Den Tuareg hat Gert Müller ein Buch gewidmet, das erstmals 1997 erschien und heute als Standardwerk und Saharaklassiker gilt. / ORF
Wie Sand im Licht des Mondes. Dichtung der Tuareg [Gebundene Ausgabe]
Gert Müller
127 Seiten
Haymon Verlag 1997 (3. Aufl. 2003)
Aus dem Vorwort: „Bei den Nachdichtungen stand das Bemühen im Vordergrund, wörtlich übersetzte Vorlagen in eine Form zu bringen, die dem europäischen Empfinden zugänglich ist und doch die Identität der Aussage und Liedhaftigkeit der Tuaregpoesie bewahrt.“
Probe:
Einmal tat ich so, als liebte ich dich nicht,
bis man mir sagte, du seiest nicht mehr.
Kennst du den Hügel,
der mein Grab sein wird?
Dort häufe ich Steine auf mein Herz.
Der Wind trägt mir deinen Atem zu
und nimmt meine Sehnsucht mit
zu dir …
(S. 54)
(Wenigstens ein paar Proben wörtlicher Übersetzung hätte man sich gewünscht – gibt es doch längst eine andere Theorie und Praxis des Übersetzens, nach der es, wie schon Benjamin zitiert, nicht darauf ankomme, das Chinesische zu verdeutschen, sondern das Deutsche zu verchinesischen. Und gibt es die Praxis nicht schon längst? Haben nicht die Vorfahren der Deutschen ihre Sprache latinisiert, um Religion und Wissenschaft auszudrücken? So haben die Minnesänger sie arabisiert, woran auch ein deutscher Kaiser auf Sizilien mitwirkte, so hat Opitz die deutsche Dichtung nederlandisiert, andere sie verfranzösischt oder der alte Goethe verpersischt, Hölderlin gräzisiert, Brecht, Eich & andere sinisiert und japanisiert und so jeweils neue Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen, ohne die unsere Dichtung immer noch wie das Hildebrandslied klänge. Tuaregisierung now!)