Den mit 20.000 Euro dotierten Preis teilen sich in diesem Jahr zwei Lyriker aus dem slawischen Sprachraum: der Sorbe Kito Lorenc, 1938 in Schleife in der Niederlausitz geboren, und der Serbe Miodrag Pavlovic, 1928 in Novi Sad geboren. Im kragenlosen Hemd schwärmte Handke in seiner Laudatio auf Lorenc von den “Fluren der Luzica”, wie die Lausitz auf Sorbisch heißt, und vom “herrlichen Brauch” der Osterreiter. “Solche Gedichte wird es im Deutschen nie mehr geben, niemals mehr, nevermore.” Auch Pavlovic, der in Belgrad als Schuljunge Deutsch lernte, dann die Bombenangriffe der Nazis erlebte und heute in Tuttlingen wohnt, trat nach Peter Hamms Lobrede mit dem Gestus des Abschließens auf: “Es sind meine letzten Gedichte, was ich sagen wollte, das habe ich gesagt.” Es war ein elegischer Moment im Festsaal des Nationalmuseums, während draußen ein spätromantischer Sommer flirrte. / Andreas Rosenfelder, Die Welt