Wenn man Ihren Roman liest, meint man, die Lyrikerin herauszuhören, als die Sie angefangen haben. Sehen Sie das auch so?
Marjana GAPONENKO: Für mich ist ein Roman ein sehr langes, großes Gedicht. Ich komme aus der Lyrik und ich weiß, dass ich am Gesang, am Lied klebenbleibe. Ich komme aus einem Kulturkreis, wo sehr viel gesungen wird. Auch einfach so auf der Straße. Da zeigt auch keiner mit dem Finger: Schau, ein Betrunkener, der singt. Man singt, weil man überwältigt ist von irgendwelchen Gefühlen, weil man sich freut. Damit bin ich aufgewachsen, dass man frei singen kann. Ich kann nicht singen, aber ich bin gerne in einer Gesellschaft, wo plötzlich eine Gitarre auftaucht und “Caprifischer” gesungen wird. “Wer ist Martha?” ist eigentlich mit dem Gedanken geschrieben, dass der Leser das Gefühl hat, in einem tollen Konzert zu sitzen, von einer Sinfonie durchdrungen zu werden. Das wäre für mich das größte Kompliment. / Neue Westfälische