Die Stadt Wiesbaden vergibt in Kooperation mit hr2-kultur einen neuen Lyrikpreis. Erste Preisträgerin ist die Berliner Schriftstellerin Ursula Krechel.
Krechel erhält die Auszeichnung, die mit 10.000 Euro dotiert ist, insbesondere für ihre beiden Bände “Stimmen aus dem harten Kern” sowie “Jäh erhellte Dunkelheit”, heißt es in der Begründung der Jury. “Diesen Gedichten zu begegnen, ist ein Erlebnis; man erinnert sich nachdrücklich an die Stimme einer Dichterin, der es mit ihren Versen gelingt, die Materialität der Sprache, ihre Laute, ihre Schrift, so freizulegen, dass sich ein feines Leuchten über die Dinge legt”, urteilt Jurymitglied Silke Scheuermann.
Zudem zeichnete die Jury die ebenfalls in Berlin lebende Lyrikerin Simone Kornappel aus. Sie erhält für ihren noch unveröffentlichten Band “raumanzug” den mit 2.500 Euro dotierten “Orphil”-Debütpreis. “Diese Gedichte stehen in der Tradition moderner visueller Poesie und aggressiver ‘Montagekunst’ (Gottfried Benn). Sie sind laut, schrill, kompromisslos, sie unterziehen die Sprache fortlaufend einer Zerreißprobe und lassen die ‘songlines’ der ehrwürdigen poetischen Tradition und die Technizismen des digitalen Zeitalters kunstvoll aufeinanderprallen,” so Michael Braun.
Gestiftet wurden die Preise von Ilse Konell, Witwe des 1991 verstorbenen Dichters George Konell, der viele Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte und dessen Geburtstag sich am 6. Juni zum 100. Mal jährt. Vergeben wird der “Orphil” künftig alle zwei Jahre an Lyriker, die mit ihrem Werk Stellung beziehen und sich politischen wie stilistischen Moden zu widersetzen wissen. “Orphil” nannte George Konell die eisernen Gockel auf den Rathäusern Frankreichs, die für ihn das Lied des Sängers Orpheus wie auch die Ideale der Französischen Revolution verkörperten.
Der Jury gehören der Kritiker und Herausgeber Michael Braun, der hr2-Literaturredakteur Alf Mentzer sowie die Schriftstellerin Silke Scheuermann an.
Preisverleihung am 6. Juni im Literaturhaus Villa Clementine in Wiesbaden
/ hr