88. Georg Hoprich

Vor allen Dingen erweitert das Dichterschicksal Georg Hoprichs die doch recht einseitige Sicht auf die rumäniendeutsche Literatur, die leider meist nur mit den Namen des einstigen Vorzeigeehepaars der rumäniendeutschen Literatur, Herta Müller und Richard Wagner, sowie mit der deutschsprachigen Aktionsgruppe Banat erwähnt wird. Georg Hoprich wurde dank der mutigen Herausgebertätigkeit von Stefan Sienerth – 1983 erschien im Kriterion Verlag Bukarest dessen einziger Gedichtband mit dem schlichten Titel „Gedichte“ – schon in der alten Heimat wiederentdeckt. Hoprich war von allem Anfang an zeitgenössisch, wie seine vielleicht unbefangenste autobiographische rumäniendeutsche Kindheitsschilderung schlechthin im Gedicht „Erinnerung“ I zeigt: „Aus blauen Augen sah ich Kind,/ Wie durch Regen und Sonne und Staub und Wind/ Die Zeit trottete./ – Der erste Winter, der mir bekannt,/ War rauh./ Der Vater schlief am Rand,/ Ich in der Mitte, die Mutter an der Wand,/ das Bett war eng./ – Der Sommer brachte zu uns Soldaten,/ Sie kamen in Autos – russische Soldaten./ Mein Vater hinkte zu ihnen und reichte jedem die Hand./ Meine Mutter gab ihnen Wasser, ich erhielt ein rotes Band/ Und verlor die Furcht vor Mitja./ – Ein lichter Frühling wehte dann,/ Es kaufte mein Vater, der hinkende Mann/ Sich einen Holzfuß. Dann und wann/ War in der Suppe auch Fleisch“ (1959).

Hier gelingt es Georg Hoprich, die Geborgenheit des intakten Familienlebens in einem siebenbürgisch-sächsischen Dorf gerade auch in gesellschaftlichen Umbrüchen zu thematisieren. Die Geborgenheit einer Dorfgemeinschaft, die nicht nur durch die protestantische Arbeitsmoral, sondern auch durch den lutherischen Familiensinn geprägte siebenbürgisch-sächsische Gemeinde zusammenhielt, fasst Hoprich in die Verse, die seinem Heimatdorf Thalheim/Daia bei Hermannstadt als Symbol des siebenbürgisch-sächsischen Dorfes ein Denkmal setzen. / Ingmar Brantsch, Siebenbürgische Zeitung



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