Das Gesamtwerk von Tomas Tranströmer, dem wortkargen Nobelpreisträger von 2011, umfasst rund 300 Seiten, mehr nicht. Seit seinem – im Tennis würde man sagen – trockenen und präzisen Aufschlag von 1954 unter dem Titel «17 Gedichte» baut er ein Werk, bei dem Lakonie und emotionale Intensität Hand in Hand gehen. Seine skeptische Maxime «Reduziere» scheint immer die perfekte Balance zu finden zu seiner Hingabe an das Rauschen des Sehens und Hörens. Zwischen den beiden zu kalibrieren – das ist sein Lied: ein federnder Rhythmus, eine in Grau geschlagene Kantilene, aus der plötzlich Farben sprühen, wie wenn hinter dem Laub ein Specht aufblitzt.
Wie er zu dieser Kunst kam, kann man nun an seinen von Jonas Ellerström herausgegebenen Jugendgedichten ablesen, ein Lokaltermin, der uns einen genauen Einblick in die Entstehung seiner Lyrik gewährt. (…)
Bis dahin hatte Tranströmer Wissenschafter werden wollen und eine erstaunlich lückenlose Sammlung der Insekten von Runmarö angelegt. Dieser Insel, auf der er sich oft mit seinem Grossvater aufhielt, widmete er das epische Langgedicht «Ostseen» und machte sie so zum Mittelpunkt seines Werkes./ Hans Jürgen Balmes, NZZ
Tomas Tranströmer: Ungdomsdikter / Jugendgedichte. Mit einem Aufsatz von Jonas Ellerström und Arbeiten auf Papier von Peter Frie. Übersetzt von Hanns Grössel. – Fredrik Sjöberg: Tomas Tranströmers Insektensammlung von der Insel Runmarö. Mit Arbeiten auf Papier von Peter Frie. Übersetzt von Klaus-Jürgen Liedtke. Beides: Kleinheinrich, Münster 2011. Nur gemeinsam erhältlich: € 50.–.