sondern hat sich lange Zeit ihre eigene Plattform aufbauen müssen.
Als Student und baldiger Absolvent eines Verlagsstudienganges habe ich all diese Entwicklungen und Prozesse im Auge und bin selbst stets am Testen von Methoden und Strategien. Durch ständig wechselnde Algorithmen und Trends in dieser Branche bleibt eine Maxime mit Sicherheit bestehen: Always tweak like a freak!
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