Für einen Augenblick weiche ich ab von meinem Widerwillen gegen den Banal-Journalismus, der so mundfertig mal „die Marlene von heute“, mal „Er ist ein neuer Thomas Bernhard“ blökt – und sage: Vieles im lyrischen Kosmos des Czeslaw Miłosz erinnert an Rilke (den er oft nennt). Rilkes Trotz, mit dem dieser die – sogar sexuellen – Lebensfreuden hienieden für sich, nein: für uns einfordert, liest sich bei seinem polnischen Bruder im Geiste so:
Herrgott, ich liebte Erdbeermarmelade,
Und die dunkle Süße des weiblichen Körpers.
So wie auch eisgekühlten Wodka, Heringe in Öl
Und den Duft von Zimt und Nelken.
/ Fritz J. Raddatz in der Welt heute zum 100. Geburtstag des polnischen Dichters Czesław Miłosz am 30.6.
*) vorsichtshalber füge ich hinzu, daß die Anspielung auf Heine im Titel keine Persiflage meint, seis auf Miłosz oder Raddatz, sondern bloß, vermittels des Wörtchens „hienieden“, Freude über eine Parallele Heine-Rilke(-Miłosz) ausdrücken soll. (Und den Wodka als Zugabe, Ulf Stolterfoht herzlich gewidmet. Dazu später mehr.)