Die Stieber Twins stehen in Heidelberg unter Denkmalschutz. Auch wenn Luxus Chris und Mr.Mar selbst nur noch selten ins Rampenlicht treten und die letzte Veröffentlichung des HipHop-Duos lange Jahre zurück liegt, hat sich spätestens bei einem Blick auf die Gästeliste ihrer Geburtstagsfeier zum runden 80. gezeigt, dass die Kupferköpfe in der Szene nach wie vor größte Sympathieträger sind. Als Gratulanten reisten mit Kool Savas oder Jan Delay prominente Vertreter der Zunft an.
Als Fenster zum Hof erschien, waren Martin und Christian 25. Zu ihren 40. Geburtstagen luden sie nun in den Heidelberger Karlstorbahnhof. Einziger offizieller Gast war der New Yorker Diamond D von der legendären Rap-Supergroup D.I.T.C. In der ungewohnten Konstellation, Vorgruppe für deutsche Künstler zu sein, startete der Oldschool-Rapper und Produzent seine Show zum 20. Jubiläum seines Albums Stunts Blunts & HipHop (1992). Unterstützt von seiner Live-Band, schmetterte das HipHop-Schwergewicht vor dem aus allen Nähten platzenden Karlstorbahnhof mit Best Kept Secret, I Went For Mine oder The Hiatus einen Klassiker nach dem anderen ins Mikro. Alles in allem bescherte Diamond D einen sensationellen Auftakt für einen historischen Abend.
Auch die Stieber Twins hatten nicht nur ihren langjährigen Plattenleger Special-T im Gepäck, sondern wurden von der Live-Band Soulsneakers hofiert. Fenster zum Hof meets Illmatic lautete das Konzept, bei dem die Band die klassischen Instrumentals von Nas’ epischem Debüt einspielten und die Stiebers dazu ihre Texte kickten. Mit ihrem Freund Aphroe von RAG hatten sie dafür einen willigen Mitstreiter gefunden, dem anschließend mit Westwind und Unter Tage ein eigenes Medley eingeräumt wurde.
Nach einer kurzen Einlage von Soul-Powerfrau Nicole Hadfield – einer Adaption von Pharoahe Monchs Shine, das passenderweise von Diamond D produziert wurde – betrat mit Cora E die First Lady des Deutschrap die Bühne. Nach dem obligatorischen Einmal Macco, zweimal Stieberpräsentierte Cora noch ihren 90er-Hit Schlüsselkind. Der brodelnde Karlstorbahnhof war nun auf Betriebstemperatur. Anschließend hatte wieder ein alter Freund der Zwillinge das Mic in der Hand: Curse. Die halbe La Familia tummelte sich nun für Harte Zeiten auf der Bühne. “Stiebers gekoppelt gleich verdoppeltes Risiko”, hieß es danach bei Doppeltes Risiko. Als Curse nach den Solo-Stücken Wahre Liebe und den 10 Rap Gesetzen das Scheinwerferlicht verließ, gab es Malaria leider ohne das Zutun der verhinderten Feature-Parts Max Herre und Samy Deluxe. Urplötzlich tauchte aus dem Hintergrund dann allerdings Das Bo auf, um mit Türlich, Türlich kurzzeitig auf Drecksau-Party-Modus umzustellen.
Jetzt startete das Wunschkonzert der Geburtstags-Twins. Allein durch das frenetische Publikum untermalt, läutete Der Lange von Too Strong auf Bitten von Luxus Chris die Rabenschwarze Nacht ein. ”Homo hiphop sapiens heidelbergensis” Torch, der letztes Jahr selbst erst seinen 40. Geburtstag in Heidelberg weitläufig inszeniert hatte, setzte kurz darauf mit Heiss wie Feuer und Wir Waren Mal Starsnoch einen drauf und erinnerte sich, dass die Stieber Twins in ihrer pubertären Phase noch als Tänzer bei seiner Crew Advanced Chemistry eingespannt waren.
Dendemann (Eins Zwo), Jan Delay und DJ Mad (Absolute Beginner) waren weitere prominente Gäste, die das in Gold unaufwiegbare Line-up mit einem Kurzeinsatz verstärkten. Die Schlussnote setzte der “King of Rap” Kool Savas mit gleichnamigem Stück höchstpersönlich, bevor die Stieber Twins sich bei Gänsehaut-Feeling mit dem HipHop-Evergreen Fenster zum Hof auf die Aftershow-Party verabschiedeten.
Das HipHop-Klassentreffen zum 80. Geburtstag der Stieber Twins sorgte bei den Protagonisten und den Fans gleichsam für überschäumende Begeisterung. Zahlreiche Wegbegleiter wie Akim Walta, Steve, Scotty, DJ Mirko, Glammerlicious, Rick Ski, Future Rock, Mr.Wiz oder Hulk Hodn fanden sich an diesem Abend ein, um mit den bodenständigen Heidelberger Jungs, die ihrem Stil stets treu geblieben sind, zu feiern. Alles Gute, Stiebers!