Die von ihm erwähnte “Europäische Verfassung in Versen” ist eines der großen Projekte, die der umtriebige flämische Schriftsteller initiiert hat. Vor drei Jahren bat er Autoren aus allen europäischen Ländern jeweils in ihrer Sprache die europäische Verfassung umzuschreiben. Das Ergebnis – Texte voller Hoffnungen, Träume und auch Enttäuschungen – wurde auf die Bühne gebracht.
“Für mich ist der europäische Traum immer noch ein Traum, auch wenn er zur Zeit eher einem Alptraum ähnelt”, sagt David van Reybrouck.
“Es ist doch großartig, dass sich der Frieden in Europa so lang gehalten hat. Aber lasst uns diesen Traum auch weiterträumen und nicht in einen Krampf zurückfallen. Es erschreckt mich, wie wir überall in Europa wieder in Nationalismen zurückfallen.”
David van Reybrouck lebt allein im Brüsseler Stadtteil St. Gilles in einer großzügigen Jugendstilwohnung. Er ist schmal, gepflegt, seinem Gegenüber zugewandt, ein Intellektueller mit feinen Gesichtszügen. Die Literatur liebt er, schreibt Gedichte, Prosa, Essays, aber manchmal, sagt er, werde er politisch und mische sich ein. / Susanne von Schenk, DLR